Montag, 13. Mai 2013

Cairns, ein cooler Inder und Chinesen an der Rehling

28.4.2013

Gestern Abend haben wir mit allen anderen Backpackern von der Farm hier an einem nahe gelegenen See ein großes Feuer gemacht und das kaputte Auto begossen. Echt ein cooler Abend, Danke Jungs und Mädels aus allen Ländern!
17 Tage sind wir noch hier auf der Insel und nun ist unser Auto kaputt. Theoretisch könnte man das Auto reparieren, 1., dauert eine Reparatur, 2., kostet eine Reparatur. Da wir für 1.) nicht genügend Zeit und für 2.) nicht genügend Geld haben, müssen wir uns überlegen, was wir jetzt mit dem Karren machen:
1.) hat Jason, der Farmer uns angeboten, dass wir seine Schrottflinte haben dürfen. Normalerweise erschieße er damit Eindringlinge, gesteht er mit einem Grinsen.
2.) hat Jason uns einen echt stabilen Strick gegeben, mit dem könnte man sich im Falle des Falles immer noch erhängen, meint Jason mit einem Zwinkern.
Blöder Zyniker.
3.) wäre eine Reparatur, die ist aber sowieso schon ausgeschlossen. Selbst wenn wir das zeitlich hinbekommen sollten, ich habe unseren Karren seit ca. fünf Wochen auf mehreren Internetplattformen zum Verkauf angeboten und die Interessenten lassen auf sich warten. Wäre ja echt dumm, wenn wir jetzt viel Geld ins Auto stecken und es im Endeffekt auch nicht verkauft bekommen.
4.) Wäre den Karren an einen Schrottplatz verkaufen, nur wie bekommen wir den dahin? Hier gibt es keinen in der Nähe und fahrtüchtig ist unser Auto nun wirklich nicht.
5.) Hat Jason uns angeboten, dass er unser Auto auf der Farm behält und versucht es für uns zu verkaufen, während wir wieder ins schöne, sicherer Deutschland zurück fliegen.

30.4.2013

Wir haben uns alles noch mal genauer überlegt und sind noch zu keinem richtigen Ergebnis gekommen:
1.), die Schrotflinte macht auf jeden Fall am meistern Lärm und Spaß, sollte man mal im Hinterkopf behalten, zu
2.) muss ich sagen, dass wir zwar leicht geknickt sind wegen dem Auto, einen Strick nehmen wir uns aber garantiert nicht. Außerdem, bei der australischen Qualität, wie wir sie bis jetzt kennengelernt haben, gibt es hier bestimmt keine Bäume die stabil genug sind um sich dran zu hängen. Das könnte richtig deprimierend enden.
3.), eine Reparatur, haben wir beide nicht mal ansatzweise Lust drauf und ist damit auch aus dem Rennen.
4.), der Schrottplatz. Ein Schrottplatz zahlt für ein Auto in unserem Zustand noch mal gerne 1000$, das wäre wenigstens schon mal etwas. Ich organisiere mir von Jason ein Telefonbuch und rufe alle Schrottplätze im Umkreis von 150Km an. Ein Schrottplatz macht mit der Aufschrift „Australia wide pick up“ Werbung und erklärt mir, dass ihm die 95Km zu weit wären. Der hat sein Kuhdorf bestimmt noch nie verlassen, sonst wäre ihm mal aufgefallen, dass Australien echt groß ist. Pff. Ein weiterer Platz erklärt, er würde gerne vorbeikommen, er kaufe jedoch generell keine Autos, die mehr als 180.000Km auf der Achse hätten. Ist es nicht eigentlich der Sinn von einem Schrottplatz, dass man für jegliche Autos Ersatzteile findet? Unser Auto ist in einem guten Zustand, nur das Getriebe halt nicht. Das Auto zum Schrottplatz zu schleppen lohnt sich nicht. Das würde uns ca. 480$ kosten, damit fällt der Schrottplatz auch ins Wasser.
5.), Jason das Auto hier lassen ist eigentlich zu riskant. Jason ist echt ein cooler Chef, er hat nie groß rumgemault und war immer hilfsbereit. Er hat uns sogar geholfen unser Auto zu verkaufen. Wenn wir ihm das Auto jetzt hier lassen und hoffen, dass er uns noch Geld nach Deutschland schickt, ist das irgendwie naiv, anderseits aber auch das Einzige, was uns übrig bleibt.
Jason hat uns sogar schon Zubehör von uns abgekauft, das ganze Campingzubehör gehört jetzt ihm. Na toll, wahrscheinlich lassen wir das Auto jetzt bei ihm, er zieht uns komplett über den Tisch und wir zwei Idioten haben ihm vorhin sogar noch dabei geholfen, unser Auto auszuräumen.
Welch Ironie.
Wir sollten noch mal verstärkt über das Angebot mit der Schrotflinte nachdenken.

2.5.2013

In genau zwei Wochen sitzen wir im Flugzeug nach Hause, falls nicht wieder irgendwas total Blödes dazwischen kommt. Gestern hatten wir unseren letzten Arbeitstag auf der Farm und damit auch in Australien. Echt unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht.

4.5.2013

Morgen geht es weiter nach Cairns! Kenny, der Inder, der eigentlich gar nicht Kenny sondern Genny heißt, wollte uns bis nach Cairns mitnehmen. Wie es ein total blöder Zufall jedoch wollte, ist sein Auto, im gleichen Moment krepiert wie unseres. Genny hat Marius letzten Freitag gebeten, unser Auto wegzufahren, damit er vorbeifahren kann. Marius fährt los uns unser Karren gibt den Geist auf, während Genny in seiner Parklücke hängt und sein Auto nicht mehr starten kann. Er hat sich gestern abschleppen lassen und der Mechaniker hat ihm heute die frohe Nachricht überbracht, dass sein Auto wieder heile ist! Puh! Wie wären wir sonst nach Cairns gekommen?

5.5.2013

Reisegruppe „Cairns“ bricht vormittags mit total lauter Musik auf. Genny ist bester Dinge und erklärt, dass er total auf Gangsterrap steht, cool. Reisehut auf dem Kopf, Sonnenbrille unglaublich tief im Gesicht, Arme aus dem Fenster, wir fühlen uns wie in einem Gangsterfilm, cool. Echt cool, dieser Trip, vor allem die coole Musik. Wir halten an einem Getränkemarkt und einem Wasserfall an, an dem wir ein paar coole Fotos schießen. Wir kommen gegen neun Uhr in Cairns an und Genny lässt uns an einem Hostel raus. Anschließend fahren noch ein paar mal um den Block mit Genny und trinken zusammen ein paar Bier. Gennys Fahrstil unterscheidet sich stark von unserem, offenbar hat er keine Angst vor Geschwindigkeitskontrollen und das Stoppen an roten Ampeln ist anscheinend generell nicht so sein Ding.

7.5.2013

Regen.
Was ist das? Wasser das vom Himmel kommt, kennen wir nur noch aus alten Geschichten. Ehrlich, es hat in den letzten fünf Monaten höchstens sieben Tage geregnet. Cairns ist die Backpackerhauptstadt des „Sunshine State“ Queensland, wieso zum Teufel fängt es jetzt an zu regnen? Wir haben für morgen einen Tauchgang am „Great Barrier Reef“ gebucht, wieso muss es ausgerechnet jetzt anfangen zu regnen?

8.5.2013

Der Great Barrier Reef Marine Park ist seit 1981 UNESCO- Weltnaturerbe und erstreckt sich über eine Länge von 2300Km. Das einzigartige Korallenriff bietet Lebensraum für mehr als 1500 Fisch-, 400 Korallen-, und 240 Vogelarten und ist damit der vielfältigste Lebensraum der Erde. Für heute haben wir einen Schnorchel-, und Tauchgang gebucht. Unser Schiff, die „Osprey V“ startet um 7:30 am Hafen und die Crew ist echt gut drauf, verglichen mit vier Chinesen, die ca. ab 7:35 mit verblüffend grüner Gesichtsfarbe über der Rehling hingen und, na ja, sagen wir „rückwärts gefrühstückt“ haben. Ein Inder hat die ganze Chose beobachtet und fand die Idee mit dem rückwärts essen offenbar total klasse, er hat sich weitere fünf Minuten später daneben platziert und es ihnen nachgetan. Der kleine Matt, ein höchstens zehn Jahre alter Australier hat es leider nicht mehr bis zur Rehling geschafft, sein Vater hat uns dafür aber gezeigt, wie lange man im Vollspringt braucht, um die Treppe runterzurennen, in den Gemeinschatsraum zu laufen, eine braune Türe zu organisieren, die Treppe wiederhochzukommen um die Tüte dem Kind vor den Mund zu pressen, ungefähr 13 Sekunden. Respekt, reife Leistung! Der Käpten ist offenbar super gut drauf, so wie der fährt, das Boot wackelt wirklich stark, man kann nicht stehen, wenn man sich nicht festhält. „Kein Grund, dass mir schlecht wird“, meint Marius, „so fühl ich mich jeden Sonntag Morgen nach einer Barparty!“.
Das Wetter hat sich leider noch nicht wirklich gebessert, die Bordcrew gibt sich jedoch optimistisch und erklärt, dass das Riff ziemlich weit außerhalb ist und laut dem Wetterbericht sei das Wetter dort besser. Angekommen am Riff wird uns Sinn und Zweck einer Sauerstoffflasche beigebracht, laut Lehrer können wir mit dem Teil ca. 30 Minuten unter Wasser bleiben. Marius behauptet zwar strickt, dass er sein „Käpselchen“ eh mit einem Zug leergesaugt bekommt, wir beschließen es trotzdem zu versuchen.
Unter Wasser erwartet uns eine unglaubliche Vielzahl von bunten Fischen. In wirklich jeder erdenklichen Farbe schimmern die Fische und das große Korallenriff im Hintergrund sorgt für einen wunderschönen Gesamteindruck. Nach ca. 30 Minuten tauchen wir wieder auf und paddeln zurück zum Boot, wo bereits der nächste Tauchgang darauf wartet die Fische zu bestaunen. Das Wetter ist tatsächlich besser geworden und das Wasser hat entspannte 26°C, wir schnappen uns sofort einen Schnorchel und gehen auf Schnorcheltour.
Gegen Mittag steht der Käpten an der Rehling, winkt mir einem Schnitzel und ruft uns zum Lunch. Wenn man den Rest des Tages nicht gebückt über der Rehling hängen möchte, sollte man hier nicht zu sehr zuschlagen, demonstriert uns ein 35 Jahre alter Australier. Das sollte man in der Tat nicht tun, vor allem wenn es als nächstes mit einem kleinen Beiboot zu einem benachbarten Helikopter Landeplatz gebracht wird. Durch einen glücklichen Zufall habe ich für echt kleines Geld einen Helikopterflug über das Riff erstanden. Während das Schiff zum nächsten Riff aufbricht, schaue ich mir das ganze aus der Adlerperspektive an. Von oben sieht man genau das, was man sieht, wenn man im Internet nach Fotos des „Barrier Reef“ sucht, unglaublich. Das Riff schimmert in einem wunderschönen grün, während sich das Schiff nur noch als kleiner, weißer Punkt wahrnehmen lässt. Leider kenn ich nicht mal ansatzweise genügend Worte um zu beschreiben, wie das Riff von oben aussieht. Schön, toll, geil, klasse, hoch, grün, atemberaubend, faszinierend, whatever.
Das Boot ist inzwischen an einem anderen Teil vom Riff angekommen und unser Tauchlehrer wartet schon auf mich, um mir den zweiten Teil des Riffes zu zeigen. Dieser Teil ist das Highlight des Tages. Die Chinesen an der Rehling waren auch nicht schlecht, der zweite Teil des Riffes übertrifft jedoch alles. Wir bleiben über eine halbe Stunde unter Wasser und tauchen bis zu 13 Meter tief. Nemo, einen Hai, Delphine, riesige Fische mit Glubschaugen, ein riesiges, buntes Riff, alle sind da und lassen sich bestaunen.
Was für ein Tag!

11.5.2013

Echt ein komisches Gefühl. Vor mehr als neun Monaten sind Marius und ich völlig übermüdet in Sydney angekommen und sind mit einem Shuttle Bus zum Hostel gefahren, heute haben wir genau das Gleiche getan. Wir sind mit einem Flugzeug heute früh nach Sydney geflogen und sind jetzt quasi am Anfang vom Ende der Reise angekommen. Jetzt sieht man Sydney mit ganz anderen Augen.
Unser Zimmer ist der Hammer. Chaos³. Wirklich. Wenn mein Zimmer früher mal unordentlich war, haben meine Eltern mich immer gefragt, ob bei mir eine Bombe eingeschlagen ist. Hier wäre die Frage echt nicht nötig, es ist einfach nur offensichtlich, dass hier in irgendeiner Form eine Bombe eingeschlagen sein muss. So was wie eine „Klamottenbombe“. Wenn ich mich einfach mal spontan so umsehe, sehe ich: Schinken im Nachbarbett, ein 25Meter Verlängerungskabel, das 25 mal durch den ganzen Raum gelegt wurde, ein Glätteisen, das bei Marius im Bett liegt (by the way, der hat kaum mehr Haare), ein großer Mülleimer in Zimmermitte, ein leeres fünf Liter Paket Rotwein, zwei Tassen, ein Wandersmann mit einer Angel, der sich, dem verwirrten Blick nach zu urteilen, reichlich deplatziert vorkommt, Heinz gebackene Bohnen, eine zerfledderte Cosmopolitan, betrunkene Engländer/innen, ein Schminkset, einen schnarchenden Iren, Müll, Müll, Müll. Das totale Chaos.

14.5.2013

Home, jetzt gleich. Ehrlich jetzt. Gleich geht unser Flugzeug nach Dubai. Eigentlich müssten wir ja in den letzten Tagen in Sydney noch irgendwas besonders Tolles machen, aber was? Die Stadt kennen wir sogar noch vom letzten Mal und, na ja, wir waren gestern mal in der Disko. Echt ein komisches Gefühl. Wir haben jetzt neun Monate im Wald gelebt und irgendwie haben wir was verpasst. Was machen die Leute alle für komische Bewegungen auf der Tanzfläche, wieso tragen die Jungs alle einen Seitenscheitel? Wer sind die ganzen bunten Leute in dem bunten Musikvideo und warum zum Teufel machen die so komische Musik? Wir kommen uns in der Disko ungefähr so fehl am Platz vor, wie der Wandersmann in unserem Zimmer.
Puh. Joa, 9 ½ Monate sind eine lange Zeit. Wir brechen mit gemischten Gefühlen hier auf. Ich freue mich total auf Zuhause, Familie, Freunde, Schlagzeug, die Bar, humane Bierpreise, Mamas Küche, es gibt viele Dinge, auf die ich mich freue. Aber, 35°C, einen Sternenhimmel mit mehr Sternen als Himmel, fast täglich neue Freunde aus aller Welt, Unabhängigkeit, das Leben im Nirgendwo, das Meer, verrückte Menschen aus aller Welt, Dschungel, unglaublich schöne Landschaften, das sind so viele Dinge, die ich jetzt schon vermisse und auch sehr genossen habe. Könnt ihr euch vorstellen, wie geil es einfach nur ist zu sagen: „Hmm, irgendwie gefällt es mir nicht, komm wir fahren mal nach..Süd, obwohl, ne, komm wir fahren mal ein Stück in den Norden“, und einfach diese unbeschreibliche Freiheit zu haben?

Was soll ich jetzt sagen? Tschüss Känguru, Koala, Kookaburra, große Spinne?

Ich weiß es nicht.

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