Montag, 25. Februar 2013

Das Ende vom Ben, ein Baumhaus Bob und echt komische Großeltern

15.2.2013

Wir haben Freitag und schon wieder gibt es nichts Neues vom Ben. Ben hat uns nur eine Sms geschrieben, dass er nächste Woche mehr Arbeit für uns habe. Laut den Weingütern, bei denen wir nach Arbeit gefragt haben, beginnt die Ernte der Trauben ab nächster Woche, dementsprechend könnte sich das mit der Arbeit sogar ausnahmsweise mal bewahrheiten. Wenn wir allerdings am Sonntag keine Nachricht von Ben bekommen, dass er uns alle vier gebrauchen kann, verlassen wir die Weingegend hier endlich und fangen wieder an zu reisen. Zur Zeit ist in dieser Gegend der Wein, Äpfel und Zitronen erntereif. Zitronen gibt es jedoch nicht viel in dieser Gegend, Äpfel werden meist schlecht bezahlt und alles was mit Wein zu tun hat läuft über Ben.

17.2.2013

So, heute ist Sonntag und Tuna und ich rufen Ben an. Tuna telefoniert ein paar Minuten mit Ben und das Ergebnis ist schon wieder typisch australisch für Marius und mich. Ben erklärt, dass er Marius und mich nicht mehr haben will, da wir beide öfters nicht zu Arbeit erschienen wären und faul seien.

???

Hää? Also, hö?

Stopp! Jetzt mal langsam mit den Pferden, Ben hat keine Arbeit für uns und wir werden gefeuert weil wir nicht hingehen? Tuna und Simon wird gesagt, dass dies ihre letzte Chance sei, wenn sie noch mal zu spät kämen, wären sie auch gefeuert. Ist der Kerl irgendwie verwirrt? Der hämmert sich offenbar jeden Abend ein paar Flaschen Wein in den Kopp und versucht anschließend irgendwelche Backpacker irgendwo hin zu bestellen. Ich rufe ihn sofort an um seine eindeutige Verwechslung richtig zu stellen, dass wir gar keinen Job hatten und so die Behauptung „wir wären zu spät gekommen“ eindeutig nicht zutreffen kann. Er lehnt meine Anrufe stets ab. Na toll, hier gibt’s für Backpacker genau eine Branche in der man gut Geld verdienen kann und in dieser Branche werden Marius und ich zu 100% keinen Job finden.
Aber was ist das denn hier? Was ist das bitte für eine Arbeitssituation?

Unser erster Chef in Perth kündigt ständig seine Angestellten um sie am Folgetag wiedereinzustellen, lädt uns an dem Tag an dem sein Vater gestorben ist auf ein Bier ein und verschätzt sich bei seinen Bestellungen im fünfstelligen Bereich.

Unsere zweite Chefin, wir nennen sie „Mettchen“, ist kugelrund und zahlt ihren Angestellten nur einen Hungerlohn und wundert sich anschließend über ein schlechtes Arbeitsergebnis.

Beim dritten Versuch treffen wir auf Ben und, nun ja, offenbar schafft dieser es nicht mal ansatzweise sich einen Überblick über seine Angestellten zu verschaffen und die Tatsache, dass dieser Kerl sehr offenbar sehr viel um die Ohren hat relativiert in meinen Augen nicht mal ansatzweise den Punkt, dass er wegen einer Verwechslung schon fast willkürlich seine Angestellten durcheinander bringt und kündigt. Dass er angeblich keine Franzosen einstellt mag zwar ein Gerücht sein, wir haben und jedoch schon gewundert, dass seine erste Frage als wir eingestellt wurden auf unsere Nation bezogen war, Franzosen haben wir auch noch keine auf der Arbeit getroffen, obwohl wir schon sehr viele Leute auf der Arbeit kennengelernt haben und Franzosen gibt es hier in Australien noch mehr als Deutsche.

Was ist das bitte für Arbeitseinstellung?

Nachdem Marius und mir keine negativen Adjektive oder Schimpfwörter eingefallen sind haben wir uns noch ein paar Wörter ausgedacht, danach haben wir beschlossen, uns um einen anderen Job zu bemühen, wenn wir keinen Job finden, besuchen wir Ben in seinem Büro und erklären ihm was wir von ihm halten. Das „Phantom“ hat bis jetzt noch keine gesehen, wir haben immer nur übers Handy mit ihm Kontakt gehabt.

16.2.2013

Immerhin dürfen wir heute ausschlafen. Wir brechen gegen zehn Uhr auf und beschließen einfach alles zu geben. Wenn man einen Job will, findet man auch einen. Der erste Arbeitgeber lebt in einem riesigen Baumhaus und heißt „Boinga Bob“. Er erklärt verschlafen, dass er uns super gebrauchen könnte, jedoch völlig pleite sei. Anschließend fragen wir zwei Rentner am Straßenrand nach dem Weg zu einer Farm, da wir dort arbeiten wollen und, nachdem die beiden sich kurz beratschlagt haben höre ich in eindeutigem Deutsch die Worte „Mensch Linda, eigentlich könnte’ die Jungs doch hier super anpacke’ mit de’ Büsche und Bäume“. Wir outen uns schlagartig als Deutsche und kommen sofort ins Gespräch. Karl ist 69, lebt seit 30 Jahren in Australien und hat Maschinenbau studiert, Linda ist bereits 75 und hat eine unglaublich ausführliche Vergangenheit. Wir können morgen anfangen. Job? Check!

17.2.2013

Pünktlich um acht Uhr erreichen wir die traumhaft schöne Villa, die auf einem Berg gebaut ist und mit 42 Hektar Land auf jeden Fall auf eine Menge Geld schließen lässt. Linda und Karl sind noch gar nicht richtig wach, verschlafen bitten sie uns, den Tisch zu decken, es gebe erst noch einen Kaffee. Wolfgang ist 65 und arbeitet auch für Linda und Karl, auch er ist Deutscher. Karl erzählt mir beim Frühstück, dass die USA bereits 10.000 Dronen los geschickt hätten und so die Welt überwache. Jedes Telefongespräch und jede Sms werde abgehört, überprüft und nochmals geprüft.
Hmm, die Theorie ist zwar wage, aber interessant. Anschließend beschwert sich Karl über die Engstirnigkeit der Australier und hält mir einen Vortrag über die Verdummung des Volkes. Zuerst zeigt uns Karl seine riesige Maschinensammlung, Marius stellt fest, dass fast alle Maschinen deutscher Herkunft sind.
Als erstes kramt Karl zwei „Stihl“ Kettensägen aus seiner Werkbank und schickt uns Holz holen. Nachdem wir alles in mundgerechte Stücke zersägt hatten hat Karl uns erklärt, dass er das Holz noch kleiner haben möchte. Dafür hat er bereits in einer anderen Ecke seiner Garage eine riesige Spaltmaschine parat gemacht, mit der wir das Holz spalten sollen.

Gegen Abend lädt Linda uns noch zum Essen ein, sie hat für uns alle gekocht. Es schmeckt sehr lecker, Karl bedauert jedoch, dass ihm das Essen nicht schmecke weil es schlecht gewürzt sei, Linda verweist auf ihre Pfefferallergie.

18.2.2013

Heute sagt Linda, sie könne uns im Garten gebrauchen. Marius und ich zeigen ihr unsere zwei linken Hände, sie wirkt zwar leicht irritiert, drückt uns jedoch trotzdem eine Schaufel in die Hand und erklärt, wir sollten den Garten von Unkraut befreien. Marius und ich gucken uns fragend an und beschließen, einfach alles was nicht schön ist rauszurupfen und zu hoffen, dass Linda nicht mehr allzu viel sieht. Leider sind ihre Augen okay und sie beschließt uns andere Arbeiten zu geben. Marius stapelt weiter Holz in die Höhe und mir drückt sie einen Rasenmäher in die Hand heißt mich den Rasen zu mähen. Super, mit Rasen mähen hab ich Erfahrung, schließlich mähe ich seit vier Jahren in der Nachbarschaft den Rasen. Seit der „Blumenernte“ scheint sie mir jedoch nicht mehr so zu vertrauen was den Garten betrifft. Nachdem ich Linda erklärt habe wie man den Rasenmäher anmacht, erklärt sie mir wie an ihn benutzt. Na toll, gestern durfte ich noch nach Lust und Laune mit ’ner Kettensäge rumlaufen und heute werde ich beim Rasen mähen eingewiesen. Na ja, immerhin werden wir nach Stundenlohn bezahlt, wenn sie mir Ewigkeiten erklären muss wie man einen Rasenmäher schiebt, kann sie uns auch gerne Geld dafür geben.
Linda kocht wieder und Karl fängt wieder an zu erzählen wie das mit de dritten Reich wirklich abgelaufen ist: Die Juden wurden gar nicht getötet, die Berichte und Filme die es gibt sind laut Karl „völlig Schwachsinnig“, es habe zu dieser Zeit gerade mal 2,8 Millionen Juden in Europa gegeben, dementsprechend kann Hitler auch keine sechs Millionen getötet haben. Alle Fotos die es gibt seien „gestellt“ bzw. Fotos von deutschen Soldaten oder einfach Bürgern aus Dresden.

STOP!

Ein paar Tage vorher habe ich mich beschwert, dass Marius und ich nie einen „normalen“ Chef in Australien haben. Was soll das denn ‚nu? ‚N deutscher Nazi? Das kann doch schon wieder nicht wahr sein.. Na ja, er bezahlt uns gut und ich wollte mich sowieso gerne mal mit jemanden unterhalten, der solche Ansichten vertritt.

Wolfgang, der andere Angestellte, ist auch ein cooler Typ. Offenbar hat er sich seit längeren nicht mehr mit Deutschen unterhalten, die nicht so komische Ansichten haben wie Karl und Linda, denn er hat uns bereits heute zum zweiten Mal seine komplette Lebensgeschichte erzählt. Er ist seit 40 Jahren hier, hat sich ein riesiges Haus gebaut und durch eine patentierte Erfindung viel Geld verdient. Seine Erfindung wurde geklaut und nachgebaut, den Prozess vor Gericht hat er verloren und musste so die Kosten von 500.000$ tragen. Seine Frau hat ihn vor kurzem verlassen. Wenn man sich seinen Lebenslauf so anschaut, befindet er sich jetzt offenbar auf der „Talsohle“, weiter bergab kann es nicht gehen. „Wolle“, wie Marius und ich ihn immer nennen, tut uns irgendwie leid, der hatte ja echt viel Pech. Wir beschließen ihn heute Abend mal zu besuchen. Wolles Hütte ist ebenfalls riesig, noch viel schöner als das Haus von Linda und Karl. Wolle erklärt jedoch, dass er verkaufen müsse, da er seine Frau nicht auszahlen könne. Echt unglaublich, er hat sich das Haus komplett selber hochgezimmert, nur für das Mauern hat er sich professionelle Hilfe kommen lassen. Er war quasi für alles andere sein eigener Bauherr.
Wir laden ihn auf ein Bier ein und er freut sich riesig, beim Abschied betont er, dass er sich stets über Besuch freue.

20.2.2013

Gestern haben wir angefangen einen riesigen Zaun vom Gestrüpp zu befreien. Dafür haben wir ein Harke, eine Kettensäge, zwei Motorsensen und eine Kollektion von aktuellen Gartenscheren in modischen gelb mit Teleskoparm bekommen. Die Ausrüstung ist echt der Hammer, wieso kauft er sich zwei Motorsensen die hier über 1000$ kosten? Ganz einfach, eine hat eine Metalscheibe vorne dran und die andere ein rotierendes Plastikkabel, wäre ja total ätzend, wenn er, falls er so ein Teil mal braucht, den Aufsatz wechseln muss.
Beim Essen erklärt Karl uns, dass die Deutschen im zweiten Weltkrieg eigentlich gar nicht die „Bösen“ waren. Wusstet ihr, dass England mehr Bomben auf Berlin geworfen hat, als Deutschland insgesamt auf ganz England? Hinzu kommen dann noch Angriffe auf Dresden oder Köln. Hier wäscht man dein Hirn!
Außerdem sind die Australier total blöd: als ehemalige britische Kolonie fühlen sie sich immer noch als Gewinner des Krieges und sind so von Stolz erfüllt. Daher kommt auch die „Hochnäsigkeit“. Hmm, ist und alles irgendwie neu, aber, wie bereits geschrieben, interessant.

22.2.2013

Was für eine Hitze! Das Thermometer beschwert sich über 39°C im Schatten und wir beide über Arbeit in der Sonne. Zum Glück hat Linda uns zwei fesche Gärtnerhüte mitgegeben und zehn Liter Wasser, die nach sechs Stunden leer sind. Linda bietet uns nach der Arbeit eine warme Dusche an, während Karl sich über das „Negerwetter“ beschwert. Echt herb, dieser Kerl.

23.2.2013

Heute arbeiten wir auch an einem Samstag. Wie wir dazu kommen fragen wir uns auf dem Weg zur Arbeit auch, wir bekommen jedoch ein nettes Gehalt und da wir beide seit ewig nicht mehr gekocht haben, da uns Linda diese Aufgabe immer abgenommen hat, beschließen wir zu arbeiten und was Leckeres abzustauben. Sie hat außerdem schon erklärt, dass sie für uns „Landsleute“ gerne mitkocht. Na, da haben wir beide doch mal Glück gehabt. Die Hitze heute ist vergleichbar mit der gestrigen und zum Start ins Wochenende geben sie uns jeweils ein „Oettinger“ Bier und wir vergnügen uns noch was in Pool.
Abends fahren wir mit Tuna und Simon zu ein paar anderes deutschen Backpackern, die die Beiden auf der Arbeit kennengelernt haben.

24.2.2013

Sonntag, endlich noch mal Wochenende. Die Wochen in denen wir nicht gearbeitet haben, hatten nie so ein richtiges Wochenende, wenn man sowieso frei hat, interessiert man sich nicht dafür, welchen Tag man hat. Wir nehmen uns viel vor wie aufräumen oder die Wäsche machen, im Endeffekt ist es jedoch darauf hinausgelaufen, dass wir einkaufen gegangen sind. Immerhin hatten wir ein leckeres Abendessen.

25.2.2013

Heute schaffen wir es auf der Arbeit den Auftrag mit der Hecke abzuschließen. Beim Abendbrot beginnt auf einmal die totale Hirnwäsche: Karl und Linda klären uns über alles auf, was über den Weltkrieg nicht stimmt. Wolfgang hat uns erklärt, dass er in keinem Punkt mit den beiden konform geht, jedoch dazu rät, in einer Diskussion einfach versuchen das Thema zu wechseln. Karl und Linda stellen das dritte Reich als total toll da, im Sinne von „damals war alles besser“ und „die armen Deutschen waren die Opfer, nicht die Angreifer“. Obamas „Negerpolitik“ sei das Letzte, das Leute wie Hillary Clinton oder Rockefeller jüdischer Abstammung sind, müsse auch nicht sein. Karl fände es besser, wenn das jemand anders mache.

Marius und ich distanzieren und vollständig von dem Sch**ß den die beiden dazu erzählen. Die zwei sind echt keine dummen Menschen, obwohl insbesondere Karl mir auf die Nerven geht. Er selber hat einen Realschulabschluss gemacht und anschließend Fachabi. Er fragt mich ständig, ob ich mich mit meinem „Vollabi“ als was Besseres fühle. Immer wenn ich irgendeine blöde Frage nicht beantworten sagt er so was wie:“ Mensch, das musse doch wisse’, du bis doch der schlaue mit Abitur“.

Eine Sache will ich noch klarstellen: Wenn wir beide hier nicht super Essen bekämen, einen Pool und jede Menge Geld, hätten wir schon längst dem Karl erklärt, was wir von seinem Müll halten.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Zwei Schnitzel, quitschender Sand und arme Franzosen

23.1.2013

Da waren wir nun, teilzeit Arbeitslos, zu fünft und mit frisch gewaschenem Auto. Unser Chef braucht heute wieder nur zwei Leute zum Arbeiten, heute gehen Marius und Tuna. Simon, Janne und ich bemühen und derweil um einen neuen Job, da uns dieses ewige hin- und her mit unserem Chef unserem Ziel auch nicht weiter bringt. Wir fahren bei einer Kartoffelfarm, einer Gärtnerei, ein paar Weingütern und mehreren Cidreherstellern vorbei, alle antworten mehr oder weniger im Einklang, dass die Saison in ungefähr drei bis vier Wochen beginne und dass sie dann ein paar Arbeiter gebrauchen könnten. Das wird uns hier irgendwie immer erzählt, egal wo wir uns nach Jobs erkundigen, es wird uns erklärt, dass wir etwas zu früh kämen. Na toll, egal wo wir sind, wir sind auf jeden Fall zu früh.
Das mit dem „zu früh da sein“ ist Neuland für alle von uns und so beschließen wir erst mal etwas zu warten, was sollen wir auch schon groß tun? Die Australier sehen ja alles etwas gelassener als wir Deutschen, stellenweise ist so was auch sehr entspannt, auf die Arbeit bezogen ist das jedoch total nervig. Wieso stellt Ben vier Leute ein, wenn er gerade mal die Hälfte von uns gebrauchen kann? Ben erzählt uns am Telefon ständig, dass er vier Leute gebrauchen könnte, zehn Minuten später schickt er eine Sms, in der steht, dass er doch nur zwei Leute gebrauchen kann.

24.1.2013

Heute gehen Marius und Simon arbeiten. Nicht dass ihr denkt, dass ich faul wäre, ich sollte mich mal wieder um einen Job etc. kümmern. Mal wieder vergeblich, der Traktor auf der Arbeit hat einen platten Reifen und so verkürzt sich der Arbeitstag von Marius und Simon um ca. 50%, ich muss die beiden abholen. Was für ein Reinfall, da hat man schon so gut wie gar keine Arbeit, da wird diese einem auch noch weggenommen durch eine Lappalie wie ein platter Reifen an einem Traktor. Ich wusste bis heute gar nicht, dass ein Traktor einen platten Reifen haben kann, hier verkürzt uns dieser gleich den Arbeitstag. Da der Farmer selbstverständlich keinen Ersatzreifen hat (offenbar wusste er auch nicht, dass man so ein Teil plätten kann) bekommen wir für den Rest der Woche frei. Super, wir haben ja auch schon Mittwoch. Yeah. Verlängertes Wochenende. Juhu.

25.1.2013

Unser verlängertes Wochenende beginnen wir, dank der starken Hitze, mit einem Strandtag. Wir beschließen nach „Frankston“ zu fahren, da Janne dort noch ein Bankkonto kündigen möchte. Frankston ist ca. 60Km entfernt und liegt direkt am Meer, sehr schön. Janne fragt mich, ob ich ihm helfen könnte, sein Bankkonto zu kündigen. Hilfsbereit wie ich bin, stellen wir uns in die Bank und warten auf eine Angestellte. Als diese nun auch eingetroffen ist, schaut sie sich seinen Personalausweis an und begrüßt ihn freundlich mit „hello Jane“ und wirkt amüsiert und irritiert zugleich, da „Jane“ ja eigentlich eher ein Frauenname ist. „Jane“ stellt den Fehler richtig und schon stehen wir vor dem nächsten Problem: in seinem Nachnamen ist ein „ß“ enthalten, das gibt es hier in Australien ja nicht. Nachdem die Angestellte ihre Tastatur knallhart unter die Lupe genommen hat und keinen „ß“-Knopf entdeckt hat, erklärt Janne einfach, dass es ein „b“ sei. Sie durchsucht die Datenbank und findet ihn sogar tatsächlich. Offenbar haben die Angestellten aus Sydney ebenfalls keinen „ß“ Knopf auf ihrer Tastatur gefunden und haben so einfach ein „b“ eingegeben. Echt stark, wenn man also mal irgendwas nicht findet, nimmt man einfach etwas, das so ähnlich aussieht.

26.1.2013

Heut ist „Australia day“, was das genau bedeutet, wissen wir nicht, aber das wollen wir noch herausfinden. Fest steht, dass der Großteil der Australier sich einen Australienhut, Schürze, Mantel, Fähnchen, Grillzange oder sonst was umgebunden hat und sich total darüber freut. In allen Parks stehen als Australienflagge verkleidete Familien und Grillen an den Bbq- Stellen um die Wette. Toller Australientag, noch viel toller ist, dass dieser auf einen Samstag fällt. Da viele Leute an einem Samstag sowieso frei haben, ist der „Australia Day“ gar kein besonderer Feiertag, da man ja sowieso ausschlafen kann. Dementsprechend wird dieser „Public Holiday“ auf Montag verschoben und so haben alle, inklusive uns, am Montag frei. Dass wir das alles so toll finden, ist natürlich Ironie. Geht es bei einem Feiertag nicht eigentlich um den Tag bzw. den Anlass, und nicht um die Tatsache, dass man einen Tag weniger arbeiten muss?

27.1.2013

Wir beschließen, in die nächste Stadt nach „Healesville“ zu fahren um ein bisschen einzukaufen und uns gegen Abend noch mit Shaun, unserem australischen Freund zu treffen. Shaun fragen wir auch sofort nach dem Hintergrund des „Australia Days“. Shaun erklärt, dass er sich zwar freue, dass er morgen nicht arbeiten müsste, jedoch den Hintergrund für totalen Schwachsinn halte. Er erklärt, dass man an diesem besagten Tag die Vertreibung der Aboriginies feiere und dementsprechend „das Bestehen“ der australischen Rasse. Ich hatte bis jetzt noch nicht die Möglichkeit, das im Internet mal nachzuprüfen, wenn das jedoch stimmt, finde ich den Hintergrund dieses Tages ziemlich.. krass?

28.1.2013

Australia Day, Wuhu, schon wieder. Wir freuen uns alle einen Ast und fahren anschließend in die Stadt. Wir kaufen ein bisschen ein und rufen Ben mehr oder weniger in Dauerschleife an. Dieser blöde Chef, wozu hat er eigentlich ein Handy? Nachdem wir ihn irgendwann mal erreicht haben, erklärt er uns, er könne uns alle vier Morgen gebrauchen, es gebe wieder etwas zu „Botteln“, also Weinflaschen abfüllen. Klingt super, das haben wir schon mal gemacht, das letzte Mal gab es sogar ein paar Weinflaschen umsonst, besser kann es nicht laufen. Kurze Zeit später kommt eine Sms von ihm, in der steht, dass der Farmer einen neuen Reifen habe und so zwei Leute gebrauchen könnte.
???
Also so langsam glauben wir, dass der Kerl ein Rad ab hat.
Weitere zehn Minuten später schickt Ben uns die Adresse, wo er drei Leute zum Botteln gebrauchen könnte.
???
Wat’n nu? Hat er Arbeit für drei Leute? Für zwei? Fünf? Aber wir sind doch nur zu viert! Janne beteuert, dass er zwar gerne in unserer Reisegruppe mitreist, dass er mit auf die Arbeit kommt, könnten wir uns jedoch abschminken. Was für ein verwirrter Chef. Hat der zu viel Wein getrunken?

29.1.2013

Über Nacht hat er uns noch eine Sms gesendet, dass er drei Leute bei dem Mann mit dem kaputten Traktor braucht. Irgendwie schaffe ich es schon wieder mich aus der Affäre zu ziehen und schicke Marius zusammen mit Tuna und Simon los. Janne und ich gehen derweil in die Stadt. Ich habe gehört, dass ein Motorradführerschein in Australien sehr einfach zu machen sei. Ich suche mir im Internet zwei Adressen von zwei Fahrschulen raus und beschließe gleich mal vorbei zu fahren. Die erste Adresse gibt es gar nicht und die zwei liegt in einem Vorort einer noch nicht gebauten Stadt, also irgendwo im nirgendwo. Schlussendlich finde ich in einem Motorradladen Auskunft und der freundliche Inhaber schreibt mir die Adresse von einer Fahrschule raus. Nachdem ich auch dahin gegurkt bin, werde ich von einer sehr unfreundlich Dame begrüßt, die mir eine Broschüre in die Hand drückt und ca. 25 Mal beteuert, dass sie keine Ahnung habe und Motorräder sie nicht interessierten. Die Broschüre verspricht mir, dass ich innerhalb von spätestens zwei Tagen meinen Führerschein habe und dieser mich nur 400$ koste. Außerdem darf ich mit einem netten Honda Motorrad fahren. Klingt viel versprechend. Schlussendlich rufe ich bei der Broschüre an und eine sehr nette, jedoch elektronische Frauenstimme versichert mir, dass ich nicht mehr allzu lange warten müsste, ich jedoch mit der Hotline eine sehr gute Wahl getroffen hätte. Offenbar keine gute Wahl, sonst wäre ich ja nicht in der Warteschleife, nach zehn Minuten werde ich jedoch schon verbunden. Mir wird erklärt, dass ich erst meinen internationalen Führerschein auf einen „Victoria Roads“ Führerschein umschreiben lassen muss, damit ich einen Führerschein machen kann. Anschließend werde ich in das zwei Tages Programm aufgenommen und kann so eine „Learner Permit“ machen, d.h. ich darf auf den Straßen des Staates Victoria mit einem Motorrad rumfahren, so lange ich mir eine gelbes und lächerliches „L“ an das Nummernschild hänge. Das „L“ berechtigt mich mit einem Motorrad zu fahren, jedoch ohne Sozius und nur Tagsüber. Nach drei Monaten darf ich dann mein lächerliches „L“ gegen einen echten, australischen Führerschein eintauschen. Den darf ich mir dann in Deutschland zu einem internationalen Führerschein umschreiben lassen und darf ihn dort auch weiternutzen. Die werte Dame ist sich jedoch nicht sicher, ob ich, als Ausländer, länger mit dem gelben „L“ rum fahren muss. Also wende ich mich direkt an das Straßenverkehrsamt in Düsseldorf. Dort wird mir erklärt, dass ich sechs Monate mit den blöden „L“ rumfahren müsse, um einen gültigen Führerschein zu erhalten. Außerdem dürfte ich meinen Führerschein ausschließlich in Victoria abholen, müsste also die Zeit hier bleiben.

4.2.2013

Heute sollte ich mich eigentlich mit Simon zusammen um einen Job bemühen, um acht Uhr in er früh werde ich jedoch vom Handy geweckt und muss doch zur Arbeit. Marius und Tuna sind schon vorgefahren, da ursprünglich nur zwei Leute für die Arbeit vorgesehen waren. Beim „Netting“ geht es darum, riesige Netze über die Weinberge zu spannen, damit den ganzen Vögeln hier das Trauben naschen Unmöglich gemacht wird. Zwei Leute laufen hinter einem Trecker her, der mit einer riesigen und wackeligen Konstruktion die Netze verteilt.

5.2.2013

Good bye, Janne.

Heute bringen wir Janne, unseren Mitreiser, zum Bus. Tuna und ich haben es mal wieder geschafft uns erfolgreich aus der Affäre zu ziehen, wir schicken Marius und Simon auf die Arbeit und bringen Janne zum Bus. Unglaublicherweise haben wir es geschafft einen Parkplatz ohne Abschleppen, Strafen und sonstige unnötige blöden Sachen gefunden. Wir nehmen Abschied von Janne und,

Janne: die Zeit mit dir hier war wirklich sehr cool, wir hatten sehr viel Spaß. Ärgerlichweise hast du fast Nichts hier vergessen. Schade, Marius fand deine Jacke echt schön und ich mochte die schwarze Mütze. Wehe du kommst uns nicht besuchen, dann versteckt Marius wieder alle Sachen von dir ;-) .

6.2.2013

Da es mal wieder und angeblich zu „heiß“ zum arbeiten ist, haben wir mal wieder frei bekommen. Unsere Freude hält sich in Grenzen und wir beschließen nach Thomastown zu fahren. Thomastown ist ca. 80 Kilometer von unserem Campingplatz entfernt und liegt nicht am Strand. Eigentlich ein untypisches Reiseziel für Leute wie uns, ein Arbeitskollege von meinem Vater ist jedoch letztes Wochenende von Dabringhausen aus nach Melbourne geflogen und hat mir eine Hand voll Zeitschriften aus Deutschland mitgebracht. Meine Eltern meinten außerdem, dass sie mir noch eine Hand voll Haribo etc. mit eingepackt hätten und da haben Marius und ich uns das mit dem komischen Reiseziel natürlich nicht zwei Mal sagen lassen. Auf dem Rückweg fällt Marius auf, dass die Drehzahlanzeige nicht mehr funktioniert, außerdem stockt die Musik im Radio ständig. Echt nervig, welches Kabel ist denn jetzt schon wieder durchgebrannt? Wir beschließen vorerst weiterzufahren und zu hoffen, dass es kein teures Kabel ist. Dann fällt uns auf, dass die Batterieanzeige anzeigt, dass unsere Batterie komplett leer ist. Kein Wunder, dass wir keine Musik mehr hören können, wir halten an und machen prüfend die Motorhaube auf. Da wir allerdings nicht so viel Ahnung von Autos haben, entdecken wir nur einen Motor, jede menge Kabel und andere Metallteile, was davon jetzt kaputt sein könnte wissen wir auf Anhieb nicht. Was kann kaputt sein, wenn der Motor läuft, die Batterie jedoch keinen Strom mehr bekommt? Wir rätseln und tippen auf die Lichtmaschine. Da es sowieso noch hell ist, beschließen wir einfach ins Auto zu steigen und ohne Licht nach Hause zu fahren und uns morgen darum zu kümmern, da es sowieso schon anfängt zu dämmern. Ins Auto steigen klappt super, das mit dem „ohne Licht“ auch, das Fahren können wir uns jedoch abschminken, da unser Auto nicht mehr anspringt. Logisch, die Batterie ist ja leer. Tolle Wurst. Wieso bekommen Marius und ich eigentlich die ganze Zeit diese „tollen Würstchen“ ab? Wir beschließen die Wurst Wurst sein zu lassen und freuen uns lieber, dass wir am Hang geparkt haben und unser Auto einfach zur nächsten Tankstelle rollen können. Der Tankwart erklärt, dass es weit und breit keine Mechaniker gebe und dass auch er gerade keine neue Lichtmaschine dabei habe. Wäre auch viel zu einfach und schön gewesen. Im Grunde brauchen wir nur ein bisschen Energie für unsere Batterie, mit Starthilfe könnten wir also weiterfahren. Zum Glück haben wir Überbrückungskabel dabei und fragen so einfach jemanden der gerade tankt nach einem „Jumpstart“. Dank der Hilfsbereitschaft der Australier wird uns auf der Stelle geholfen. Desto länger wir die Überbrückungskabel anschließen, desto mehr wird unsere Batterie geladen und desto weiter können wir fahren. Marius schließt also schnell die Kabel an, während ich den Autobesitzer über Wind, Wetter und wundersame Kängurus zutexte. So schaffen Marius und ich es ca. 20 Sekunden rauszuhandeln und beschließen möglichst schnell weiterzufahren. Der Autobesitzer wirkt nach unserem abrupten Abbruch der Überbrückungsaktion leicht irritiert, Marius drückt derweil verstärkt auf Gas, um das Ausgehen des Motors zu verhindern. Auch das führt zu merkwürdigen Blicken an einer Ampel, an der wir mit ca. 4000 Umdrehungen im Leerlauf auf grün gewartet haben. Kurze Zeit später fahren wir auf einer Landstraße in Richtung Heimat und unser Auto beschließt mal wieder auszugehen und Marius setzt den Karren in den Graben. Na toll, jedoch haben wir mal wieder Glück im Unglück: ein Anwohner mit zwei Schnitzeln, in jeder Hand eins, hat die Aktion offenbar beobachtet und erklärt sich bereit, uns mit einem Jumpstart auszuhelfen. Er macht die Motorhaube auf und deutet mit vollem Mund auf die Lichtmaschine und gibt fragwürdige Laute von sich, die anhand seiner Gestik jedoch irgendwas mit der Lichtmaschine zu tun haben. Marius schließt wieder die Überbrückungskabel an und ich erkläre dem Schnitzel wieso und weshalb wir in Australien sind, wir schaffen es wieder 20 Sekunden rauszuhandeln. Unser Auto macht weitere fünf Kilometer mit und wir stehen wieder im Graben. Außerdem ist es mittlerweile dunkel, eine Fahrt ohne Licht ist also zu gefährlich. Wir Parken den Karren im Graben, zapfen uns ein wenig Wein ab und beschließen einfach, wie in alten Zeiten, zu wandern.

Diese ganze Aktion ist im Grunde genommen schon wieder total bescheuert, für uns jedoch in Australien irgendwie total normal. Unser Auto hat mal wieder irgendwelche Probleme und uns hilft ein Typ, der genauso viele Hände wie Schnitzel hat. Selbstverständlich gehen Marius und ich nicht einfach nach Hause und gut ist, nein, das ganze wird natürlich noch verrückter:

Nach ca. vier Metern werden wir mitgenommen von einem gut gelaunten Australier, ungefähr 25 Jahre und wenn ich schreibe „gut gelaunt“, meine ich: sehr gut gelaunt. Sein Slalomfahrstil ist zwar fragwürdig, jedoch auch irgendwie entspannend. Er fragt mich, ob ich in dieser Gegend schon Wombats gesehen hätte, ich verneine wahrheitsgemäß und er setzt sein Auto prompt in den Graben, macht seine Suchscheinwerfer an und erklärt, dass es an dieser einen Stelle immer welche gebe. Heute offenbar nicht, wir erkunden trotzdem weiterhin mit seinem vier Liter Dieselmotor den Graben und biegen schließlich wieder auf die Straße ab. Er fragt ob wir zur Zeit am arbeiten wären, ich verneine erneut wahrheitsgemäß und er bietet uns einen Job als Putzkraft in seiner Fabrik an. Wir? Reinigungsfachkraft? Das Letzte, das wir gewienert haben war unser Auto und das steht jetzt im Graben. Wir tauschen trotzdem die Handynummern aus und er bringt uns tatsächlich bis zu unserem Trailer. Sehr freundlich.

7.2.2013

Vorgestern haben wir auf unserem Campingplatz im Busch zwei weitere deutsche Backpacker kennengelernt. Benny und Kevin sind beide mitte 20 und Benny hat Maschinenbau studiert und vor kurzem ist sein Differential am Auto kaputt gegangen, das er anschließend eigenständig ausgetauscht hat. Er klärt sich bereit, mit Marius zu einem Schrottplatz zu fahren um eine neue Lichtmaschine zu organisieren und diese gleich einzubauen. Nach mehreren Stunden Arbeit läuft unser Auto wieder, vielen Dank noch mal Benny.

8.2.2013

Heute ist Freitag, endlich Wochenende. Haha, höhö und noch mal haha, wir haben sowieso immer frei. Wir sind zu sechst und beschließen ein wenig Urlaub von den freien Tagen zu machen und zu Wilsons Promontory zu fahren. Wilsons Prom. ist ein großer Nationalpark an dem auch der südlichste Punkt Australiens liegt. Reisegruppe „ab in den Süden“ bricht gegen Mittag auf und kommt gegen Abend auf den überfüllten, jedoch freien Campingplatz an. Wir feiern in Simons Geburtstag rein, machen ein kleines Feuer und diskutieren über Gott und die Welt.

9.2.2013

Heute wollen wir in den Nationalpark, zuerst an einen Strand und gegen Nachmittag wollen wir einen der zahlreichen Berge besteigen. Der „Whisky Bay“ hat nicht nur einen coolen Namen, bis zu drei Meter hohe Wellen sorgen für eine geile Zeit im Meer.
Der Mount Oberon ist mit 580 Metern der höchste Berg im Nationalpark und der Anstieg dauert mehr als eine Stunde, lohnt sich aber. Auf dem Heimweg sehen wir jede Menge Wombats, da hätte der Typ seinen Karren letztens noch nicht Mal in den Graben setzen müssen.

10.2.2013

Heute fahren nur Marius, Tono und ich in den Nationalpark, der Rest unserer fröhlichen Gemeinde beschließt sein Glück im Angeln zu versuchen. Wir fahren zum „squeky beach“ und, der Strand macht seinem Namen tatsächlich alle Ehre (squeeze= quitschen): beim Betreten des Strandes fällt uns auf, dass dieser komische Quitschgeräusche von sich gibt. Quitschvergnügt gehen wir ins Wasser und laufen anschließend einen anderen Berg hoch. Auch hier ist die Aussicht wieder mal unglaublich.

11.2.2013

ALAAF! Ein großes ALAAF! aus Australien an alle Jecken und ein „helau“ an alle die, die keine Ahnung haben.
Wir fahren zurück in unseren alten Park und fühlen uns heimisch.

13.2.2013

Wir suchen die ganze Zeit nach vergeblich nach Arbeit, manchmal können wir jedoch beim Ben arbeiten. Wir haben ein großes Franzosencamp neben uns, von denen hat keiner Arbeit. Franzosen sind hier wo wir arbeiten sehr ungerne gesehen, im Internet findet man häufig Arbeitsangebote mit der Überschrift „no french people“, wenn man sich bei Weingütern vorstellt, werden wir meistens zuerst gefragt, aus welchem Land wir kommen. Die Franzosen haben es dementsprechend noch schwieriger, einen Job zu finden, unsere französischen Nachbarn sind laut Aussagen komplett pleite.