Dienstag, 20. November 2012

Ein verplanter John und irgendwie Nichts.

4.11.2012

Es ist Sonntag und den ganzen Tag am regnen. An solchen Tagen beschränkt sich die Gestaltung unseres Freizeitprogramms auf irgendwelche Drinnenaktivitäten. Der Trailer zählt nur bedingt zu „drinnen“, wir haben zwar ein Dach über dem Kopf, es ist aber nicht wasserdicht. Das Auto zählt schon eher zu drinnen, wobei sich die Drinnenaktivitäten hier wiederum auf’s Fahren beschränken. Echt ätzend, dieser Regen.
Wir machen einen spontanen Waschtag und gehen einkaufen. Noch ätzender als Schlafen ist bei diesem Regen Kochen. Da wir mit unseren Gasflaschen nicht im Zelt kochen wollen um uns nicht selbst zu vergasen, sind wir gezwungen, draußen zu kochen.

5.11.2012

Es regnet immer noch, aber wir sind ja jetzt wieder schön auf der Arbeit und dürfen unterm Vordach arbeiten.
Schön wär’s, Michael schickt uns raus in die Büsche um irgendwelche blöden Pflanzen aufzustellen, die das Wetter offenbar zum Umfallen fanden. Den Rest des Tages darf ich weiterhin Flowerpötte auspacken und möglichst gleichmäßig in der Gärtnerei verteilen.
Marius bekommt einen „Whipper Snipper“, ein Flowermopped der ganz besonderen Art. Allerdings wissen wir nicht mehr, wie man die Teile in deutsch nennt? Ihr kennt doch bestimmt die Teile, an dem vorne ein rotierender Kopf mit Plastikfaden ist? Damit darf er auf jeden Fall den ganzen Tag arbeiten. Währenddessen schaffe ich es fast, mir mit Hilfe großzügiger Verplantheit und einer Gartenschaufel eine ansehnliche Narbe zuzufügen. Ist aber noch mal gut gegangen. Ich wollte die Schaufel eigentlich nur mürrisch auf einen Erdhaufen werfen, der direkt vor mir war. Die Schaufel landet offenbar in einem ungünstigen Winkel und wird mir fragwürdigerweise fast ins Gesicht katapultiert. Ich mein, ich hab mich letztes Jahr schon mal an einen Knoppers geschnitten, das fand ich schon irgendwie merkwürdig, wenn ich mich heute mit einer Schaufel umgebracht hätte wäre mir das irgendwie peinlich.

7.11.2012

Das Wetter lässt nach wie vor zu wünschen übrig, der Regen hat jedoch nachgelassen. Unsere Lust auf’s Arbeiten auch. Marius hat weiterhin Spaß mit seinem Whipper-Snipper und ich darf immer noch den ganzen Tag irgendwelche blöden Bäume umtopfen.
Michael erzählt mir, dass Johns Vater am Freitag Vormittag gestorben sei.
Ähh, STOP! War Freitag nicht der Tag, an dem John uns auf ein Feierabendbierchen eingeladen hat? John konnte seinen Papa offenbar nicht besonders gut leiden.

9.11.2012

Endlich Freitag! Super Wetter, super Laune und super ätzende Arbeit. Bäume umtopfen ist echt nichts für mich. Ich kann echt keine Bäume mehr sehen, Töpfe auch nicht so gerne. Gegen elf Uhr habe ich allerdings alle Töpfe aufgebraucht, wunderbar!
Kurze Zeit später kommt Marius mit einer unglaublich großen und roten Birne an und erklärt, dass der Heuschnupfen ihm beim Whipper-Snippern gehörig zu schaffen mache, daraufhin tauschen wir die Arbeit. Marius sagt, dass Michael vor kurzem neues Benzin für den Whipser-Schnipser geholt habe und dass dieser seit dem nicht mehr so richtig funktioniere. In der Tat: Ich arbeite ca. 15 Minuten und das komische Viech geht immer nach eigener Lust und Laune an und aus. Tolles Teil. Ich geh zu Michael und sag, dass das Teil nicht mehr funktioniere, Michael fragt mich ob ich Benzin drin habe.
Seh ich wirklich so doof aus? Michael schickt mich zu Darren, der habe mehr Ahnung von Snipper-Whippern. Ich geh zu Darren und beschwer mich über den Snipper-Snappern und er fragt mich, ob ich Benzin drin habe. Na toll, noch so ein Genie. Ich zeige ihm, dass der Tank noch zu ¾ gefüllt ist und Darren meint, ich soll den Tank doch mal ganz voll machen. Außerdem arbeite ich damit, deswegen müsse ich schließlich auch wissen, wie das Teil funktioniert.

??? Woher denn ??? Denkt der, dass ich nach der fehlenden Sicherheitsunterweisung noch schnell ‚ne Mechanikerlehre gemacht hab und den Wecker-Snacker jetzt eben zerlegen kann? Komischer Kauz. Ich bekomm das Teil auf jeden Fall irgendwie zum Laufen und arbeite für den Rest des Tages auch damit.
Gegen 17:00h dürfen wir pünktlich Feierbabend machen, John kommt an und erklärt, dass er leider keine Arbeit mehr für uns habe.



Irgendwie fällt mir gerade echt nicht ein, was ich dazu schreiben soll. Ich mein, der John war ja immer schön lieb und nett, er hat uns heute sogar noch auf ein Feierabendbierchen eingeladen und erklärt, dass durch den Frühlingsanfang die Wasserkosten erheblich gestiegen seien und dass die Verkaufszahlen bis jetzt für dieses Jahr auch sehr schlecht seien. Das ändert unserer Meinung jedoch nichts daran, dass John nicht im ersten Jahr Chef seiner Gärtnerei ist und so was im Voraus hätte planen können.
Ich habe im Internet gelesen, dass der typische Australier ganz anders mit Geld umgeht, als ein typischer Deutscher. Der Australier gibt sein Geld direkt aus während der Deutsche stets versucht zu Sparen. Im Falle eines Engpasses fängt der Australier an sämtliche Ausgaben drastisch zu reduzieren, während der Deutsche auf seine Ersparnisse zurückgreifen kann.
Bei dem Australier ist das Geld im Portemonaie sozusagen ein auf und ab, während es bei dem Deutschen eher Konstant ist. Bislang konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, dass das stimmt, Johns Verhalten nach zu urteilen könnte man dieser Theorie jedoch Glauben schenken.

Nach der Arbeit gehen wir schwimmen und beschließen den heilgen John mit einem kleinem Goon zu würdigen. Zuhause am Campingplatz erwarten uns neue Nachbarn: zwei Australier, ungefähr genauso alt wie Marius und ich, arbeitslos, ihre mobile Heimat ist ein Sportwagen von Hyundai. Mit an Bord: Freddy, ein Frettchen, dass der Besitzerin irgendwie ähnlich sieht und Fluffy der Flusenhund. Die scheinen ja echt ein tolles Leben zu haben. Bestimmt absolut ohne Rücken- oder Platzprobleme. Sieht auch sehr bequem aus, ihr 120 Ps starkes Heim.

10.11.2012

Wunderbar, kam zwar etwas unerwartet, aber für ein verlängertes Wochenende sind wir beide doch immer gerne zu haben. Wir beschließen ein paar Pflichtziele abzufahren um ein paar Fotos zu schießen und uns anschließend auf die Reise zu machen. Das heutige Ziel lautet Fremantle. Das ehemalige Fischerdorf besitzt heute einen ansehnlichen Yachthafen und wirbt mit den besten Fish& Chips des Landes. Da wir beide nicht so die Fischesser sind bestellen wir uns Fish& Chips nur halt ohne den Fisch. Die Fritten hier schmecken echt toll.

11.11.2012

Punkt 11:11:11 Uhr stoßen wir beide mit einem Bier an und lehren unseren australischen Nachbarn den deutschen Karneval. Offenbar haben diese Banausen nicht viel für die Höhner übrig, schade.
Stimmungsverderber ist mal wieder der Regen. Viele Australier haben uns schon erzählt, dass dies der regnerischste Winter bzw. Frühling seit eh und jäh ist, na ein Glück dürfen wir das miterleben. Wir verbringen den veregneten Teil des Tages im Einkaufszentrum und die anderen paar Minuten im Zelt.

12.11.2012

„Boy, boy! Boy!!! Boy! Get up!”

Ich werde von echt ätzenden Gepolter und Geklopfe am Fenster geweckt. Am Fenster steht das Mädel aus dem Sportwagen, die wir am Freitag kennengelernt haben. Sie fragt ob ich ein Starthilfekabel habe und ob ich ihr und ihrem Freund, Frettchen und Hund bzw, deren Auto Starthilfe geben kann. Ich erkläre ihr, dass es noch vor neun ist und das meine Antwort dementsprechend nein lautet, sie poltert weiter. Anscheinend bleibt mir nichts anderes über als ihr den Gefallen zu tun. Ich versteh zwar nicht, warum ausgerechnet ich der Auserwählte bin, der diese Ehre hat, da auf dem Campingplatz schon mehrere Leute wach sind und ihr Freund bereits Jemanden angesprochen hat, der theoretisch auch mit Starthilfe dienen könnte, aber was soll’s. Erst auf den dritten Blick fällt mir auf, dass die beiden nicht mehr in einem Hyundai Sportwagen sitzen, sondern in einem uralten und verkalkten Hyundaibus. Er erklärt mir, dass die Autos am Strand mit einem Surfer getauscht hätten. Ich gratuliere ihm, gebe ihm die blöde Starthilfe und geh zurück ins Bett.
Tagsüber lassen wir unser Auto auschecken, ob auch noch alles in Ordnung ist und fahren anschließend nach Perth um noch ein paar Fotos zu machen. Perth ist ja echt eine tolle Stadt, eignet sich aber irgendwie schwierig zum Fotos machen. Vielleicht ist dies auch eher auf unser Talent im schlechte Fotos machen zurückzuführen, wir bekommen jedoch nichts super tolles Zustande.

14.11.2012

Gestern haben wir alles zusammengepackt und saubergemacht, heute brechen wir auf nach Bunbury. Die Fahrt verläuft unproblematisch, wir kommen gegen sieben Uhr auf einem günstigen Campingplatz an und nachdem wir alles aufgebaut haben beschließen wir die Gegend auszukundschaften. Nahe gelegen ist der Strand der sogar für Autos zugänglich ist. Ob unser Auto wohl Strandtauglich ist? Angeblich schon, außerdem ist unser Campingnachbar mit einem viel älteren Karren gerade vom Strand gekommen. Also, Go!
Unser Auto ist Strandtauglich!!!
Allerdings nur die ersten 30 Meter. Danach haben wir uns so was von fest gefahren.. Unser Auto hat sich echt beachtlich tief in den Sand eingegraben. Na toll, das fehlt natürlich noch. Arbeitslos und Sand im Getriebe. Wir reduzieren den Luftdruck auf ca. 1,5 Bar, Marius fängt an zu buddeln und ich geh zur Straße und pflücke ein paar Straßenpöller, die wir denn zusammen mit den Fußmatten unter die Reifen schieben. Außerdem müssen unsere Arbeitshosen dran ebenfalls dran glauben. Nach ca. zwei Stunden des Buddelns, Ziehen, Drücken, Fährten legen und fahren haben wir es tatsächlich geschafft mal wieder aus der Klemme bzw. aus dem Sand zu kommen. So was passiert natürlich nur uns.

15.11.2012

Wir fahren nach Bunbury um uns mal die Innenstadt anzuschauen. Wenn man mal so durchs Einkaufszentrum läuft, fällt einem auf, dass die Läden hier echt anders sind als in Deutschland. Während in Deutschland die Leute wenigstens so tun als würden sie lieber im „Tante Emma Laden“ einkaufen anstatt die Großkonzerne zu unterstützen hat man hier keine Wahl. Es gibt hier NUR Großkonzerne, jedes Einkaufszentrum ist gleich aufgebaut, private Supermärkte sind hier total rar. Die Großkonzerne schließen sich hier sogar noch zusammen: Wenn man bei Coles (vergleichbar mit Lidl) für mehr als 30$ einkauft, spart man beim nächsten Tanken bei einer Shell Tankstelle acht Cent pro Liter. Private Supermärkte oder Tankstellen haben dementsprechend echt keine Überlebenschance.
Bunbury ist insgesamt aber recht schön und am Meer gelegen, wir gehen schwimmen und beobachten doch tatsächlich einen Nissan Navara, der sich im Sand fest fährt. Anscheinend passiert so was doch nicht nur uns. HA!

16.11.2012

Nächstes Reiseziel: Wave Rock. Wie der Name schon sagt ist das ein Fels der die Form einer Welle hat. Der 2,7 Milliarden alte Felsen ist ungefähr 100 Meter lang und 15 Meter hoch und liegt in dem Dorf Hyden. Regen, Frost und die Hitze haben den Stein über die Zeit hin diese unglaubliche Form gegeben. Der Wave Rock, oder auch „Wellenstein“ ist echt einzigartig, die Aussicht vom Kopf des Felsen ist noch schöner. Wir übernachten ungefähr 70Km östlich von Hyden auf einem freien Campingplatz. Die unbefestigte Straße führt zum kleinen Dorf Norseman und wir sind in der Nacht die einzigen Gäste auf dem Platz. Keine Menschenseele, kein Licht, gar Nichts. Echt ein komisches Gefühl zu wissen, dass die nächste Menschenseele ca. 70 Km entfernt ist.

17.11.2012

Beim zusammen packen werden wir von unglaublich penetranten und vielen Fliegen genervt. Diese Biester sind in manchen Teilen hier wirklich eine Plage. Die Menschen laufen hier stellenweise komplett vermummt rum damit die Fliegen im Gesicht nicht so sehr Nerven.
Wir fahren noch weitere 250K über die „Dirt Road“, die unbefestigte Straße bis nach Norseman, dem „Tor zu Nullarbor“. In Norseman wird Wasser und Benzin getankt und dann geht es ab auf den „Eyre Highway“. Dieser Highway ist die einzige Möglichkeit von Westaustralien nach Südaustralien zu kommen. Das Navi sagt:“ In 1200Km links abbiegen“. Auf der 1200Km langen Strecke gibt es alle 200Km eine Tankstelle und sonst Nichts. Nichts, Nichts und noch mal NICHTS. Kaum Kurven, alle 30 Minuten kommt uns mal ein Truck entgegen und sonst nur eine paar Kängurus, tot und lebendig. Die toten Kängurus sind von Aasgeiern und anderen großen und schrägen Vögeln umzingelt. Wir schauen während der Fahrt fast eine ganze Staffel „Two and a Half Man“ auf dem Laptop und machen während der Fahrt einen Fahrerwechsel. Soviel Nichts auf einmal ist echt zu viel Nichts für uns. Hier grüßt man sogar noch auf der Straße. Da es schon gegen sieben Uhr dunkel wird beenden wir auch dann unsere Reise. Hier hüpfen ständig Kängurus rum und offenbar springen die gerne vor Autos, ständig liegen die hier tot auf der Straße rum und wir wollen ja echt keinen Streit anfangen.

19.11.2012

Gestern sind wir einen weiteren Tag im Nichts rumgefahren, sehr spannend. Man muss sich einfach mal vor Augen halten, dass wir gerade mehr oder weniger aus Perth kommen und die nächste Großstadt von Perth ist 2700Km entfernt. Australien hat ungefähr 22,4 Millionen Einwohner, zum Vergleich: Deutschland hat ca. 85 Millionen Einwohner.
Zuerst fahren wir nach Streaky Bay, ein kleines Küstendorf, gehen schwimmen und anschließend fahren wir weiter bis ins 400Km entfernte Whyalla. Hier finden wir einen schönen Campingplatz und beschließen etwas zu bleiben.

21.11.2012

Whyalla ist gar nicht mal so schön, eher ziemlich langweilig. Gestern war es unglaublich heiß, ca. 35°C, wir haben den halben Tag kalt geduscht und uns anschließend in die Bücherei gesetzt um Gratis W-Lan abzustauben. Heute reisen wir weiter in Richtung Adelaide.


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