Samstag, 30. März 2013

Hohe Berge, eine kaputte Lampe und Zitronen

16.3.2013

Endlich können wir wieder reisen. Wir haben sehr viel Zeit im „Kurth Kiln Regional Park“, in der Nähe von Melbourne verbracht, es ist sehr viel passiert. Wir haben uns von Janne, unserem Mitfahrer verabschiedet, wir haben viele neue Gesichter kennengelernt, wir haben für einen offenbar total schrägen Ben gearbeitet der offenbar zu viel Wein trinkt, dann haben wir bei einer tatsächlich schrägen, deutschen Familie gearbeitet mit einem Angestellten der tatsächlich zu viel Wein trinkt.. Komisch ist nur, dass die Arbeit bei den tatsächlich schrägen Leuten viel besser geklappt hat, als die Arbeit bei dem offenbar schrägen Ben, aber das ist Vergangenheit.
Die letzte Nacht haben wir auf einem sehr schönen Campingplatz direkt am Meer verbracht, wunderschönes Australien! Der Sonnenuntergang war cool, den Sonnenaufgang haben wir selbstverständlich verschlafen.
Im Anschluss fahren wir nach Narooma, zum „Australia Stone“, in ein Stück Fels wurde durch Wind und Wasserkraft über Jahrhunderte die umgekehrte Form Australiens in Stein gemeißelt. Außerdem sehen wir ein paar Robben, die am Meeresrand rumliegen. Mensch, das sind vielleicht faule Tiere.

17.3.2013

Wir fahren weiter auf dem „Princess Highway“ in Richtung Norden und machen Rast in „Jervis Bay“, einem großen Nationalpark. Der Nationalpark ist für den „Hyams Beach“ bekannt, der weißeste Strand der Welt, ausgezeichnet vom „Guinessbuch der Rekorde“. Das Wasser ist glasklar, man kann bis zur Brust im Wasser stehen und sieht trotzdem noch seine Füße. Der Strand ist zwar ziemlich voll, wir lassen uns es jedoch nicht nehmen, einige völlig entspannte Minuten in der Horizontalen dort zu verbringen. Das nenn’ ich mal entspanntes Reisen.

18.3.2013

Heute fahren wir ein bisschen durch New South Wales und übernachten in der Nähe von Sydney. Unser eigentliches Ziel ist nicht Sydney, wir sind wegen den „Blue Mountains“ hier hingefahren. Diese „blauen Berge“ liegen auf einem 600-1000 Meter hohen Plateau in einem riesigen Nationalpark der seit 2001 Weltkulturerbe ist. Wir finden ein schattiges Plätzchen auf ca. 800 Meter Höhe in den Blue Moauntains und morgen werden wir uns die Blaue Mountains mal aus der Nähe anschauen.

19.3.2013

Man kann mit dem Auto über die Berge fahren und an zahlreichen Ausguckpunkten lässt sich bestaunen, wie einige Teile des Berges offenbar 300 Meter nach unten abgesackt sind. Der Park ist übersäht mit 91 Eukalyptusarten, wenn das Öl dieser Bäume in der Hitze verdampft, bildet sich ein feiner Nebel, der sich als blauer Schimmer über diese Bäume legt, daher der Name und die augenscheinlich blaue Farbe der Bäume.
Die Aussicht lässt sich leider nicht mal ansatzweise in Worte fassen und kommt auf Fotos auch nicht richtig rüber. Man kann zu Fuß bis an den Rand einer 300 Meter tiefen Klippe gehen und in die Tiefe blicken. Egal in welche Richtung man schaut, man befindet sich einfach mal eben 300 Meter höher als alles andere, Bäume werden zu kleinen Sträuchern und Tiere lassen sich mit dem bloßem Auge nicht erkennen, obwohl der Wald unten sicherlich voll von Koalas, Schlangen und anderen Lebewesen ist.

20.3.2013

Alle guten Dinge sind drei? Schön wär’s! Heute morgen wache ich in meiner Schlafkoje auf und wunder mich, warum ich in embryonal Stellung hinten links im Auto liege. Da ich schon drei Mal so aufgewacht bin, weiß ich mittlerweile aus Erfahrung, dass diese Pose eigentlich nur auf einen platten Reifen zurückzuführen ist. Unglücklicherweise liege ich richtig mit meiner Diagnose und wunder mich, welcher Idiot eine Schraube genau dahin legt, wo wir unser Auto parken wollen? Die letzten drei Male, als wir beim Reifenhändler waren, sind wir erneut mit einem Reifen ohne Luft Zuhause angekommen, ich bin mal gespannt ob der Reifenhändler Vorort die Kunst einen Reifen zu Flicken beherrscht. Vorsichtshalber bleiben wir jedoch noch eine Nacht hier. Außerdem kommen Chris und Kevin, die beiden Backpacker aus Solingen und Köln, uns besuchen. Chris hat morgen Geburtstag und wir wollen in seinen Geburtstag reinfeiern.
Chris und Kevin fahren zu dem Aussichtspunkt, an dem Marius und ich gestern auch waren und Marius und ich klappern den Reifenhändler und alle anderen touristischen Attraktionen der Blue Mountains ab. Der Alles überragende Spot von gestern bleibt ungeschlagen, hier wimmelt es von diesen neumodischen, asiatischen Kameraköppen, außerdem ist alles mit Geländern abgesperrt. Die Aussicht wird durch Reparaturarbeiten an der „Scenic World“ gestört, ein Hubschrauber kreist ständig durch Blickfeld und liefert Material für die Arbeiten an der steilsten Zahnradbahn des Kontinents. Für schlappe 35$ darf man mit einer Seilbahn ins Tal fahren um unten eine Wanderung durch Tal zu machen.
Den Abend verbringen wir am Lagerfeuer mit Chris, Kevin und ein paar anderen deutschen Backpackern, die wir spontan aus der Nachbarschaft aufgesammelt haben. Mittlerweile merkt man, dass der Staat New South Wales der beliebteste Startpunkt für die meisten Backpacker ist. Die typischste Backpackerroute beginnt in Sydney, führt durch die Blue Mountains und geht dann weiter in Richtung Norden nach Brisbane oder sogar Cairns, genau die Strecke fahren wir jetzt auch. Man sieht seit Sydney immer mehr Backpackerautos auf der Strecke.

22.3.2013

Gestern sind wir von den Blue Mountains in richtung Norden aufgebrochen. Auf dem Weg haben wir noch einen weiteren, sehr schönen Spot mitgenommen. Es gibt wieder keine Absperrung, man kann bis zu den 300M hohen Klippen gehen und mehr oder weniger die Beine baumeln lassen.
Australien ist ja berüchtigt für seine Tierwelt. Es gibt Echsen, die länger als einen Meter werden, oder welche, die auf zwei Beinen laufen. Es gibt Schlangen die 30Cm lang sind und bis zu zehn Menschen töten können, nacheinander. Koalas leben auf Bäumen und schlafen 18 Stunden am Tag, alles ganz toll. Dann gibt es aber noch Possums, die nachtaktiven Räuber leben auf Bäumen und ähneln einer riesigen Ratte, nur etwas niedlicher. Die Viecher klettern immer auf Bäumen rum, können allerdings gar nicht so gut klettern, wie man erwartet: wir haben schon öfters so’n Viech von 20M runterfallen sehen. Offenbar scheinen sie jedoch dafür gebaut zu sein, nach so einem Sturz schaut sich so ein Possum eigentlich nur kurz um und beginnt die nächste halsbrecherische Klettertour im Baum. Gestern Abend ist eines von diesen blöden Viechern aufs Autodach gefallen, als ich gerade schlafen wollte. Hier gibt’s echt komische Tiere.

24.3.2013

Heute geht es nach Byron Bay, eine Küstenstadt, die erstens der östlichste Punkt des australischen Festlandes ist und zweitens wegen eines sehr schönen Sandstrandes beliebt bei Surfern ist. Wir nehmen aus Versehen einen Anhalter mit und finden so auch schnell zum besten Strand der Stadt. Das Wasser ist wieder glasklar, wir verbringen wieder lange Zeit im kühlen Nass.

26.3.2013

Es ist Dienstag und wir fahren nach „Surfers Paradise“ an der „Gold Coast“. Das Paradies der Surfer liegt in Queensland, dem so genannten „Sunshine State“. Die Stadt ist die zweitgrößte Stadt des Staates und machst seinen Namen alle Ehre: durch Kilometer lange Strände und kristallklares Wasser fühlen wir uns gezwungen uns schlagartig auf den Strand zu legen oder im Meer zu baden. Anschließend erkunden wir ein wenig die Innenstadt, die optisch jedoch nichts Besonderes ist.
Gegen acht Uhr brechen wir auf um uns einen Schlafplatz zu suchen, leider sind in unserem Campingbüchern im Umkreis von 300Km keine weiteren Plätze verzeichnet, wir erfahren jedoch von einem betrunkenem Pärchen mit Kind, dass es 50Km in Richtung Norden eine Bp-Tankstelle gebe, die auf einem großen Parkplatz Campinggäste für eine Nacht begrüßen. Dort kommen wir gegen elf Uhr an, schlagen unser Zelt auf und stellen fest, dass der Parkplatz wegen riesigen Halogenscheinwerfern mehr oder weniger taghell ist. Für Marius kein Problem, er hat ja immer noch seinen beneidenswerten „Kopp in Schoß“ Trick, ich finde jedoch so gut wie gar keinen Schlaf.

27.3.2013

Da wir gegen sechs Uhr aufbrechen sollen, kommt mir die kurze Nacht nicht allzu lange vor. Zuerst fahren wir zu Subway und hämmern und jeweils sieben Tassen Kaffee und eine Hand voll Espresso rein, anschließend geht es weiter in die Hauptstadt von Queensland, Brisbane. Brisbane ist eine sehr schöne Stadt, es gibt einen riesigen Swimmingpool mit Sandstrand in der Innenstadt und unzählige schöne Stellen. Schon gegen neun Uhr finden wir unser Auto in einer Seitenstraße wieder und Marius fällt auf, dass das Kabel, das für die Lampen am Trailer steuert, kaputt ist. Er nimmt den Kabelsalat auseinander und versucht ein System zu erkennen, während ich mich mit der Karte anfreunde und feststelle, dass wir beide noch mindestens 200Km Autobahn vor uns haben. Nachts auf der Autobahn ohne Beleuchtung am Anhänger erscheint und als sehr gefährlich, deswegen müssen wir das Problem lösen! Marius hat fünf Kabel in fünf verschiedenen Farben und eine Buchse, die mit den Zahlen 1-7 versehen ist. Welches Kabel gehört jedoch wo rein? Weiß ist Strom? Gelb? Wann leuchtet der Blinker? Links? Warum so wenig Kabel und so viele Steckplätze? Ich erinnere mich aus dem Matheunterricht noch daran, dass es, wenn man fünf Kabel und sieben Steckplätze hat genau... sehr viele Möglichkeiten gibt, wie man die Kabel falsch anschließen kann und nur genau eine, die Richtig ist.. Wir probieren es trotzdem auf gut Glück, nach kurzer Zeit hat Marius eine der falschen Möglichkeiten gefunden, die zwar recht kreativ ist, jedoch Autobahn tauglich: Blinker links und rechts stimmen, jedoch, wenn man auf die Bremse tritt, leuchten die Blinker auch. Ist zwar ein bisschen blöd, dass der Warnblinker bei jeder Betätigung der Bremse leuchtet, es ist aber Fahrtauglich. Wir fahren los und bemerken schon nach 50Metern einen großen Nachteil: Wenn man bremst, geht der Blinker aus. Außerdem haben wir keine Tachobeleuchtung mehr. Also basteln wir weiter, dieses mal jedoch im Regen. Brisbane liegt im „Sunshine State“ und hat mit mehr als 300 regenfreien Tagen im Jahr einen sehr sonnigen Durchschnitt aufzuweisen, ausgerechnet jetzt regnet es natürlich. Schlussendlich finden wir eine weitere kreative Lösung, es leuchtet einfach jede Lampe am Trailer, egal was wir machen.

Kennt ihr das, wenn man nachts über eine Autobahn fährt und so zwei Chaoten mit Warnblinker am Straßengraben stehen sieht und man sich einfach freut, dass man Nichts damit zu tun hat? Drei mal dürft ihr raten, wo wir heute zwischen zwölf Uhr Nachts und zwei waren.
Nachdem wir also mit unserer kreativen Trailerbeleuchtung losgefahren sind und nach 40 Minuten Fahrt erneut geprüft haben, ob unsere Lampen alle Leuchten, setzt sich plötzlich ein schöner BMW vor uns, macht kurz den Warnblinker an und fährt weiter. Ein Land Cruiser folgt ihm, betätigt ebenfalls den Warnblinker und plötzlich werden wir von hinten mit Lichthupe angehupt. Alles klar, irgendwas stimmt nicht, wir fahren links ran und prüfen, was von unserem Lampensortiment noch alles leuchtet. Leider gibt es nicht viel zu prüfen, dass abgesehen vom Fernlicht und den normalen Lampen vorne Nichts mehr leuchtet, sieht jeder Idiot, also auch wir. Na toll, und nu’? So können wir schlecht die letzten 120Km weiter fahren. Am Auto sind zwei Sicherungen durchgebrannt, die wir austauschen. Marius fängt genervt wieder an zu basteln und hat nach kurzer Zeit einen Fehler gefunden, jedoch sind dabei zwei weitere 10-Amp Sicherungen durchgebrannt und damit ist unser Vorrat an zehner Sicherungen aufgebraucht. Da sich das Wetter wieder aufgeklart hat, nehmen wir einfach eine Sicherung vom Scheibenwischer und die elektrischen Fensterheber müssen auch dran glauben. Das mit den elektrischen Fensterhebern kommt uns übrigens total spanisch vor, wir haben die Fenster bis jetzt immer runtergekurbelt, im Handbuch vom Auto ist der Steckplatz, aus dem wir die Sicherung haben, eindeutig als elektrischer Fensterherber beschriftet.
Wir fummeln also weiter an den Kabeln rum und hoffen, dass wir erneut auf eine fahrtaugliche Lösung treffen, die Gewinde von der Buchse sind leidet schon so verschlissen, dass Marius den Lötzinn rauskramt und wir anfangen, mit Hilfe von einem Feuerzeug die Sachen zu löten. Das Löten ist gar nicht mal so einfach, wenn alle 20 Sekunden ein Meter von einem ein bis zu 30 Meter langer „Road Train“, also ein riesiger Laster mit bis zu drei Anhängern vorbei rauscht. Wir wissen mittlerweile welche Kabel für die Blinker zuständig sind, löten diese fest und beschließen, einfach mit Warnblinker weiterzufahren. Nach ca. 20 Km ist plötzlich eine große Polizeikontrolle vor uns, da wir mittlerweile aus Erfahrung wissen, dass die Polizei nicht so auf die „ich drück da ma ‚n Auge zu“ Nummer stehen, fahren wir noch rechtzeitig ab und beschließen einfach bis zu nächsten Einfahrt über die Landstraße zu fahren. Was wir natürlich nicht wissen: diese „Landstraße“ führt über einen Pass, also einen sehr hohen Berg. Die schmale Straße nach oben ist kein Problem, der Weg nach unten führt über eine unbefestigte Straße und ist nur für Autos mit Allrad ohne Anhänger ausgelegt. Das Schild mit dem Anhänger übersehen wir und kommen schließlich gegen drei Uhr Nachts auf einem schönen Campingplatz an. Was für ein Tag, erst schlafen wir kaum, dann hämmert wir uns bei Subway eine Überdosis Kaffee rein, nachdem man wir uns dann eine schöne Großstadt angeschaut haben, dürfen wir uns dann noch im Halbschlaf mit blöden Trailerlampen rumschlagen und irgendwelche sausteile Geländestrecken runtereiern.

28.3.2013

Unser Plan: Trailer verfluchen, steile Klippe suchen, rückwärts mit dem Trailer ranfahren und..
Wir beschließen den Plan über den Haufen zu werfen und uns lieber recht entspannt um die Reparatur des Trailers zu kümmern und einen Job zu finden. Die kaputte Buchse ist schnell ausgetauscht, komischerweise finden wir auch sehr schnell einen Job auf einer Zitronenfarm. Entfernung: 1250Km, Zeit bis zum Arbeitsbeginn: 24 Stunden. Da wir sowieso in Richtung Norden wollen, kommt uns die Gelegenheit gerade recht, Pedal aufs Blech und die Juckelei gen Norden geht los. Obwohl wir erst um 16:00 Uhr losgefahren sind schaffen wir heute noch 750Km.

29.3.2013

Wir haben auf einer Rest Area mehr oder weniger mitten in der Wüste übernachtet. Die Fahrt durch die Wüste ist wieder total langweilig und anspruchslos, wir schauen ein paar Filme und spielen Mau mau.
Gegen 16:00 Uhr kommen wir pünktlich in Charters Towers an und finden verblüffender Weise die Farm auf Anhieb. Wir arbeiten mit ca. zehn deutschen, fünf italienschen und einer Hand voll Backpackern aus den Niederlanden zusammen. Mary, unsere Chefin erklärt, dass wir doch erst am Montag anfangen zu arbeiten, da Ostern sei. Na doll, jetzt haben wir 24 Stunden im Auto verbracht um jetzt hier zwei weitere Tage rumzusitzen.

31.3.2013

Mittlerweile hat sich die die Anzahl der Angestellten vergrößert, wir sammeln jetzt förmlich mit einem Multi-Kulti Team die Zitronen zusammen, es sind noch Franzosen und ein Amerikaner eingetroffen.

Donnerstag, 14. März 2013

Ein betrunkener Belgier, "Jojoa" und das Ende von Stahl-Kahl und Linda

27.2.2013

Gestern haben wir einen Tag frei gehabt, da es in Strömen geregnet hat. Heute regnet es auch noch, Marius darf heute jedoch anstreichen und ich soll das zuvor gesägte Holz stapeln. Linda hat uns außerdem erklärt, dass man heute kein Holz sägen dürfe. Heute ist Vollmond, Holz, das man an Vollmond säge, brenne nicht, erklärt sie mir mit vernichtender Ernsthaftigkeit. Keine Ahnung woher sie diese Information hat, sie scheint es offenbar tatsächlich zu glauben. Wenn sie diesen Trick mal den Leuten aus der Holzsägefabrik verrät, freuen die sich bestimmt ‚n Stein ins Brett: einen Feiertag pro Monat mehr und endlich ist geklärt, warum das Holz einmal im Monat nicht brennt. Damit kommt sie bestimmt noch ganz groß raus. Sie hat uns auch schon erklärt, dass Tomaten auch Gefühle haben. Genau wie Bäume oder Wasser. Wenn man einen Schluck Wasser bspw. mit „schöner“ Musik bespielt und ihn einfriert, nehme er eine schöne Form an, wenn man ihn jedoch mit „unschöner“ Musik bespielt, nehme er beim Frieren eine nicht so schöne Form an. Die Definition von „schön“ und „unschön“ setzt sie mit ihrer eigenen gleich. Verleugnet sie damit nicht die Individualität des Musikeschmacks von Wassertropfen? Dieses Thema ist sogar Marius und mir zu absurd, fest steht, dass Linda sicherlich keinen schönen Gesichtsausdruck macht, wenn an sie einfriert. Unabhängig von der Musik.

28.2.2013

Heute ist Donnerstag und der letzte Tag des Monats. Das ist eigentlich nichts Besonderes, für Marius und mich jedoch schon, da wir heute auf ein Konzert gehen. Außerdem müssen wir wegen dem Konzert nur fünf Stunden arbeiten. Wir haben uns vor kurzem für Sum41 und Billy Talent Konzerttickets in Melbourne gekauft, heute ist es soweit. Gegen drei Uhr kocht Linda uns noch ein leckeres Essen zur Stärkung und ab geht’s nach Melbourne. „Stahl-Kahl“, wie wir Karl ab jetzt insgeheim nennen (danke Krisha) erklärt, dass er von der amerikanischen Musik nicht viel halte. Wir sind vorsichtshalber vier Stunden vorher losgefahren und schaffen es so auch pünktlich anzukommen. Das Konzert ist im „Palace Theatre“, dort werden normalerweise Theaterstücke aufgeführt. Das Konzert ist echt geil. Sum41 wirken etwas verschlafen, dafür rocken Billy Talent jedoch umso mehr.

1.3.2013

Etwas verschlafen und müde kommen wir zur Arbeit und Linda steht schon erwartungsvoll in der Tür und ruft „Mensch, ihr seht aber verrockt aus!“. Leider sind wir beide wegen dem nervigen Piepton, den wir seit gestern auf den Ohren haben nicht in Stimmung über so was zu lachen. Beim Frühstückstisch eröffnet sie uns, dass „verrockt“ eine Kombination der Worte „verrückt“ und „rocken“ ist, das Wortspiel ergibt zwar jetzt einen Sinn, ändert jedoch nicht unsere Lust aufs Lachen. Den Rest des Tages stapeln wir wieder Holzklötze und haben Spaß mit dem Trecker. Gestern haben wir uns sehr angestrengt schnell zu arbeiten, damit wir u.A. schneller zum Konzert können und da meinte Linda, dass wir ziemlich langsam gearbeitet hätten und sie uns deswegen eine Stunde von unserer Arbeitszeit abzieht. Heute, mit Brummschädel, geschieht alles tatsächlich nur in Zeitlupe und Linda plaudert uns am Ende des Tages zu, dass sie sehr zufrieden mit unserer Arbeit sei.

2.3.2013

Heute dürfen wir endlich wieder sägen, Linda ist sich todsicher, dass der Vollmond vorbei ist und dass das Holz jetzt endlich wieder gut brennt. Wolle, der andere Angestellte, und ich sollen ein paar Bäume fällen und noch mehr Feuerholz sägen. Marius und mir ist schon öfters aufgefallen, dass er öfters eine Alkoholfahne hat. Heute morgen haben wir beobachtet, wie Wolle zu seinem Auto gegangen ist, sich hingekniet hat und mit einem deutlichen „GULK!“ irgendwas geleert hat. Seitdem hat er stets gelallt und noch mehr nach Alkohol gestunken. Wir haben in seinem Kofferraum geschaut und ein fünf Liter Paket Goon, also Rotwein, gefunden. Knallt der Typ sich ernsthaft ‚n Billigwein während der Arbeit rein? Auf jeden Fall soll ich mit ihm zusammen Bäume fällen. Wolle schnappt sich mit seinen läppischen 65 Jahren die Kettensäge und wackelt los zum Bäume fällen. Er erklärt mir, dass er, dank seiner ewigen Erfahrung, super Bäume fällen könne. Na dann mal los, wir sind beide motiviert und gespannt was passiert. Baum eins fällt mitten auf die Straße und Baum zwei auf den Zaun vom Nachbarn. Ob er das noch toppen kann? Klar! Baum drei fällt ebenfalls auf den Zaun und Baum vier ist zum Glück recht klein, denn er landet auf seiner Schulter. Weiter geht’s mit Baum fünf, welcher eine beachtliche Größe hat, hierfür möchte Wolle die Seilbinde von seinem Auto benutzen: Ich binde seine Seilbinde am Baum fest und er zieht mit seinem Auto, während ich säge. Ich vergleiche kurz die Höhe des Baumes mit dem Abstand von Wolles Auto zum Baum und weise ihn darauf hin, dass er besser weiter hinten parken und ziehen sollte, da der Baum in Wolles Richtung fallen wird und der Baum ist höher als der Abstand zwischen Baum und Auto. Wolle behauptet jedoch, dass passe locker.



Hier hat dieser Kerl echt Glück gehabt: Der Baum kracht ca. 40cm neben Wolles Auto auf den Boden. Was soll an dazu sagen? Wolle made my day.

3.3.2013

Heute haben wir frei und gehen einkaufen. Im Woolworth ist uns etwas Merkwürdiges aufgefallen, wir nennen es das „Porree- Rätsel“. Wir beide haben mal wieder keine Ahnung was wir kochen sollen und deswegen suchen wir unsere Inspiration in den Einkaufwägen der anderen Leute. Fast jede Frau, die optisch wie eine Hausfrau, aussieht kauft Porree ein. Marius bestätigt mir, dass auch seine Mutter vom Einkaufen stets mit einer Stange Porree vom Einkaufen zurück käme. Nun das Rätsel: Wofür braucht man das?
Uns fällt beiden nur eine Suppe ein, in der Porree drin ist, warum kaufen alle Frauen immer Porree? Gibt es irgendwo ein riesiges Porree-Lager, wo alle Frauen den Porree hinbringen oder kriegen wir beide einfach nie mit, dass Porree im Essen war?
Desweiteren wird es langsam Zeit, dass ich unsere Campingnachbarn vorstelle, mit denen wir in letzter Zeit sehr viel machen:

-Michelle, Gladice und Andy kommen aus Belgien und sind echt cool drauf. Die erleben hier offenbar ein zweites „Woodstock“: Wir haben sie schon öfters Nachts nackt baden gehen sehen und letztens haben sie eine Schlammschlacht gemacht (wo auch immer die den Schlamm her hatten). Gestern früh kam Andy um acht Uhr mit einer Tasse Rotwein zu mir und hat mir einen Schluck angeboten. Ich habe ihm erklärt, dass es gerade mal acht geschlagen hat, er guckt auf die Uhr, wirkt leicht irritiert, sagt:“ yeah, it’s eight o’clock“, fragt mich noch mal ob ich etwas Wein möchte und trottet nach meiner erneuten Verneinung von dannen.

-Romain kommt aus einem Vorort von Paris und reist allein. Er ist 23 und wir verstehen uns sehr gut mit ihm.

-Eric kommt aus Quebec, Kanada, dem französischen Teil. Er versteht sich super mit den Franzosen und hat es geschafft drei Wochen mit nur zwei Dollar auszukommen. Ein echter Sparfuchs.

Tiffan, Marion und Elise sind drei Französinnen, die ihr Auto knallbunt angemalt haben. Sie zelten seit längerer Zeit neben uns und wir verstehen uns ebenfalls sehr gut.

5.3.2013

Heute hat Linda zum Frühstück gebratene Tomaten zubereitet. Sie erklärt, dass die gebratenen Tomaten die DNA beschützen und so die Chromosomen faszinierender Weise ebenfalls komplett geschützt seien.
STOP! Wenn ich mich recht an den Biologieunterricht erinnere, ist damit das Problem der Unsterblichkeit gelöst. Sind wir jetzt unsterblich? Warum verrät sie den Trick mit den geschmorten Tomaten nicht den Leuten aus der Biologieforschung? Die forschen Jahre lang wie man unsterblich werden kann und Linda kocht ein paar Tomaten und löst so locker flockig am Frühstückstisch das Problem der Unsterblichkeit. Marius fühlt sich seit dem unbesiegbar und hat noch mehr Spaß mit der Kettensäge.
Wie soll man das bitte ernst nehmen?
Den Rest des Tages werden wir wieder in den Wald geschickt um ein paar Bäume zu ernten.

6.3.2013

Uns ist schon vor längerem aufgefallen, dass Linda eher „die Hosen anhat“ als Karl. Karl ist nämlich alles total egal. Karl hat uns am dritten Arbeitstag gesagt, dass er noch ca. drei Tage Arbeit für uns habe. Linda wusste jedoch noch alles Mögliche zu tun. Karl antwortet, egal was man sagt, immer mit „jojoa“. Heute haben wir die beiden diskutieren gehört und das ging in etwa so:

Karl: “Linda, wir brauche die Jungs doch gar nicht mehr, das könne doch alles de’ Kinder von de’ Helena mache!“

Linda: „Nein Karl! Die Bäume sind doch viel zu schwer! Wer soll die denn alle tragen?

Karl: „ Na de’ Daniel is ‚n faule Lump! Wenn der drei Hände hätt’, bräucht’ er auch drei Tasche!“

Linda: „was?“

Karl: „Na de’ Daniel is ‚n faule Lump! Wenn der drei Hände hätt’, bräucht’ er auch drei Tasche!“

Linda: „Der Daniel hat noch gar kein Auto!“

Karl:“ Jojoa!“



Offenbar sind wir beide dank Karls chronischer Unlust auf eine Diskussion mit Linda immer noch eingestellt. Linda hat öfters Probleme zu verstehen was andere ihr sagen, ihrem Hörgerät hat sie bereits abgeschworen.

8.3.2013

Freitag! Heute ist ein schöner Tag! 1. ist heute Zahltag und 2. arbeiten wir heute nicht so lange. Karl schaut sich kurz unsere Stundenzettel an, murmelt ein Mal „Jojoa“ und schaut, ob er zufällig noch genügend Geld da hat. Bei der Verabschiedung erklärt er uns noch, dass die heutige Jugend nicht mehr das sei, was sie ein Mal war. Wir bedanken uns noch für das Kompliment und fahren zu den Belgiern, Franzosen und Kanadiern, da wir heute vorhaben, mit denen in eine Kneipe mit Lifemusik zu gehen. Wir schaffen es beide einen der freien Sitzplätze im Auto zu ergattern und freuen uns auf einen coolen Barabend. Die Band ist besser als erwartet, obwohl das Publikum eigentlich nur aus Leuten von unserem Campingplatz besteht. Nach ca. 30 Minuten treffen wir auf Eric, der sich total Blau mit einer Flasche Tequilla in Hand entschuldigt, dass er nicht mehr fahren kann. Hmm, dabei müssen Marius und ich doch morgen zur Arbeit! Schlussendlich finden wir Platz bei Tiffan, Marion und Elise.

10.3.2013

Heute haben wir einen Tag frei und fahren wir nach Melbourne, wir wollen zum Hard Rock Café. Auf der Hinfahrt haben wir ein bisschen in meinem Blog rumgestöbert und festgestellt, dass uns schon echt viele komische Sachen passiert sind. Wir waren drei Mal bei einem Reifenhändler und hatten drei Mal danach einen platten Reifen. Wir hatten einen vielleicht kriminellen Anhalter an Bord. Wir hatten bis jetzt nur komische Chefs oder arbeiten mit einem „Alki“ zusammen. Genau in diesem Moment, wo wir sowieso schon alles so komisch finden, sehen wir rechts neben uns an der Ampel einen feschen Hip Hopper wie er im Buche steht, viel zu großes T-Shirt, Baggy-Hose unter den Knieen und sowieso total cool drauf. In seiner Hand: ein Bündel grüner Spargel, in das er mehrere Male genüsslich reinbeißt.
Na toll, jetzt finden wir garantiert Nichts mehr Normal.
Der Besuch im Hard Rock Cafe fällt leider aus, da das Café vor kurzem geschlossen hat.

12.3.2013

Heute ist unser letzter Arbeitstag und wir dürfen wie immer Holz hohlen. Linda begutachtet unsere erste Lieferung und bekommt fast einen Herzkasper: die gesägten Stücke sind viel zu klein. Mindestens einen halben Meter sollen die Stücke sein. Alles klar, ab jetzt sägen wir keine Pizza-Brettchen mehr, aber wer soll die Stücke hochheben? Mittlerweile haben die Stücke einen Durchmesser von bis zu 80Cm, wenn wir die einen halben Meter lang sägen, bekommen die zwei die doch nie wieder einen Zentimeter bewegt. Marius und ich holen eine weitere Ladung von den Zentnerstücken und beschließen Feierabend zu machen. Wenn Wolle die ganzen Stücke spalten muss, hat er ordentlich was zu tun. Der Arme.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zeit bei Linda und Karl echt cool war. Linda hat immer super für uns gekocht und Karl war zwar offenbar alles egal, er hat ja immer nur „jojoa“ gesagt, war aber trotzdem ebenfalls sehr freundlich. Die Bezahlung war auch mehr als fair.
Letzte Woche haben wir Tiffan, Marion und Elise mit dem Auto abgeschleppt, da sie irgendein Problem mit dem Auto hatten. Jetzt klingelt schon wieder unser Handy, ein weiterer Kerl vom Campingplatz kann hat ein Problem mit dem Auto. Sven ist von Deutschland aus bis Hong Kong mit dem Fahrrad gefahren und von da aus nach Australien geflogen. Mit seinem Fahrrad habe er noch nie so ein Problem gehabt, erklärt er mir. Wir ziehen ihn zur nächsten Werkstatt und fahren im Anschluss zum Campingplatz, da morgen fast alle von den eben vorgestellten Freunden weiterreisen und wir eine Abschlussparty machen.

13.3.2013

Heute hat Marius einen Termin beim Zahlarzt. Wusstet ihr, dass Zähne, wenn man sie in Cola einlegt, sich auflösen? Genau das war bei Marius offenbar der Fall. Die Ärztin bohrt ein bisschen in Marius Mund rum, kleistert noch was zu und er ist geheilt. Den Rest des Tages packen wir unsere Sachen zusammen und fahren endlich hier weg. Wir sind seid Weihnachten auf dem gleichen Platz und heute reisen wir endlich weiter! Jedoch nicht viel, wir sind beide total unmotiviert beim Aufräumen. Wir wundern uns wo wir schon wieder soviel Kram her haben, ist das alles von uns? Wir verschenken noch ein paar Schuhe die keinem passen, eine Leiter, zwei Stühle und ein halbes Kartenspiel und reisen dann endlich los!

15.3.2013

Noch zwei Monate, dann geht’s schon wieder nach Hause. Heute sind wir in Eden angekommen, wir haben den Staat „Victoria“ endlich verlassen.