Montag, 13. Mai 2013

Cairns, ein cooler Inder und Chinesen an der Rehling

28.4.2013

Gestern Abend haben wir mit allen anderen Backpackern von der Farm hier an einem nahe gelegenen See ein großes Feuer gemacht und das kaputte Auto begossen. Echt ein cooler Abend, Danke Jungs und Mädels aus allen Ländern!
17 Tage sind wir noch hier auf der Insel und nun ist unser Auto kaputt. Theoretisch könnte man das Auto reparieren, 1., dauert eine Reparatur, 2., kostet eine Reparatur. Da wir für 1.) nicht genügend Zeit und für 2.) nicht genügend Geld haben, müssen wir uns überlegen, was wir jetzt mit dem Karren machen:
1.) hat Jason, der Farmer uns angeboten, dass wir seine Schrottflinte haben dürfen. Normalerweise erschieße er damit Eindringlinge, gesteht er mit einem Grinsen.
2.) hat Jason uns einen echt stabilen Strick gegeben, mit dem könnte man sich im Falle des Falles immer noch erhängen, meint Jason mit einem Zwinkern.
Blöder Zyniker.
3.) wäre eine Reparatur, die ist aber sowieso schon ausgeschlossen. Selbst wenn wir das zeitlich hinbekommen sollten, ich habe unseren Karren seit ca. fünf Wochen auf mehreren Internetplattformen zum Verkauf angeboten und die Interessenten lassen auf sich warten. Wäre ja echt dumm, wenn wir jetzt viel Geld ins Auto stecken und es im Endeffekt auch nicht verkauft bekommen.
4.) Wäre den Karren an einen Schrottplatz verkaufen, nur wie bekommen wir den dahin? Hier gibt es keinen in der Nähe und fahrtüchtig ist unser Auto nun wirklich nicht.
5.) Hat Jason uns angeboten, dass er unser Auto auf der Farm behält und versucht es für uns zu verkaufen, während wir wieder ins schöne, sicherer Deutschland zurück fliegen.

30.4.2013

Wir haben uns alles noch mal genauer überlegt und sind noch zu keinem richtigen Ergebnis gekommen:
1.), die Schrotflinte macht auf jeden Fall am meistern Lärm und Spaß, sollte man mal im Hinterkopf behalten, zu
2.) muss ich sagen, dass wir zwar leicht geknickt sind wegen dem Auto, einen Strick nehmen wir uns aber garantiert nicht. Außerdem, bei der australischen Qualität, wie wir sie bis jetzt kennengelernt haben, gibt es hier bestimmt keine Bäume die stabil genug sind um sich dran zu hängen. Das könnte richtig deprimierend enden.
3.), eine Reparatur, haben wir beide nicht mal ansatzweise Lust drauf und ist damit auch aus dem Rennen.
4.), der Schrottplatz. Ein Schrottplatz zahlt für ein Auto in unserem Zustand noch mal gerne 1000$, das wäre wenigstens schon mal etwas. Ich organisiere mir von Jason ein Telefonbuch und rufe alle Schrottplätze im Umkreis von 150Km an. Ein Schrottplatz macht mit der Aufschrift „Australia wide pick up“ Werbung und erklärt mir, dass ihm die 95Km zu weit wären. Der hat sein Kuhdorf bestimmt noch nie verlassen, sonst wäre ihm mal aufgefallen, dass Australien echt groß ist. Pff. Ein weiterer Platz erklärt, er würde gerne vorbeikommen, er kaufe jedoch generell keine Autos, die mehr als 180.000Km auf der Achse hätten. Ist es nicht eigentlich der Sinn von einem Schrottplatz, dass man für jegliche Autos Ersatzteile findet? Unser Auto ist in einem guten Zustand, nur das Getriebe halt nicht. Das Auto zum Schrottplatz zu schleppen lohnt sich nicht. Das würde uns ca. 480$ kosten, damit fällt der Schrottplatz auch ins Wasser.
5.), Jason das Auto hier lassen ist eigentlich zu riskant. Jason ist echt ein cooler Chef, er hat nie groß rumgemault und war immer hilfsbereit. Er hat uns sogar geholfen unser Auto zu verkaufen. Wenn wir ihm das Auto jetzt hier lassen und hoffen, dass er uns noch Geld nach Deutschland schickt, ist das irgendwie naiv, anderseits aber auch das Einzige, was uns übrig bleibt.
Jason hat uns sogar schon Zubehör von uns abgekauft, das ganze Campingzubehör gehört jetzt ihm. Na toll, wahrscheinlich lassen wir das Auto jetzt bei ihm, er zieht uns komplett über den Tisch und wir zwei Idioten haben ihm vorhin sogar noch dabei geholfen, unser Auto auszuräumen.
Welch Ironie.
Wir sollten noch mal verstärkt über das Angebot mit der Schrotflinte nachdenken.

2.5.2013

In genau zwei Wochen sitzen wir im Flugzeug nach Hause, falls nicht wieder irgendwas total Blödes dazwischen kommt. Gestern hatten wir unseren letzten Arbeitstag auf der Farm und damit auch in Australien. Echt unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht.

4.5.2013

Morgen geht es weiter nach Cairns! Kenny, der Inder, der eigentlich gar nicht Kenny sondern Genny heißt, wollte uns bis nach Cairns mitnehmen. Wie es ein total blöder Zufall jedoch wollte, ist sein Auto, im gleichen Moment krepiert wie unseres. Genny hat Marius letzten Freitag gebeten, unser Auto wegzufahren, damit er vorbeifahren kann. Marius fährt los uns unser Karren gibt den Geist auf, während Genny in seiner Parklücke hängt und sein Auto nicht mehr starten kann. Er hat sich gestern abschleppen lassen und der Mechaniker hat ihm heute die frohe Nachricht überbracht, dass sein Auto wieder heile ist! Puh! Wie wären wir sonst nach Cairns gekommen?

5.5.2013

Reisegruppe „Cairns“ bricht vormittags mit total lauter Musik auf. Genny ist bester Dinge und erklärt, dass er total auf Gangsterrap steht, cool. Reisehut auf dem Kopf, Sonnenbrille unglaublich tief im Gesicht, Arme aus dem Fenster, wir fühlen uns wie in einem Gangsterfilm, cool. Echt cool, dieser Trip, vor allem die coole Musik. Wir halten an einem Getränkemarkt und einem Wasserfall an, an dem wir ein paar coole Fotos schießen. Wir kommen gegen neun Uhr in Cairns an und Genny lässt uns an einem Hostel raus. Anschließend fahren noch ein paar mal um den Block mit Genny und trinken zusammen ein paar Bier. Gennys Fahrstil unterscheidet sich stark von unserem, offenbar hat er keine Angst vor Geschwindigkeitskontrollen und das Stoppen an roten Ampeln ist anscheinend generell nicht so sein Ding.

7.5.2013

Regen.
Was ist das? Wasser das vom Himmel kommt, kennen wir nur noch aus alten Geschichten. Ehrlich, es hat in den letzten fünf Monaten höchstens sieben Tage geregnet. Cairns ist die Backpackerhauptstadt des „Sunshine State“ Queensland, wieso zum Teufel fängt es jetzt an zu regnen? Wir haben für morgen einen Tauchgang am „Great Barrier Reef“ gebucht, wieso muss es ausgerechnet jetzt anfangen zu regnen?

8.5.2013

Der Great Barrier Reef Marine Park ist seit 1981 UNESCO- Weltnaturerbe und erstreckt sich über eine Länge von 2300Km. Das einzigartige Korallenriff bietet Lebensraum für mehr als 1500 Fisch-, 400 Korallen-, und 240 Vogelarten und ist damit der vielfältigste Lebensraum der Erde. Für heute haben wir einen Schnorchel-, und Tauchgang gebucht. Unser Schiff, die „Osprey V“ startet um 7:30 am Hafen und die Crew ist echt gut drauf, verglichen mit vier Chinesen, die ca. ab 7:35 mit verblüffend grüner Gesichtsfarbe über der Rehling hingen und, na ja, sagen wir „rückwärts gefrühstückt“ haben. Ein Inder hat die ganze Chose beobachtet und fand die Idee mit dem rückwärts essen offenbar total klasse, er hat sich weitere fünf Minuten später daneben platziert und es ihnen nachgetan. Der kleine Matt, ein höchstens zehn Jahre alter Australier hat es leider nicht mehr bis zur Rehling geschafft, sein Vater hat uns dafür aber gezeigt, wie lange man im Vollspringt braucht, um die Treppe runterzurennen, in den Gemeinschatsraum zu laufen, eine braune Türe zu organisieren, die Treppe wiederhochzukommen um die Tüte dem Kind vor den Mund zu pressen, ungefähr 13 Sekunden. Respekt, reife Leistung! Der Käpten ist offenbar super gut drauf, so wie der fährt, das Boot wackelt wirklich stark, man kann nicht stehen, wenn man sich nicht festhält. „Kein Grund, dass mir schlecht wird“, meint Marius, „so fühl ich mich jeden Sonntag Morgen nach einer Barparty!“.
Das Wetter hat sich leider noch nicht wirklich gebessert, die Bordcrew gibt sich jedoch optimistisch und erklärt, dass das Riff ziemlich weit außerhalb ist und laut dem Wetterbericht sei das Wetter dort besser. Angekommen am Riff wird uns Sinn und Zweck einer Sauerstoffflasche beigebracht, laut Lehrer können wir mit dem Teil ca. 30 Minuten unter Wasser bleiben. Marius behauptet zwar strickt, dass er sein „Käpselchen“ eh mit einem Zug leergesaugt bekommt, wir beschließen es trotzdem zu versuchen.
Unter Wasser erwartet uns eine unglaubliche Vielzahl von bunten Fischen. In wirklich jeder erdenklichen Farbe schimmern die Fische und das große Korallenriff im Hintergrund sorgt für einen wunderschönen Gesamteindruck. Nach ca. 30 Minuten tauchen wir wieder auf und paddeln zurück zum Boot, wo bereits der nächste Tauchgang darauf wartet die Fische zu bestaunen. Das Wetter ist tatsächlich besser geworden und das Wasser hat entspannte 26°C, wir schnappen uns sofort einen Schnorchel und gehen auf Schnorcheltour.
Gegen Mittag steht der Käpten an der Rehling, winkt mir einem Schnitzel und ruft uns zum Lunch. Wenn man den Rest des Tages nicht gebückt über der Rehling hängen möchte, sollte man hier nicht zu sehr zuschlagen, demonstriert uns ein 35 Jahre alter Australier. Das sollte man in der Tat nicht tun, vor allem wenn es als nächstes mit einem kleinen Beiboot zu einem benachbarten Helikopter Landeplatz gebracht wird. Durch einen glücklichen Zufall habe ich für echt kleines Geld einen Helikopterflug über das Riff erstanden. Während das Schiff zum nächsten Riff aufbricht, schaue ich mir das ganze aus der Adlerperspektive an. Von oben sieht man genau das, was man sieht, wenn man im Internet nach Fotos des „Barrier Reef“ sucht, unglaublich. Das Riff schimmert in einem wunderschönen grün, während sich das Schiff nur noch als kleiner, weißer Punkt wahrnehmen lässt. Leider kenn ich nicht mal ansatzweise genügend Worte um zu beschreiben, wie das Riff von oben aussieht. Schön, toll, geil, klasse, hoch, grün, atemberaubend, faszinierend, whatever.
Das Boot ist inzwischen an einem anderen Teil vom Riff angekommen und unser Tauchlehrer wartet schon auf mich, um mir den zweiten Teil des Riffes zu zeigen. Dieser Teil ist das Highlight des Tages. Die Chinesen an der Rehling waren auch nicht schlecht, der zweite Teil des Riffes übertrifft jedoch alles. Wir bleiben über eine halbe Stunde unter Wasser und tauchen bis zu 13 Meter tief. Nemo, einen Hai, Delphine, riesige Fische mit Glubschaugen, ein riesiges, buntes Riff, alle sind da und lassen sich bestaunen.
Was für ein Tag!

11.5.2013

Echt ein komisches Gefühl. Vor mehr als neun Monaten sind Marius und ich völlig übermüdet in Sydney angekommen und sind mit einem Shuttle Bus zum Hostel gefahren, heute haben wir genau das Gleiche getan. Wir sind mit einem Flugzeug heute früh nach Sydney geflogen und sind jetzt quasi am Anfang vom Ende der Reise angekommen. Jetzt sieht man Sydney mit ganz anderen Augen.
Unser Zimmer ist der Hammer. Chaos³. Wirklich. Wenn mein Zimmer früher mal unordentlich war, haben meine Eltern mich immer gefragt, ob bei mir eine Bombe eingeschlagen ist. Hier wäre die Frage echt nicht nötig, es ist einfach nur offensichtlich, dass hier in irgendeiner Form eine Bombe eingeschlagen sein muss. So was wie eine „Klamottenbombe“. Wenn ich mich einfach mal spontan so umsehe, sehe ich: Schinken im Nachbarbett, ein 25Meter Verlängerungskabel, das 25 mal durch den ganzen Raum gelegt wurde, ein Glätteisen, das bei Marius im Bett liegt (by the way, der hat kaum mehr Haare), ein großer Mülleimer in Zimmermitte, ein leeres fünf Liter Paket Rotwein, zwei Tassen, ein Wandersmann mit einer Angel, der sich, dem verwirrten Blick nach zu urteilen, reichlich deplatziert vorkommt, Heinz gebackene Bohnen, eine zerfledderte Cosmopolitan, betrunkene Engländer/innen, ein Schminkset, einen schnarchenden Iren, Müll, Müll, Müll. Das totale Chaos.

14.5.2013

Home, jetzt gleich. Ehrlich jetzt. Gleich geht unser Flugzeug nach Dubai. Eigentlich müssten wir ja in den letzten Tagen in Sydney noch irgendwas besonders Tolles machen, aber was? Die Stadt kennen wir sogar noch vom letzten Mal und, na ja, wir waren gestern mal in der Disko. Echt ein komisches Gefühl. Wir haben jetzt neun Monate im Wald gelebt und irgendwie haben wir was verpasst. Was machen die Leute alle für komische Bewegungen auf der Tanzfläche, wieso tragen die Jungs alle einen Seitenscheitel? Wer sind die ganzen bunten Leute in dem bunten Musikvideo und warum zum Teufel machen die so komische Musik? Wir kommen uns in der Disko ungefähr so fehl am Platz vor, wie der Wandersmann in unserem Zimmer.
Puh. Joa, 9 ½ Monate sind eine lange Zeit. Wir brechen mit gemischten Gefühlen hier auf. Ich freue mich total auf Zuhause, Familie, Freunde, Schlagzeug, die Bar, humane Bierpreise, Mamas Küche, es gibt viele Dinge, auf die ich mich freue. Aber, 35°C, einen Sternenhimmel mit mehr Sternen als Himmel, fast täglich neue Freunde aus aller Welt, Unabhängigkeit, das Leben im Nirgendwo, das Meer, verrückte Menschen aus aller Welt, Dschungel, unglaublich schöne Landschaften, das sind so viele Dinge, die ich jetzt schon vermisse und auch sehr genossen habe. Könnt ihr euch vorstellen, wie geil es einfach nur ist zu sagen: „Hmm, irgendwie gefällt es mir nicht, komm wir fahren mal nach..Süd, obwohl, ne, komm wir fahren mal ein Stück in den Norden“, und einfach diese unbeschreibliche Freiheit zu haben?

Was soll ich jetzt sagen? Tschüss Känguru, Koala, Kookaburra, große Spinne?

Ich weiß es nicht.

Sonntag, 28. April 2013

Jason, ein Bart und ein echt schlechter Scherz

16.4.2013

Eins.
Genau Eins ist die Anzahl von Monaten, die wir noch hier im Down Under verbringen. Unser Trip nähert sich offenbar dem Ende. Für mich hat die Australienreise genau in dem Moment begonnen, als wir uns in unser Auto gesetzt haben und losgefahren sind. Wenn die Australienreise mit der Reise im Auto begonnen hat, endet sie mehr oder weniger damit, dass wir den Schlüssel jemandem in die Hand drücken und dafür Geld bekommen. Auf den Tag genau vier Wochen sind wir jetzt noch hier, die letzten zwei Wochen werden wir wieder in einem Hostel leben, wie jeder andere Urlauber auch.

18.4.2013

Wir haben mittlerweile sechs Interessenten für das Auto. Nimmt man diejenigen mal raus, die wie ein Betrüger rüberkommen, total komisch sind oder sich nicht mehr melden, ist man bei zweien. Den Trailer bekommen wir bestimmt nicht mehr verkauft, wer will so ein doofes Teil schon haben?

20.4.2013

So langsam ist bei uns „die Luft raus“, wir wollen unser Auto noch verkaufen, ein paar Tage arbeiten, nach Cairns, Sydney und dann ab nach Hause. Immer wenn Marius von Mamas Tortelini oder der Kochkunst unserer lieblings Pommesbude redet, freut man sich schon auf Zuhause. Hier auf der Arbeit vergeht die Zeit wie im Flug, wir arbeiten jeden Tag acht Stunden, gucken ein paar Filme und gehen dann ins Bett.

21.4.2013

Es ist Sonntag und wir haben frei, leider gibt es hier nicht mal ansatzweise etwas Besonderes zu sehen in der Stadt. Nicht, dass uns langweilig ist, wir haben mit den anderen Backpackern jede Menge Filme ausgetauscht und haben Spaß damit.

23.4.2013

Juhu, wir dürfen, wie immer, die blöden Bäume beschneiden. Mittlerweile haben wir sogar verstanden, welche Stöcke weg müssen und welche Jason, der Chef, noch braucht. Das Grüne muss ab, das Braune nicht.
Irgendwie kommt bei uns nur die Frage auf, wenn wir das Auto verkauft haben, was machen wir dann eigentlich mit dem Trailer?! Worst- Case ist, wir müssen ihn zum Schrottplatz ziehen. Ohne Auto. Komischerweise tritt das genaue Gegenteil ein: ich frage Jason ob er eine Idee hat, was man damit machen könne und lasse dabei ganz latent anklingen, dass wir eigentlich schon geplant haben, ihn einfach auf seiner Farm stehen zu lassen. Jason wirkt nicht verwundert und erklärt, er habe schon zwei Mal Autos von Backpackern gekauft. Einmal habe er 100$ bezahlt und einmal 150$, da noch ein funktionstüchtiges Radio im Auto war. Die Autos stehen auf dem Platz und dienen Backpackern ohne Auto als Schlafplatz. Der bezahlt auch noch Geld? Er schaut sich den Trailer an, erklärt, er müsse noch schnell Mama und Papa fragen und eiert mit seinem Quadt von dannen. Nach ca. fünf Minuten kommt er wieder und schüttelt uns die Hand, wir haben es tatsächlich geschafft, ihm dieses blöde Teil anzuschwatzen und bekommen sogar noch 225$ dafür.

24.4.2013

Heute könnte ein echt cooler Tag oder ein echt Mieser werden. Wir treffen uns mit Jens, einem Interessenten für das Auto in Townsville. Er ist interessiert am Auto und legt ebenfalls großen Wert auf unsere tolle Campingausrüstung. Dementsprechend reinigen wir alles noch mal gründlich und packen soviel Zubehör wie möglich ins Auto rein. Jason kommt vorbei und schaut uns bei der Arbeit zu. Plötzlich steht er auf, wuselt ein paar Mal ums Auto rum, guckt sich den Motorraum an und fragt uns schlussendlich, wie viel wir für unser Auto haben möchten. Ich erkläre, dass wir mit 5000$ einverstanden wären, er meint, er könne das Auto herrichten und für deutlich mehr weiterverkaufen. Ich frage ihn, warum er nicht genau das tut, schon sitzt er wieder auf seinem Quadt um Mama und Papa nach Erlaubnis zu fragen. Leider sind seine Eltern mit dem Deal nicht einverstanden. Schade, wäre auch viel zu einfach gewesen. Des Weiteren stöbert er durch das Zubehör und findet unser mobiles Starthilfegerät. Nach detaillierter Musterung des Gerätes erzählt er, dass er diese Teile total klasse finde. Außerdem habe er noch keins, wollte aber schon immer eins haben. Marius drückt ihm schließlich die passende Ladestation dazu in die Hand und schenkt ihm das blöde Teil. Erst kauft er uns fast das Auto ab und im Endeffekt schwatzt er uns bloß was ab und lobt dafür unsere Güte.
Auto gesaugt, von innen und außen gereinigt, Duftbaum gekauft, ab geht’s nach Townsville. Wir sind viel zu früh da und verbringen die hoffentlich letzte Stunde mit dem Auto in einem Einkaufszentrum. Pünktlich fahren wir los und irgendwie macht unser Auto seit der Pause komische Geräusche. Ist das jetzt ein schlechter Scherz? Hätte das Auto damit nicht 20Km später anfangen können? Ernsthaft. Wir treffen Jens trotzdem, er steht schon wartend mit seiner Frau vor seiner Tür. Jens Kopf besteht zum Großteil aus Bart, er erklärt, er sei Däne. Er prüft Motorraum, legt sich 20 Minuten unter das Auto, schaut unter jeden Sitz, wuselt hier, testet da, klopft, rüttelt, klopft noch mal, wackelt, rüttelt wieder.. 1000 Fragen später, beschließt er eine Testfahrt zu machen. Nach ca. 20 Minuten vorwärts, rückwärts, wende hier, Kurve da, brems jetzt hier, gib Gas da, erklärt er, dass er noch eine letzte Schleife machen wolle und dann fertig mit der Inspektion sei. Plötzlich fängt das Auto an wie verrückt zu quietschen.

Dass er das Auto nicht gekauft hat ist eigentlich verständlich, die Argumente „das Lenkrad hat ein bisschen Spiel“ und „ein Teil an der Nockenwelle muss eventuell bald ausgetauscht werden“ sind zwar etwas schwammig, aber dass unser Auto spontan anfängt Geräusche zu machen ist eigentlich ein echt schlechter Scherz. Die Geräusche haben wir vorher noch nie gehört, nach zehn Kilometern Fahrt hat das Auto wieder aufgehört so fragwürdige Geräusche zu machen. Jens Entschluss steht jedoch fest, ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass er irgendwo ein besseres Auto für das Geld bekommt.

25.4.2013

Wieso hat Jason das Auto nicht einfach gekauft?
Wir stehen auf dem Feld und Jason kommt wieder mit seinem Quadt angeeiert. Er sagt, dass sein Opa Autos restauriere und zwei vergleichbare Mitsubishi Pajeros habe und jeweils 1500$ dafür bezahlt habe. Na toll, gestern motiviert er uns wie verrückt und heute sagt er uns indirekt, dass unser Auto fast wertlos ist. Jason ist jedoch ein Guter und beschließt Eigeninitiative zu ergreifen, er fotografiert unser Auto und stellt es auf eine lokale Internetseite, auf die nur Ortsangehörige Zugriff haben. Er sagt, wenn sich jemand aus dieser Gegend ein Auto kaufe, schaue er zuerst auf diese Website.
Dann wollen wir mal hoffen..

27.4.2013

Wir waren heute mit dem Auto in der Stadt, irgendwie hat es auf dem Rückweg wieder ein paar Geräusche gemacht. Echt nervig, wieso gerade jetzt, wo wir es eigentlich schon verkauft haben wollten?
Kurz vor dem Ziel geht’s „KRRRKRKKRKRRÄCHZundaus“.
Getriebeschaden, bei dem Auto ein wirtschaftlicher Totalschaden.

Und jetzt?

Montag, 15. April 2013

Zitronen, kaputte Bäume und komische Deutsche

1.4.2013

Frohe Ostern!

Heute ist der erste April und wir beginnen mit dem Zitronen Pflücken. Wir haben in Australien schon sehr viele verschiedene Jobs gehabt, den typischsten „Backpacker Job“, „Fruit Picking“ haben wir bis jetzt nicht gemacht. Wir sind gespannt, wie unsere Arbeit so wird. Die anderen Backpacker die hier arbeiten, haben uns schon erzählt, dass die Bezahlung nicht so gut sei.
Unser Chef, Bryan, ist ca. 60 Jahre alt und offenbar aufgelegt für einen Aprilscherz: Er erklärt, dass der Zitronenmarkt momentan einbreche und deswegen unsere Bezahlung etwas geringer ausfalle. Klingt logisch, wenn man seine Ware nicht mehr so gut absetzen kann, kürzt man einfach den Lohn der Angestellten. Außerdem erklärt er uns, dass bis vor kurzem alle Backpacker umsonst auf seiner Farm leben durften, neuerdings verlange er allerdings 20$ pro Woche, da er einen neuen Kühlschrank kaufen musste. Der Doof, hier wird man mal wieder übern Tisch gezogen, während man dabei ist.
Das Zitronen Pflücken ist eine sehr entspannende Arbeit, wir bekommen so eine art Bauchladen, den wir uns umschnallen, dort stapeln wir Zitronen rein, wenn wir den Korb voll haben, leeren wir ihn in einen „Bucket“ und das machen wir solange, bis der Bucket voll ist. Dabei kurven wir mit einem Trecker durch die Reihen und hören mit dem Laptop Musik. In den Bucket passen 500Kg Zitronen, es dauert ca. vier Stunden um einen Bucket zu füllen.

2.4.2013

Mittlerweile glauben wir, dass Bryan gestern gar keinen Aprilscherz machen wollte, als er meinte, dass er unseren Lohn kürzt, bevor wir anfangen zu arbeiten.
Gestern haben wir zwei Buckets voll gemacht, heute fangen wir etwas später an, da es hier morgens sehr viel Tau gibt und man die Früchte in diesem Zustand nicht ernten kann. Nach weiteren zwei Buckets fahren wir in die Stadt, da wir noch etwas einkaufen müssen. In der Stadt fängt es ganz leicht an zu regnen, auch mal ein schönes Gefühl. Der Himmel ist ziemlich dunkel, es fängt jedoch nicht wirklich an zu regnen. Der Weg zur Farm ist normalerweise total einfach, man fährt aus der Stadt raus und fährt einfach 14,0 Km auf der gleichen Straße gerade aus. Dank des Nieselregens sieht jedoch alles total anders aus, plötzlich führt ein Fluss mitten über die Straße, ca. knietief.
Hä? Sind wir irgendwo falsch abgebogen? Wie denn, geht ja nur gerade aus. Haben wir schon wieder irgendwas verpasst? Wir beschließen, einfach etwas doof aus der Wäsche zu gucken und durch den Fluss zu fahren, nach ca. einem Kilometer kommt ein weiterer Fluss. Auch den durchqueren wir und kommen kurze Zeit später zur Farm. Woher kommen die Flüsse?
Angekommen auf der Farm kommt uns der Franzose entgegen und erklärt, dass sein Zelt unter dem Platzregen zusammen gebrochen sei. Platzregen? Und außerdem, wenn das 19$ aus dem Aldi von dem Franzosen zusammen bricht, wie sieht dann bitte unser blöder Trailer aus?
Während wir 14Km entfernt in der Stadt uns über den Nieselregen gefreut haben, hat es hier angeblich eine art Wolkenbruch gegeben, mehrere Zelte sind zusammen gebrochen und die Straßen sind überflutet.

4.4.2013

Der Amerikaner ist heute morgen abgereist, er erklärt, dass woanders besser verdiene. Wir sind zum Glück nicht gezwungen, hier ein besonders großes Einkommen zu haben. Wir haben damals bei den beiden Nazis so viel gearbeitet, dass wir für Australien ausgesorgt haben. Wir versuchen momentan in erster Linie unser Auto zu verkaufen, am besten sogar mit dem Trailer. Wobei Marius und ich ehrlich gesagt sogar so weit gehen würden, dass wir das Auto mit Trailer günstiger verkaufen als das Auto ohne den Trailer. Warum haben wir das blöde Teil nicht damals in Perth vergessen? Der Trailer ist im Regen ungefähr wie ein Baum im Winter: wenn es regnet, bekommt man so ziemlich jeden einzelnen Tropfen ab, hat jedoch nach dem Regen noch den Vorteil der Traufe.
Nachdem wir bei der Arbeit fast einen Bucket voll gesammelt hatten, kommt Jason, der Sohn von Bryan, mit seinem Quadt um die Ecke geeiert und erklärt, dass der Zitronenmarkt nun komplett eingebrochen sei und es deswegen keinen Sinn mehr mache, Zitronen zu pflücken. Ab jetzt dürfen wir mit den anderen Backpackern „pruning“ machen, wir beschneiden Weinroben. Pro Baum bekommen wir 1,80$, pro Ast den wir falsch abschneiden bekommen 45Cent abgezogen. Na toll, Marius und ich sind wahrscheinlich die ersten Backpacker, die es schaffen, hier auf der Gehaltsabrechnung rote Zahlen zu schreiben.

6.4.2013

Es ist Samstag und wir müssen trotzdem arbeiten. Am Donnerstag haben alle anderen ihre Gehaltsabrechnung bekommen, keiner hatte mehr als 300$. Was für ein Witz, wir haben bei anderen Jobs weitaus mehr als das Doppelte pro Woche bekommen, in fünf Tagen.
Man kann jedoch echt nicht leugnen, dass es hier sehr lustig ist. Wir fliegen am 11.5. von Cairns aus nach Sydney und von dort aus geht es drei Tage später nach Hause. Cairns ist ca. 500Km nördlich von hier, also echt nicht weit. Wir bleiben hier und haben noch Spaß mit den ganzen anderen Backpackern. Die kann ich an dieser Stelle auch kurz vorstellen:

-Jonny, Sarah, Leo und drei weitere mit sehr komplizierten Namen nennen wir Luigi, sie kommen aus Italien und sind echt witzig drauf. Abgesehen von „wer fängt den Dartpfeil“ haben sie auch noch sehr andere und lustige Ideen. Einer von den Luigis hat abgesehen von „Tzaziki“ noch nie etwas zu uns gesagt. Leo ist schon 32 und erklärt, er habe noch nie wirklich legal in seinem Leben gearbeitet, außerdem erzählt er, er sei 22. Die Italiener sind total cool drauf, wir haben viel Spaß mit ihnen.

-Ali ist Franzose und hat beim Arbeiten einen ordentlich Zahn drauf.

-Sebastian und Tobi kommen aus Berlin und scheinen total verstritten zu sein, die reden kaum miteinander und wenn, dann schnauzen sie sich an. Die Armen müssen sich auch noch eine Matraze teilen.

-Jury und Elbert kommen aus Holland und sind stets bester Laune.

-Kevin sieht nicht mal ansatzweise so aus, wie man sich einen Kevin vorstellt. Hose auf „halb acht“, im rechten Ohr ‚n Ohrring, um 45° nach Osten gedrehte Kappe, ein viel zu großes T-Shirt, im linken Mundwinkel ‚ne Fluppe, im rechten ‚n Lolli, in der linken Hand ein Oettinger Dosenbier und graue Turnschuhe, die früher mal weiß waren, so stellen wir uns einen Kevin vor. Der Kevin hier sieht ganz anders aus, er hat Dread locks, schläft draußen und scheint echt Naturverbunden zu sein.

-Tobi ist auf Borkum aufgewachsen, er hat immer eine Sonnenbrille auf, da er seine richtige Brille verloren hat.

Mit dieser lustigen Truppe stehen wir also immer im Busch und beschneiden Bäume.

7.4.2013

Es ist Sonntag und wir haben frei. Es haben sich schon zwei Interessenten für das Auto gemeldet, der erste sagt, er wolle das Auto auf jeden Fall haben. Allerdings wirkt er wie ein Betrüger, er stellt keine Fragen, will nicht verhandeln und will sich das Auto auch nicht anschauen. Er will die Bezahlung über das Internet laufen lassen. Der zweite Interessent erzählt in den Nachricht ständig irgendwas von einem „Flash“. Sein Name sei Chris Flash, seine Email Adresse lautet „tazzaflash@.....“ , er will sogar den Trailer haben. Irgendwie kann man beide nicht richtig ernst nehmen.

9.4.2013

Heute sollen wir wieder Zitronen pflücken, das kommt uns sehr gelegen, das mit dem Bäume absägen war sowieso nicht so unser Ding. Anscheinend ist Jason auch schon aufgefallen, dass wir beide nicht so gut im Pruning sind, Zitronen ernten können wir viel besser. Wir haben gestern und heute jeweils zwei Mal 500Kg gepflückt, nach dem letzten „Bin“ kommt Jason wieder mit seinem Quadt angejuckelt und erklärt, dass der Markt schon wieder komplett am Boden sei, weitere Ernte sei dementsprechend sinnlos. Ab morgen dürfen wir wieder Bäume beschneiden, wir freuen uns jetzt schon ein paar Äste ab. Offenbar hat Jason noch nicht bemerkt, dass wir beide nicht die besten Gärtner sind, oder unsere Arbeit ist einfacher als gedacht und Jasons Bemühungen um uns waren doch nicht völlig umsonst.

10.4.2013

Die Fahrt zu den Weinstauden erfolgt übrigens auf einem „Pick-Up“, ein Geländewagen mit Ladefläche. Zwei Leute sitzen im Führerhaus und 13 finden hinten auf der Ladefläche platz, abhängig vom Fahrer macht die Fahrt hinten auf der Ladefläche viel Spaß: wenn bspw. einer von den Italienern am Steuer sitzt, ist man zwar verblüffend schnell da, muss sich aber in den Kurven total doll festhalten, um nicht im Graben zu landen. Die Holländer gehen das mit dem Fahren in der Regel was ruhiger an, Marius und ich überlassen das Fahren immer den anderen, macht sowieso mehr Spaß.

11.4.2013

Die Arbeit beginnt um sieben Uhr, um Punkt Acht sitzen alle wieder im Aufenthaltsraum und legen die Beine hoch. Wir haben dieses Jahr zwar den trockensten Sommer seit Aufzeichnungen, das heißt jedoch nicht, dass es nicht regnen darf. Jason versichert uns gegen zehn Uhr, dass der Regen nun vorüber sei, um Punkt elf müssen wir jedoch feststellen, dass der australische Wetterdienst genau so gut bzw. schlecht ist wie der Deutsche.

13.4.2013

Das Wetter ist nicht wirklich besser geworden, gestern hat es viel geregnet und wir haben nur vier Stunden gearbeitet. Die meisten anderen waren gar nicht arbeiten, die Italiener erklären, dass sie keinen Regen vertragen, die Holländer sind generell nicht so die Fans vom Regen und die anderen Deutschen haben noch ganz viele Filme auf ihrem Computer, die sie noch nicht kennen. Also bleiben natürlich nur wir zwei Tollpatsche übrig um im Nassen zu arbeiten.
Heute Abend sind noch ein paar neue Backpacker angekommen,

-Kenny kommt aus Indien und ist pünktlich zum Haare schneiden hier angekommen. Leo hat sich in der Stadt eine Haarschneidemaschine gekauft und will jetzt ein paar Frisuren testen. Da er nur selber einen Kopf und dementsprechend nur einen Versuch hat, kommt hier Kenny ins Spiel. Kenny spielt komischerweise mit und der unbegabte Leo legt los, nach 15 Minuten hat Kenny keine Haare mehr, setzt sich mit einer Flasche Tequila an den Tisch und gönnt sich ein paar Tassen.

-Torben und Ann-Katinka sind beide Deutsche. Sie sind seit zwei Tagen hier und wir haben sie noch nie im Gemeinschaftsraum gesehen. Torben kam am ersten Tag kurz rein, hat in die Runde geguckt, hat einmal lächelnd genickt und mit total gestellter Coolnes „Eh, jo! Ich wollte doch mal fragen, was geht denn hier so ab, eeeeeyyy?“ gesagt. Na toll, der hätte sich nur noch eine Bauchtasche, ein Pfadfinder-Halstuch, einen Fischerhut, Sandalen mit weißen Tennissocken und eine viel zu große Hornbrille umschnallen müssen und er hätte sich direkt als Volldioten der Klasse gekennzeichnet. Ann-Katinka haben wir alle noch nie im Gemeinschaftsraum gesehen. Total merkwürdig.

14.4.2013

Das Wetter ist wieder besser, 35°C. Wir dürfen heute auch am schönen, heil’gen Sonntag, arbeiten. Jason hat uns übrigens gesagt, dass wir unsere Arbeit gut machen. Vielleicht sind wir beide doch nicht so untalentiert im Äste abhacken. Torben und Ann-Katinka erscheinen kurz vor der Arbeit aus dem Nichts und genau dort gehen sie wieder nach der Arbeit hin. Wieso sieht man diese blöden Geister nie? Heute ist Torben ganz kurz aufgetaucht, hat seinen Laptop an die Ladestation gegangen und ist schnell wieder weggelaufen. Haben die beiden noch nicht bemerkt, dass es hier drei Kühlschränke, einen Herd oder bequeme Sofas gibt? Oder sogar Menschen? Die zwei sind so unauffällig, das ist echt unglaublich. Torben hat mir heute auf der Arbeit erzählt, dass er mit seinem Auto vier Tage in Melbourne neben uns gecampt hat. Blöde Geister, selbst da sind die uns nicht aufgefallen.

Samstag, 30. März 2013

Hohe Berge, eine kaputte Lampe und Zitronen

16.3.2013

Endlich können wir wieder reisen. Wir haben sehr viel Zeit im „Kurth Kiln Regional Park“, in der Nähe von Melbourne verbracht, es ist sehr viel passiert. Wir haben uns von Janne, unserem Mitfahrer verabschiedet, wir haben viele neue Gesichter kennengelernt, wir haben für einen offenbar total schrägen Ben gearbeitet der offenbar zu viel Wein trinkt, dann haben wir bei einer tatsächlich schrägen, deutschen Familie gearbeitet mit einem Angestellten der tatsächlich zu viel Wein trinkt.. Komisch ist nur, dass die Arbeit bei den tatsächlich schrägen Leuten viel besser geklappt hat, als die Arbeit bei dem offenbar schrägen Ben, aber das ist Vergangenheit.
Die letzte Nacht haben wir auf einem sehr schönen Campingplatz direkt am Meer verbracht, wunderschönes Australien! Der Sonnenuntergang war cool, den Sonnenaufgang haben wir selbstverständlich verschlafen.
Im Anschluss fahren wir nach Narooma, zum „Australia Stone“, in ein Stück Fels wurde durch Wind und Wasserkraft über Jahrhunderte die umgekehrte Form Australiens in Stein gemeißelt. Außerdem sehen wir ein paar Robben, die am Meeresrand rumliegen. Mensch, das sind vielleicht faule Tiere.

17.3.2013

Wir fahren weiter auf dem „Princess Highway“ in Richtung Norden und machen Rast in „Jervis Bay“, einem großen Nationalpark. Der Nationalpark ist für den „Hyams Beach“ bekannt, der weißeste Strand der Welt, ausgezeichnet vom „Guinessbuch der Rekorde“. Das Wasser ist glasklar, man kann bis zur Brust im Wasser stehen und sieht trotzdem noch seine Füße. Der Strand ist zwar ziemlich voll, wir lassen uns es jedoch nicht nehmen, einige völlig entspannte Minuten in der Horizontalen dort zu verbringen. Das nenn’ ich mal entspanntes Reisen.

18.3.2013

Heute fahren wir ein bisschen durch New South Wales und übernachten in der Nähe von Sydney. Unser eigentliches Ziel ist nicht Sydney, wir sind wegen den „Blue Mountains“ hier hingefahren. Diese „blauen Berge“ liegen auf einem 600-1000 Meter hohen Plateau in einem riesigen Nationalpark der seit 2001 Weltkulturerbe ist. Wir finden ein schattiges Plätzchen auf ca. 800 Meter Höhe in den Blue Moauntains und morgen werden wir uns die Blaue Mountains mal aus der Nähe anschauen.

19.3.2013

Man kann mit dem Auto über die Berge fahren und an zahlreichen Ausguckpunkten lässt sich bestaunen, wie einige Teile des Berges offenbar 300 Meter nach unten abgesackt sind. Der Park ist übersäht mit 91 Eukalyptusarten, wenn das Öl dieser Bäume in der Hitze verdampft, bildet sich ein feiner Nebel, der sich als blauer Schimmer über diese Bäume legt, daher der Name und die augenscheinlich blaue Farbe der Bäume.
Die Aussicht lässt sich leider nicht mal ansatzweise in Worte fassen und kommt auf Fotos auch nicht richtig rüber. Man kann zu Fuß bis an den Rand einer 300 Meter tiefen Klippe gehen und in die Tiefe blicken. Egal in welche Richtung man schaut, man befindet sich einfach mal eben 300 Meter höher als alles andere, Bäume werden zu kleinen Sträuchern und Tiere lassen sich mit dem bloßem Auge nicht erkennen, obwohl der Wald unten sicherlich voll von Koalas, Schlangen und anderen Lebewesen ist.

20.3.2013

Alle guten Dinge sind drei? Schön wär’s! Heute morgen wache ich in meiner Schlafkoje auf und wunder mich, warum ich in embryonal Stellung hinten links im Auto liege. Da ich schon drei Mal so aufgewacht bin, weiß ich mittlerweile aus Erfahrung, dass diese Pose eigentlich nur auf einen platten Reifen zurückzuführen ist. Unglücklicherweise liege ich richtig mit meiner Diagnose und wunder mich, welcher Idiot eine Schraube genau dahin legt, wo wir unser Auto parken wollen? Die letzten drei Male, als wir beim Reifenhändler waren, sind wir erneut mit einem Reifen ohne Luft Zuhause angekommen, ich bin mal gespannt ob der Reifenhändler Vorort die Kunst einen Reifen zu Flicken beherrscht. Vorsichtshalber bleiben wir jedoch noch eine Nacht hier. Außerdem kommen Chris und Kevin, die beiden Backpacker aus Solingen und Köln, uns besuchen. Chris hat morgen Geburtstag und wir wollen in seinen Geburtstag reinfeiern.
Chris und Kevin fahren zu dem Aussichtspunkt, an dem Marius und ich gestern auch waren und Marius und ich klappern den Reifenhändler und alle anderen touristischen Attraktionen der Blue Mountains ab. Der Alles überragende Spot von gestern bleibt ungeschlagen, hier wimmelt es von diesen neumodischen, asiatischen Kameraköppen, außerdem ist alles mit Geländern abgesperrt. Die Aussicht wird durch Reparaturarbeiten an der „Scenic World“ gestört, ein Hubschrauber kreist ständig durch Blickfeld und liefert Material für die Arbeiten an der steilsten Zahnradbahn des Kontinents. Für schlappe 35$ darf man mit einer Seilbahn ins Tal fahren um unten eine Wanderung durch Tal zu machen.
Den Abend verbringen wir am Lagerfeuer mit Chris, Kevin und ein paar anderen deutschen Backpackern, die wir spontan aus der Nachbarschaft aufgesammelt haben. Mittlerweile merkt man, dass der Staat New South Wales der beliebteste Startpunkt für die meisten Backpacker ist. Die typischste Backpackerroute beginnt in Sydney, führt durch die Blue Mountains und geht dann weiter in Richtung Norden nach Brisbane oder sogar Cairns, genau die Strecke fahren wir jetzt auch. Man sieht seit Sydney immer mehr Backpackerautos auf der Strecke.

22.3.2013

Gestern sind wir von den Blue Mountains in richtung Norden aufgebrochen. Auf dem Weg haben wir noch einen weiteren, sehr schönen Spot mitgenommen. Es gibt wieder keine Absperrung, man kann bis zu den 300M hohen Klippen gehen und mehr oder weniger die Beine baumeln lassen.
Australien ist ja berüchtigt für seine Tierwelt. Es gibt Echsen, die länger als einen Meter werden, oder welche, die auf zwei Beinen laufen. Es gibt Schlangen die 30Cm lang sind und bis zu zehn Menschen töten können, nacheinander. Koalas leben auf Bäumen und schlafen 18 Stunden am Tag, alles ganz toll. Dann gibt es aber noch Possums, die nachtaktiven Räuber leben auf Bäumen und ähneln einer riesigen Ratte, nur etwas niedlicher. Die Viecher klettern immer auf Bäumen rum, können allerdings gar nicht so gut klettern, wie man erwartet: wir haben schon öfters so’n Viech von 20M runterfallen sehen. Offenbar scheinen sie jedoch dafür gebaut zu sein, nach so einem Sturz schaut sich so ein Possum eigentlich nur kurz um und beginnt die nächste halsbrecherische Klettertour im Baum. Gestern Abend ist eines von diesen blöden Viechern aufs Autodach gefallen, als ich gerade schlafen wollte. Hier gibt’s echt komische Tiere.

24.3.2013

Heute geht es nach Byron Bay, eine Küstenstadt, die erstens der östlichste Punkt des australischen Festlandes ist und zweitens wegen eines sehr schönen Sandstrandes beliebt bei Surfern ist. Wir nehmen aus Versehen einen Anhalter mit und finden so auch schnell zum besten Strand der Stadt. Das Wasser ist wieder glasklar, wir verbringen wieder lange Zeit im kühlen Nass.

26.3.2013

Es ist Dienstag und wir fahren nach „Surfers Paradise“ an der „Gold Coast“. Das Paradies der Surfer liegt in Queensland, dem so genannten „Sunshine State“. Die Stadt ist die zweitgrößte Stadt des Staates und machst seinen Namen alle Ehre: durch Kilometer lange Strände und kristallklares Wasser fühlen wir uns gezwungen uns schlagartig auf den Strand zu legen oder im Meer zu baden. Anschließend erkunden wir ein wenig die Innenstadt, die optisch jedoch nichts Besonderes ist.
Gegen acht Uhr brechen wir auf um uns einen Schlafplatz zu suchen, leider sind in unserem Campingbüchern im Umkreis von 300Km keine weiteren Plätze verzeichnet, wir erfahren jedoch von einem betrunkenem Pärchen mit Kind, dass es 50Km in Richtung Norden eine Bp-Tankstelle gebe, die auf einem großen Parkplatz Campinggäste für eine Nacht begrüßen. Dort kommen wir gegen elf Uhr an, schlagen unser Zelt auf und stellen fest, dass der Parkplatz wegen riesigen Halogenscheinwerfern mehr oder weniger taghell ist. Für Marius kein Problem, er hat ja immer noch seinen beneidenswerten „Kopp in Schoß“ Trick, ich finde jedoch so gut wie gar keinen Schlaf.

27.3.2013

Da wir gegen sechs Uhr aufbrechen sollen, kommt mir die kurze Nacht nicht allzu lange vor. Zuerst fahren wir zu Subway und hämmern und jeweils sieben Tassen Kaffee und eine Hand voll Espresso rein, anschließend geht es weiter in die Hauptstadt von Queensland, Brisbane. Brisbane ist eine sehr schöne Stadt, es gibt einen riesigen Swimmingpool mit Sandstrand in der Innenstadt und unzählige schöne Stellen. Schon gegen neun Uhr finden wir unser Auto in einer Seitenstraße wieder und Marius fällt auf, dass das Kabel, das für die Lampen am Trailer steuert, kaputt ist. Er nimmt den Kabelsalat auseinander und versucht ein System zu erkennen, während ich mich mit der Karte anfreunde und feststelle, dass wir beide noch mindestens 200Km Autobahn vor uns haben. Nachts auf der Autobahn ohne Beleuchtung am Anhänger erscheint und als sehr gefährlich, deswegen müssen wir das Problem lösen! Marius hat fünf Kabel in fünf verschiedenen Farben und eine Buchse, die mit den Zahlen 1-7 versehen ist. Welches Kabel gehört jedoch wo rein? Weiß ist Strom? Gelb? Wann leuchtet der Blinker? Links? Warum so wenig Kabel und so viele Steckplätze? Ich erinnere mich aus dem Matheunterricht noch daran, dass es, wenn man fünf Kabel und sieben Steckplätze hat genau... sehr viele Möglichkeiten gibt, wie man die Kabel falsch anschließen kann und nur genau eine, die Richtig ist.. Wir probieren es trotzdem auf gut Glück, nach kurzer Zeit hat Marius eine der falschen Möglichkeiten gefunden, die zwar recht kreativ ist, jedoch Autobahn tauglich: Blinker links und rechts stimmen, jedoch, wenn man auf die Bremse tritt, leuchten die Blinker auch. Ist zwar ein bisschen blöd, dass der Warnblinker bei jeder Betätigung der Bremse leuchtet, es ist aber Fahrtauglich. Wir fahren los und bemerken schon nach 50Metern einen großen Nachteil: Wenn man bremst, geht der Blinker aus. Außerdem haben wir keine Tachobeleuchtung mehr. Also basteln wir weiter, dieses mal jedoch im Regen. Brisbane liegt im „Sunshine State“ und hat mit mehr als 300 regenfreien Tagen im Jahr einen sehr sonnigen Durchschnitt aufzuweisen, ausgerechnet jetzt regnet es natürlich. Schlussendlich finden wir eine weitere kreative Lösung, es leuchtet einfach jede Lampe am Trailer, egal was wir machen.

Kennt ihr das, wenn man nachts über eine Autobahn fährt und so zwei Chaoten mit Warnblinker am Straßengraben stehen sieht und man sich einfach freut, dass man Nichts damit zu tun hat? Drei mal dürft ihr raten, wo wir heute zwischen zwölf Uhr Nachts und zwei waren.
Nachdem wir also mit unserer kreativen Trailerbeleuchtung losgefahren sind und nach 40 Minuten Fahrt erneut geprüft haben, ob unsere Lampen alle Leuchten, setzt sich plötzlich ein schöner BMW vor uns, macht kurz den Warnblinker an und fährt weiter. Ein Land Cruiser folgt ihm, betätigt ebenfalls den Warnblinker und plötzlich werden wir von hinten mit Lichthupe angehupt. Alles klar, irgendwas stimmt nicht, wir fahren links ran und prüfen, was von unserem Lampensortiment noch alles leuchtet. Leider gibt es nicht viel zu prüfen, dass abgesehen vom Fernlicht und den normalen Lampen vorne Nichts mehr leuchtet, sieht jeder Idiot, also auch wir. Na toll, und nu’? So können wir schlecht die letzten 120Km weiter fahren. Am Auto sind zwei Sicherungen durchgebrannt, die wir austauschen. Marius fängt genervt wieder an zu basteln und hat nach kurzer Zeit einen Fehler gefunden, jedoch sind dabei zwei weitere 10-Amp Sicherungen durchgebrannt und damit ist unser Vorrat an zehner Sicherungen aufgebraucht. Da sich das Wetter wieder aufgeklart hat, nehmen wir einfach eine Sicherung vom Scheibenwischer und die elektrischen Fensterheber müssen auch dran glauben. Das mit den elektrischen Fensterhebern kommt uns übrigens total spanisch vor, wir haben die Fenster bis jetzt immer runtergekurbelt, im Handbuch vom Auto ist der Steckplatz, aus dem wir die Sicherung haben, eindeutig als elektrischer Fensterherber beschriftet.
Wir fummeln also weiter an den Kabeln rum und hoffen, dass wir erneut auf eine fahrtaugliche Lösung treffen, die Gewinde von der Buchse sind leidet schon so verschlissen, dass Marius den Lötzinn rauskramt und wir anfangen, mit Hilfe von einem Feuerzeug die Sachen zu löten. Das Löten ist gar nicht mal so einfach, wenn alle 20 Sekunden ein Meter von einem ein bis zu 30 Meter langer „Road Train“, also ein riesiger Laster mit bis zu drei Anhängern vorbei rauscht. Wir wissen mittlerweile welche Kabel für die Blinker zuständig sind, löten diese fest und beschließen, einfach mit Warnblinker weiterzufahren. Nach ca. 20 Km ist plötzlich eine große Polizeikontrolle vor uns, da wir mittlerweile aus Erfahrung wissen, dass die Polizei nicht so auf die „ich drück da ma ‚n Auge zu“ Nummer stehen, fahren wir noch rechtzeitig ab und beschließen einfach bis zu nächsten Einfahrt über die Landstraße zu fahren. Was wir natürlich nicht wissen: diese „Landstraße“ führt über einen Pass, also einen sehr hohen Berg. Die schmale Straße nach oben ist kein Problem, der Weg nach unten führt über eine unbefestigte Straße und ist nur für Autos mit Allrad ohne Anhänger ausgelegt. Das Schild mit dem Anhänger übersehen wir und kommen schließlich gegen drei Uhr Nachts auf einem schönen Campingplatz an. Was für ein Tag, erst schlafen wir kaum, dann hämmert wir uns bei Subway eine Überdosis Kaffee rein, nachdem man wir uns dann eine schöne Großstadt angeschaut haben, dürfen wir uns dann noch im Halbschlaf mit blöden Trailerlampen rumschlagen und irgendwelche sausteile Geländestrecken runtereiern.

28.3.2013

Unser Plan: Trailer verfluchen, steile Klippe suchen, rückwärts mit dem Trailer ranfahren und..
Wir beschließen den Plan über den Haufen zu werfen und uns lieber recht entspannt um die Reparatur des Trailers zu kümmern und einen Job zu finden. Die kaputte Buchse ist schnell ausgetauscht, komischerweise finden wir auch sehr schnell einen Job auf einer Zitronenfarm. Entfernung: 1250Km, Zeit bis zum Arbeitsbeginn: 24 Stunden. Da wir sowieso in Richtung Norden wollen, kommt uns die Gelegenheit gerade recht, Pedal aufs Blech und die Juckelei gen Norden geht los. Obwohl wir erst um 16:00 Uhr losgefahren sind schaffen wir heute noch 750Km.

29.3.2013

Wir haben auf einer Rest Area mehr oder weniger mitten in der Wüste übernachtet. Die Fahrt durch die Wüste ist wieder total langweilig und anspruchslos, wir schauen ein paar Filme und spielen Mau mau.
Gegen 16:00 Uhr kommen wir pünktlich in Charters Towers an und finden verblüffender Weise die Farm auf Anhieb. Wir arbeiten mit ca. zehn deutschen, fünf italienschen und einer Hand voll Backpackern aus den Niederlanden zusammen. Mary, unsere Chefin erklärt, dass wir doch erst am Montag anfangen zu arbeiten, da Ostern sei. Na doll, jetzt haben wir 24 Stunden im Auto verbracht um jetzt hier zwei weitere Tage rumzusitzen.

31.3.2013

Mittlerweile hat sich die die Anzahl der Angestellten vergrößert, wir sammeln jetzt förmlich mit einem Multi-Kulti Team die Zitronen zusammen, es sind noch Franzosen und ein Amerikaner eingetroffen.

Donnerstag, 14. März 2013

Ein betrunkener Belgier, "Jojoa" und das Ende von Stahl-Kahl und Linda

27.2.2013

Gestern haben wir einen Tag frei gehabt, da es in Strömen geregnet hat. Heute regnet es auch noch, Marius darf heute jedoch anstreichen und ich soll das zuvor gesägte Holz stapeln. Linda hat uns außerdem erklärt, dass man heute kein Holz sägen dürfe. Heute ist Vollmond, Holz, das man an Vollmond säge, brenne nicht, erklärt sie mir mit vernichtender Ernsthaftigkeit. Keine Ahnung woher sie diese Information hat, sie scheint es offenbar tatsächlich zu glauben. Wenn sie diesen Trick mal den Leuten aus der Holzsägefabrik verrät, freuen die sich bestimmt ‚n Stein ins Brett: einen Feiertag pro Monat mehr und endlich ist geklärt, warum das Holz einmal im Monat nicht brennt. Damit kommt sie bestimmt noch ganz groß raus. Sie hat uns auch schon erklärt, dass Tomaten auch Gefühle haben. Genau wie Bäume oder Wasser. Wenn man einen Schluck Wasser bspw. mit „schöner“ Musik bespielt und ihn einfriert, nehme er eine schöne Form an, wenn man ihn jedoch mit „unschöner“ Musik bespielt, nehme er beim Frieren eine nicht so schöne Form an. Die Definition von „schön“ und „unschön“ setzt sie mit ihrer eigenen gleich. Verleugnet sie damit nicht die Individualität des Musikeschmacks von Wassertropfen? Dieses Thema ist sogar Marius und mir zu absurd, fest steht, dass Linda sicherlich keinen schönen Gesichtsausdruck macht, wenn an sie einfriert. Unabhängig von der Musik.

28.2.2013

Heute ist Donnerstag und der letzte Tag des Monats. Das ist eigentlich nichts Besonderes, für Marius und mich jedoch schon, da wir heute auf ein Konzert gehen. Außerdem müssen wir wegen dem Konzert nur fünf Stunden arbeiten. Wir haben uns vor kurzem für Sum41 und Billy Talent Konzerttickets in Melbourne gekauft, heute ist es soweit. Gegen drei Uhr kocht Linda uns noch ein leckeres Essen zur Stärkung und ab geht’s nach Melbourne. „Stahl-Kahl“, wie wir Karl ab jetzt insgeheim nennen (danke Krisha) erklärt, dass er von der amerikanischen Musik nicht viel halte. Wir sind vorsichtshalber vier Stunden vorher losgefahren und schaffen es so auch pünktlich anzukommen. Das Konzert ist im „Palace Theatre“, dort werden normalerweise Theaterstücke aufgeführt. Das Konzert ist echt geil. Sum41 wirken etwas verschlafen, dafür rocken Billy Talent jedoch umso mehr.

1.3.2013

Etwas verschlafen und müde kommen wir zur Arbeit und Linda steht schon erwartungsvoll in der Tür und ruft „Mensch, ihr seht aber verrockt aus!“. Leider sind wir beide wegen dem nervigen Piepton, den wir seit gestern auf den Ohren haben nicht in Stimmung über so was zu lachen. Beim Frühstückstisch eröffnet sie uns, dass „verrockt“ eine Kombination der Worte „verrückt“ und „rocken“ ist, das Wortspiel ergibt zwar jetzt einen Sinn, ändert jedoch nicht unsere Lust aufs Lachen. Den Rest des Tages stapeln wir wieder Holzklötze und haben Spaß mit dem Trecker. Gestern haben wir uns sehr angestrengt schnell zu arbeiten, damit wir u.A. schneller zum Konzert können und da meinte Linda, dass wir ziemlich langsam gearbeitet hätten und sie uns deswegen eine Stunde von unserer Arbeitszeit abzieht. Heute, mit Brummschädel, geschieht alles tatsächlich nur in Zeitlupe und Linda plaudert uns am Ende des Tages zu, dass sie sehr zufrieden mit unserer Arbeit sei.

2.3.2013

Heute dürfen wir endlich wieder sägen, Linda ist sich todsicher, dass der Vollmond vorbei ist und dass das Holz jetzt endlich wieder gut brennt. Wolle, der andere Angestellte, und ich sollen ein paar Bäume fällen und noch mehr Feuerholz sägen. Marius und mir ist schon öfters aufgefallen, dass er öfters eine Alkoholfahne hat. Heute morgen haben wir beobachtet, wie Wolle zu seinem Auto gegangen ist, sich hingekniet hat und mit einem deutlichen „GULK!“ irgendwas geleert hat. Seitdem hat er stets gelallt und noch mehr nach Alkohol gestunken. Wir haben in seinem Kofferraum geschaut und ein fünf Liter Paket Goon, also Rotwein, gefunden. Knallt der Typ sich ernsthaft ‚n Billigwein während der Arbeit rein? Auf jeden Fall soll ich mit ihm zusammen Bäume fällen. Wolle schnappt sich mit seinen läppischen 65 Jahren die Kettensäge und wackelt los zum Bäume fällen. Er erklärt mir, dass er, dank seiner ewigen Erfahrung, super Bäume fällen könne. Na dann mal los, wir sind beide motiviert und gespannt was passiert. Baum eins fällt mitten auf die Straße und Baum zwei auf den Zaun vom Nachbarn. Ob er das noch toppen kann? Klar! Baum drei fällt ebenfalls auf den Zaun und Baum vier ist zum Glück recht klein, denn er landet auf seiner Schulter. Weiter geht’s mit Baum fünf, welcher eine beachtliche Größe hat, hierfür möchte Wolle die Seilbinde von seinem Auto benutzen: Ich binde seine Seilbinde am Baum fest und er zieht mit seinem Auto, während ich säge. Ich vergleiche kurz die Höhe des Baumes mit dem Abstand von Wolles Auto zum Baum und weise ihn darauf hin, dass er besser weiter hinten parken und ziehen sollte, da der Baum in Wolles Richtung fallen wird und der Baum ist höher als der Abstand zwischen Baum und Auto. Wolle behauptet jedoch, dass passe locker.



Hier hat dieser Kerl echt Glück gehabt: Der Baum kracht ca. 40cm neben Wolles Auto auf den Boden. Was soll an dazu sagen? Wolle made my day.

3.3.2013

Heute haben wir frei und gehen einkaufen. Im Woolworth ist uns etwas Merkwürdiges aufgefallen, wir nennen es das „Porree- Rätsel“. Wir beide haben mal wieder keine Ahnung was wir kochen sollen und deswegen suchen wir unsere Inspiration in den Einkaufwägen der anderen Leute. Fast jede Frau, die optisch wie eine Hausfrau, aussieht kauft Porree ein. Marius bestätigt mir, dass auch seine Mutter vom Einkaufen stets mit einer Stange Porree vom Einkaufen zurück käme. Nun das Rätsel: Wofür braucht man das?
Uns fällt beiden nur eine Suppe ein, in der Porree drin ist, warum kaufen alle Frauen immer Porree? Gibt es irgendwo ein riesiges Porree-Lager, wo alle Frauen den Porree hinbringen oder kriegen wir beide einfach nie mit, dass Porree im Essen war?
Desweiteren wird es langsam Zeit, dass ich unsere Campingnachbarn vorstelle, mit denen wir in letzter Zeit sehr viel machen:

-Michelle, Gladice und Andy kommen aus Belgien und sind echt cool drauf. Die erleben hier offenbar ein zweites „Woodstock“: Wir haben sie schon öfters Nachts nackt baden gehen sehen und letztens haben sie eine Schlammschlacht gemacht (wo auch immer die den Schlamm her hatten). Gestern früh kam Andy um acht Uhr mit einer Tasse Rotwein zu mir und hat mir einen Schluck angeboten. Ich habe ihm erklärt, dass es gerade mal acht geschlagen hat, er guckt auf die Uhr, wirkt leicht irritiert, sagt:“ yeah, it’s eight o’clock“, fragt mich noch mal ob ich etwas Wein möchte und trottet nach meiner erneuten Verneinung von dannen.

-Romain kommt aus einem Vorort von Paris und reist allein. Er ist 23 und wir verstehen uns sehr gut mit ihm.

-Eric kommt aus Quebec, Kanada, dem französischen Teil. Er versteht sich super mit den Franzosen und hat es geschafft drei Wochen mit nur zwei Dollar auszukommen. Ein echter Sparfuchs.

Tiffan, Marion und Elise sind drei Französinnen, die ihr Auto knallbunt angemalt haben. Sie zelten seit längerer Zeit neben uns und wir verstehen uns ebenfalls sehr gut.

5.3.2013

Heute hat Linda zum Frühstück gebratene Tomaten zubereitet. Sie erklärt, dass die gebratenen Tomaten die DNA beschützen und so die Chromosomen faszinierender Weise ebenfalls komplett geschützt seien.
STOP! Wenn ich mich recht an den Biologieunterricht erinnere, ist damit das Problem der Unsterblichkeit gelöst. Sind wir jetzt unsterblich? Warum verrät sie den Trick mit den geschmorten Tomaten nicht den Leuten aus der Biologieforschung? Die forschen Jahre lang wie man unsterblich werden kann und Linda kocht ein paar Tomaten und löst so locker flockig am Frühstückstisch das Problem der Unsterblichkeit. Marius fühlt sich seit dem unbesiegbar und hat noch mehr Spaß mit der Kettensäge.
Wie soll man das bitte ernst nehmen?
Den Rest des Tages werden wir wieder in den Wald geschickt um ein paar Bäume zu ernten.

6.3.2013

Uns ist schon vor längerem aufgefallen, dass Linda eher „die Hosen anhat“ als Karl. Karl ist nämlich alles total egal. Karl hat uns am dritten Arbeitstag gesagt, dass er noch ca. drei Tage Arbeit für uns habe. Linda wusste jedoch noch alles Mögliche zu tun. Karl antwortet, egal was man sagt, immer mit „jojoa“. Heute haben wir die beiden diskutieren gehört und das ging in etwa so:

Karl: “Linda, wir brauche die Jungs doch gar nicht mehr, das könne doch alles de’ Kinder von de’ Helena mache!“

Linda: „Nein Karl! Die Bäume sind doch viel zu schwer! Wer soll die denn alle tragen?

Karl: „ Na de’ Daniel is ‚n faule Lump! Wenn der drei Hände hätt’, bräucht’ er auch drei Tasche!“

Linda: „was?“

Karl: „Na de’ Daniel is ‚n faule Lump! Wenn der drei Hände hätt’, bräucht’ er auch drei Tasche!“

Linda: „Der Daniel hat noch gar kein Auto!“

Karl:“ Jojoa!“



Offenbar sind wir beide dank Karls chronischer Unlust auf eine Diskussion mit Linda immer noch eingestellt. Linda hat öfters Probleme zu verstehen was andere ihr sagen, ihrem Hörgerät hat sie bereits abgeschworen.

8.3.2013

Freitag! Heute ist ein schöner Tag! 1. ist heute Zahltag und 2. arbeiten wir heute nicht so lange. Karl schaut sich kurz unsere Stundenzettel an, murmelt ein Mal „Jojoa“ und schaut, ob er zufällig noch genügend Geld da hat. Bei der Verabschiedung erklärt er uns noch, dass die heutige Jugend nicht mehr das sei, was sie ein Mal war. Wir bedanken uns noch für das Kompliment und fahren zu den Belgiern, Franzosen und Kanadiern, da wir heute vorhaben, mit denen in eine Kneipe mit Lifemusik zu gehen. Wir schaffen es beide einen der freien Sitzplätze im Auto zu ergattern und freuen uns auf einen coolen Barabend. Die Band ist besser als erwartet, obwohl das Publikum eigentlich nur aus Leuten von unserem Campingplatz besteht. Nach ca. 30 Minuten treffen wir auf Eric, der sich total Blau mit einer Flasche Tequilla in Hand entschuldigt, dass er nicht mehr fahren kann. Hmm, dabei müssen Marius und ich doch morgen zur Arbeit! Schlussendlich finden wir Platz bei Tiffan, Marion und Elise.

10.3.2013

Heute haben wir einen Tag frei und fahren wir nach Melbourne, wir wollen zum Hard Rock Café. Auf der Hinfahrt haben wir ein bisschen in meinem Blog rumgestöbert und festgestellt, dass uns schon echt viele komische Sachen passiert sind. Wir waren drei Mal bei einem Reifenhändler und hatten drei Mal danach einen platten Reifen. Wir hatten einen vielleicht kriminellen Anhalter an Bord. Wir hatten bis jetzt nur komische Chefs oder arbeiten mit einem „Alki“ zusammen. Genau in diesem Moment, wo wir sowieso schon alles so komisch finden, sehen wir rechts neben uns an der Ampel einen feschen Hip Hopper wie er im Buche steht, viel zu großes T-Shirt, Baggy-Hose unter den Knieen und sowieso total cool drauf. In seiner Hand: ein Bündel grüner Spargel, in das er mehrere Male genüsslich reinbeißt.
Na toll, jetzt finden wir garantiert Nichts mehr Normal.
Der Besuch im Hard Rock Cafe fällt leider aus, da das Café vor kurzem geschlossen hat.

12.3.2013

Heute ist unser letzter Arbeitstag und wir dürfen wie immer Holz hohlen. Linda begutachtet unsere erste Lieferung und bekommt fast einen Herzkasper: die gesägten Stücke sind viel zu klein. Mindestens einen halben Meter sollen die Stücke sein. Alles klar, ab jetzt sägen wir keine Pizza-Brettchen mehr, aber wer soll die Stücke hochheben? Mittlerweile haben die Stücke einen Durchmesser von bis zu 80Cm, wenn wir die einen halben Meter lang sägen, bekommen die zwei die doch nie wieder einen Zentimeter bewegt. Marius und ich holen eine weitere Ladung von den Zentnerstücken und beschließen Feierabend zu machen. Wenn Wolle die ganzen Stücke spalten muss, hat er ordentlich was zu tun. Der Arme.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zeit bei Linda und Karl echt cool war. Linda hat immer super für uns gekocht und Karl war zwar offenbar alles egal, er hat ja immer nur „jojoa“ gesagt, war aber trotzdem ebenfalls sehr freundlich. Die Bezahlung war auch mehr als fair.
Letzte Woche haben wir Tiffan, Marion und Elise mit dem Auto abgeschleppt, da sie irgendein Problem mit dem Auto hatten. Jetzt klingelt schon wieder unser Handy, ein weiterer Kerl vom Campingplatz kann hat ein Problem mit dem Auto. Sven ist von Deutschland aus bis Hong Kong mit dem Fahrrad gefahren und von da aus nach Australien geflogen. Mit seinem Fahrrad habe er noch nie so ein Problem gehabt, erklärt er mir. Wir ziehen ihn zur nächsten Werkstatt und fahren im Anschluss zum Campingplatz, da morgen fast alle von den eben vorgestellten Freunden weiterreisen und wir eine Abschlussparty machen.

13.3.2013

Heute hat Marius einen Termin beim Zahlarzt. Wusstet ihr, dass Zähne, wenn man sie in Cola einlegt, sich auflösen? Genau das war bei Marius offenbar der Fall. Die Ärztin bohrt ein bisschen in Marius Mund rum, kleistert noch was zu und er ist geheilt. Den Rest des Tages packen wir unsere Sachen zusammen und fahren endlich hier weg. Wir sind seid Weihnachten auf dem gleichen Platz und heute reisen wir endlich weiter! Jedoch nicht viel, wir sind beide total unmotiviert beim Aufräumen. Wir wundern uns wo wir schon wieder soviel Kram her haben, ist das alles von uns? Wir verschenken noch ein paar Schuhe die keinem passen, eine Leiter, zwei Stühle und ein halbes Kartenspiel und reisen dann endlich los!

15.3.2013

Noch zwei Monate, dann geht’s schon wieder nach Hause. Heute sind wir in Eden angekommen, wir haben den Staat „Victoria“ endlich verlassen.



Montag, 25. Februar 2013

Das Ende vom Ben, ein Baumhaus Bob und echt komische Großeltern

15.2.2013

Wir haben Freitag und schon wieder gibt es nichts Neues vom Ben. Ben hat uns nur eine Sms geschrieben, dass er nächste Woche mehr Arbeit für uns habe. Laut den Weingütern, bei denen wir nach Arbeit gefragt haben, beginnt die Ernte der Trauben ab nächster Woche, dementsprechend könnte sich das mit der Arbeit sogar ausnahmsweise mal bewahrheiten. Wenn wir allerdings am Sonntag keine Nachricht von Ben bekommen, dass er uns alle vier gebrauchen kann, verlassen wir die Weingegend hier endlich und fangen wieder an zu reisen. Zur Zeit ist in dieser Gegend der Wein, Äpfel und Zitronen erntereif. Zitronen gibt es jedoch nicht viel in dieser Gegend, Äpfel werden meist schlecht bezahlt und alles was mit Wein zu tun hat läuft über Ben.

17.2.2013

So, heute ist Sonntag und Tuna und ich rufen Ben an. Tuna telefoniert ein paar Minuten mit Ben und das Ergebnis ist schon wieder typisch australisch für Marius und mich. Ben erklärt, dass er Marius und mich nicht mehr haben will, da wir beide öfters nicht zu Arbeit erschienen wären und faul seien.

???

Hää? Also, hö?

Stopp! Jetzt mal langsam mit den Pferden, Ben hat keine Arbeit für uns und wir werden gefeuert weil wir nicht hingehen? Tuna und Simon wird gesagt, dass dies ihre letzte Chance sei, wenn sie noch mal zu spät kämen, wären sie auch gefeuert. Ist der Kerl irgendwie verwirrt? Der hämmert sich offenbar jeden Abend ein paar Flaschen Wein in den Kopp und versucht anschließend irgendwelche Backpacker irgendwo hin zu bestellen. Ich rufe ihn sofort an um seine eindeutige Verwechslung richtig zu stellen, dass wir gar keinen Job hatten und so die Behauptung „wir wären zu spät gekommen“ eindeutig nicht zutreffen kann. Er lehnt meine Anrufe stets ab. Na toll, hier gibt’s für Backpacker genau eine Branche in der man gut Geld verdienen kann und in dieser Branche werden Marius und ich zu 100% keinen Job finden.
Aber was ist das denn hier? Was ist das bitte für eine Arbeitssituation?

Unser erster Chef in Perth kündigt ständig seine Angestellten um sie am Folgetag wiedereinzustellen, lädt uns an dem Tag an dem sein Vater gestorben ist auf ein Bier ein und verschätzt sich bei seinen Bestellungen im fünfstelligen Bereich.

Unsere zweite Chefin, wir nennen sie „Mettchen“, ist kugelrund und zahlt ihren Angestellten nur einen Hungerlohn und wundert sich anschließend über ein schlechtes Arbeitsergebnis.

Beim dritten Versuch treffen wir auf Ben und, nun ja, offenbar schafft dieser es nicht mal ansatzweise sich einen Überblick über seine Angestellten zu verschaffen und die Tatsache, dass dieser Kerl sehr offenbar sehr viel um die Ohren hat relativiert in meinen Augen nicht mal ansatzweise den Punkt, dass er wegen einer Verwechslung schon fast willkürlich seine Angestellten durcheinander bringt und kündigt. Dass er angeblich keine Franzosen einstellt mag zwar ein Gerücht sein, wir haben und jedoch schon gewundert, dass seine erste Frage als wir eingestellt wurden auf unsere Nation bezogen war, Franzosen haben wir auch noch keine auf der Arbeit getroffen, obwohl wir schon sehr viele Leute auf der Arbeit kennengelernt haben und Franzosen gibt es hier in Australien noch mehr als Deutsche.

Was ist das bitte für Arbeitseinstellung?

Nachdem Marius und mir keine negativen Adjektive oder Schimpfwörter eingefallen sind haben wir uns noch ein paar Wörter ausgedacht, danach haben wir beschlossen, uns um einen anderen Job zu bemühen, wenn wir keinen Job finden, besuchen wir Ben in seinem Büro und erklären ihm was wir von ihm halten. Das „Phantom“ hat bis jetzt noch keine gesehen, wir haben immer nur übers Handy mit ihm Kontakt gehabt.

16.2.2013

Immerhin dürfen wir heute ausschlafen. Wir brechen gegen zehn Uhr auf und beschließen einfach alles zu geben. Wenn man einen Job will, findet man auch einen. Der erste Arbeitgeber lebt in einem riesigen Baumhaus und heißt „Boinga Bob“. Er erklärt verschlafen, dass er uns super gebrauchen könnte, jedoch völlig pleite sei. Anschließend fragen wir zwei Rentner am Straßenrand nach dem Weg zu einer Farm, da wir dort arbeiten wollen und, nachdem die beiden sich kurz beratschlagt haben höre ich in eindeutigem Deutsch die Worte „Mensch Linda, eigentlich könnte’ die Jungs doch hier super anpacke’ mit de’ Büsche und Bäume“. Wir outen uns schlagartig als Deutsche und kommen sofort ins Gespräch. Karl ist 69, lebt seit 30 Jahren in Australien und hat Maschinenbau studiert, Linda ist bereits 75 und hat eine unglaublich ausführliche Vergangenheit. Wir können morgen anfangen. Job? Check!

17.2.2013

Pünktlich um acht Uhr erreichen wir die traumhaft schöne Villa, die auf einem Berg gebaut ist und mit 42 Hektar Land auf jeden Fall auf eine Menge Geld schließen lässt. Linda und Karl sind noch gar nicht richtig wach, verschlafen bitten sie uns, den Tisch zu decken, es gebe erst noch einen Kaffee. Wolfgang ist 65 und arbeitet auch für Linda und Karl, auch er ist Deutscher. Karl erzählt mir beim Frühstück, dass die USA bereits 10.000 Dronen los geschickt hätten und so die Welt überwache. Jedes Telefongespräch und jede Sms werde abgehört, überprüft und nochmals geprüft.
Hmm, die Theorie ist zwar wage, aber interessant. Anschließend beschwert sich Karl über die Engstirnigkeit der Australier und hält mir einen Vortrag über die Verdummung des Volkes. Zuerst zeigt uns Karl seine riesige Maschinensammlung, Marius stellt fest, dass fast alle Maschinen deutscher Herkunft sind.
Als erstes kramt Karl zwei „Stihl“ Kettensägen aus seiner Werkbank und schickt uns Holz holen. Nachdem wir alles in mundgerechte Stücke zersägt hatten hat Karl uns erklärt, dass er das Holz noch kleiner haben möchte. Dafür hat er bereits in einer anderen Ecke seiner Garage eine riesige Spaltmaschine parat gemacht, mit der wir das Holz spalten sollen.

Gegen Abend lädt Linda uns noch zum Essen ein, sie hat für uns alle gekocht. Es schmeckt sehr lecker, Karl bedauert jedoch, dass ihm das Essen nicht schmecke weil es schlecht gewürzt sei, Linda verweist auf ihre Pfefferallergie.

18.2.2013

Heute sagt Linda, sie könne uns im Garten gebrauchen. Marius und ich zeigen ihr unsere zwei linken Hände, sie wirkt zwar leicht irritiert, drückt uns jedoch trotzdem eine Schaufel in die Hand und erklärt, wir sollten den Garten von Unkraut befreien. Marius und ich gucken uns fragend an und beschließen, einfach alles was nicht schön ist rauszurupfen und zu hoffen, dass Linda nicht mehr allzu viel sieht. Leider sind ihre Augen okay und sie beschließt uns andere Arbeiten zu geben. Marius stapelt weiter Holz in die Höhe und mir drückt sie einen Rasenmäher in die Hand heißt mich den Rasen zu mähen. Super, mit Rasen mähen hab ich Erfahrung, schließlich mähe ich seit vier Jahren in der Nachbarschaft den Rasen. Seit der „Blumenernte“ scheint sie mir jedoch nicht mehr so zu vertrauen was den Garten betrifft. Nachdem ich Linda erklärt habe wie man den Rasenmäher anmacht, erklärt sie mir wie an ihn benutzt. Na toll, gestern durfte ich noch nach Lust und Laune mit ’ner Kettensäge rumlaufen und heute werde ich beim Rasen mähen eingewiesen. Na ja, immerhin werden wir nach Stundenlohn bezahlt, wenn sie mir Ewigkeiten erklären muss wie man einen Rasenmäher schiebt, kann sie uns auch gerne Geld dafür geben.
Linda kocht wieder und Karl fängt wieder an zu erzählen wie das mit de dritten Reich wirklich abgelaufen ist: Die Juden wurden gar nicht getötet, die Berichte und Filme die es gibt sind laut Karl „völlig Schwachsinnig“, es habe zu dieser Zeit gerade mal 2,8 Millionen Juden in Europa gegeben, dementsprechend kann Hitler auch keine sechs Millionen getötet haben. Alle Fotos die es gibt seien „gestellt“ bzw. Fotos von deutschen Soldaten oder einfach Bürgern aus Dresden.

STOP!

Ein paar Tage vorher habe ich mich beschwert, dass Marius und ich nie einen „normalen“ Chef in Australien haben. Was soll das denn ‚nu? ‚N deutscher Nazi? Das kann doch schon wieder nicht wahr sein.. Na ja, er bezahlt uns gut und ich wollte mich sowieso gerne mal mit jemanden unterhalten, der solche Ansichten vertritt.

Wolfgang, der andere Angestellte, ist auch ein cooler Typ. Offenbar hat er sich seit längeren nicht mehr mit Deutschen unterhalten, die nicht so komische Ansichten haben wie Karl und Linda, denn er hat uns bereits heute zum zweiten Mal seine komplette Lebensgeschichte erzählt. Er ist seit 40 Jahren hier, hat sich ein riesiges Haus gebaut und durch eine patentierte Erfindung viel Geld verdient. Seine Erfindung wurde geklaut und nachgebaut, den Prozess vor Gericht hat er verloren und musste so die Kosten von 500.000$ tragen. Seine Frau hat ihn vor kurzem verlassen. Wenn man sich seinen Lebenslauf so anschaut, befindet er sich jetzt offenbar auf der „Talsohle“, weiter bergab kann es nicht gehen. „Wolle“, wie Marius und ich ihn immer nennen, tut uns irgendwie leid, der hatte ja echt viel Pech. Wir beschließen ihn heute Abend mal zu besuchen. Wolles Hütte ist ebenfalls riesig, noch viel schöner als das Haus von Linda und Karl. Wolle erklärt jedoch, dass er verkaufen müsse, da er seine Frau nicht auszahlen könne. Echt unglaublich, er hat sich das Haus komplett selber hochgezimmert, nur für das Mauern hat er sich professionelle Hilfe kommen lassen. Er war quasi für alles andere sein eigener Bauherr.
Wir laden ihn auf ein Bier ein und er freut sich riesig, beim Abschied betont er, dass er sich stets über Besuch freue.

20.2.2013

Gestern haben wir angefangen einen riesigen Zaun vom Gestrüpp zu befreien. Dafür haben wir ein Harke, eine Kettensäge, zwei Motorsensen und eine Kollektion von aktuellen Gartenscheren in modischen gelb mit Teleskoparm bekommen. Die Ausrüstung ist echt der Hammer, wieso kauft er sich zwei Motorsensen die hier über 1000$ kosten? Ganz einfach, eine hat eine Metalscheibe vorne dran und die andere ein rotierendes Plastikkabel, wäre ja total ätzend, wenn er, falls er so ein Teil mal braucht, den Aufsatz wechseln muss.
Beim Essen erklärt Karl uns, dass die Deutschen im zweiten Weltkrieg eigentlich gar nicht die „Bösen“ waren. Wusstet ihr, dass England mehr Bomben auf Berlin geworfen hat, als Deutschland insgesamt auf ganz England? Hinzu kommen dann noch Angriffe auf Dresden oder Köln. Hier wäscht man dein Hirn!
Außerdem sind die Australier total blöd: als ehemalige britische Kolonie fühlen sie sich immer noch als Gewinner des Krieges und sind so von Stolz erfüllt. Daher kommt auch die „Hochnäsigkeit“. Hmm, ist und alles irgendwie neu, aber, wie bereits geschrieben, interessant.

22.2.2013

Was für eine Hitze! Das Thermometer beschwert sich über 39°C im Schatten und wir beide über Arbeit in der Sonne. Zum Glück hat Linda uns zwei fesche Gärtnerhüte mitgegeben und zehn Liter Wasser, die nach sechs Stunden leer sind. Linda bietet uns nach der Arbeit eine warme Dusche an, während Karl sich über das „Negerwetter“ beschwert. Echt herb, dieser Kerl.

23.2.2013

Heute arbeiten wir auch an einem Samstag. Wie wir dazu kommen fragen wir uns auf dem Weg zur Arbeit auch, wir bekommen jedoch ein nettes Gehalt und da wir beide seit ewig nicht mehr gekocht haben, da uns Linda diese Aufgabe immer abgenommen hat, beschließen wir zu arbeiten und was Leckeres abzustauben. Sie hat außerdem schon erklärt, dass sie für uns „Landsleute“ gerne mitkocht. Na, da haben wir beide doch mal Glück gehabt. Die Hitze heute ist vergleichbar mit der gestrigen und zum Start ins Wochenende geben sie uns jeweils ein „Oettinger“ Bier und wir vergnügen uns noch was in Pool.
Abends fahren wir mit Tuna und Simon zu ein paar anderes deutschen Backpackern, die die Beiden auf der Arbeit kennengelernt haben.

24.2.2013

Sonntag, endlich noch mal Wochenende. Die Wochen in denen wir nicht gearbeitet haben, hatten nie so ein richtiges Wochenende, wenn man sowieso frei hat, interessiert man sich nicht dafür, welchen Tag man hat. Wir nehmen uns viel vor wie aufräumen oder die Wäsche machen, im Endeffekt ist es jedoch darauf hinausgelaufen, dass wir einkaufen gegangen sind. Immerhin hatten wir ein leckeres Abendessen.

25.2.2013

Heute schaffen wir es auf der Arbeit den Auftrag mit der Hecke abzuschließen. Beim Abendbrot beginnt auf einmal die totale Hirnwäsche: Karl und Linda klären uns über alles auf, was über den Weltkrieg nicht stimmt. Wolfgang hat uns erklärt, dass er in keinem Punkt mit den beiden konform geht, jedoch dazu rät, in einer Diskussion einfach versuchen das Thema zu wechseln. Karl und Linda stellen das dritte Reich als total toll da, im Sinne von „damals war alles besser“ und „die armen Deutschen waren die Opfer, nicht die Angreifer“. Obamas „Negerpolitik“ sei das Letzte, das Leute wie Hillary Clinton oder Rockefeller jüdischer Abstammung sind, müsse auch nicht sein. Karl fände es besser, wenn das jemand anders mache.

Marius und ich distanzieren und vollständig von dem Sch**ß den die beiden dazu erzählen. Die zwei sind echt keine dummen Menschen, obwohl insbesondere Karl mir auf die Nerven geht. Er selber hat einen Realschulabschluss gemacht und anschließend Fachabi. Er fragt mich ständig, ob ich mich mit meinem „Vollabi“ als was Besseres fühle. Immer wenn ich irgendeine blöde Frage nicht beantworten sagt er so was wie:“ Mensch, das musse doch wisse’, du bis doch der schlaue mit Abitur“.

Eine Sache will ich noch klarstellen: Wenn wir beide hier nicht super Essen bekämen, einen Pool und jede Menge Geld, hätten wir schon längst dem Karl erklärt, was wir von seinem Müll halten.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Zwei Schnitzel, quitschender Sand und arme Franzosen

23.1.2013

Da waren wir nun, teilzeit Arbeitslos, zu fünft und mit frisch gewaschenem Auto. Unser Chef braucht heute wieder nur zwei Leute zum Arbeiten, heute gehen Marius und Tuna. Simon, Janne und ich bemühen und derweil um einen neuen Job, da uns dieses ewige hin- und her mit unserem Chef unserem Ziel auch nicht weiter bringt. Wir fahren bei einer Kartoffelfarm, einer Gärtnerei, ein paar Weingütern und mehreren Cidreherstellern vorbei, alle antworten mehr oder weniger im Einklang, dass die Saison in ungefähr drei bis vier Wochen beginne und dass sie dann ein paar Arbeiter gebrauchen könnten. Das wird uns hier irgendwie immer erzählt, egal wo wir uns nach Jobs erkundigen, es wird uns erklärt, dass wir etwas zu früh kämen. Na toll, egal wo wir sind, wir sind auf jeden Fall zu früh.
Das mit dem „zu früh da sein“ ist Neuland für alle von uns und so beschließen wir erst mal etwas zu warten, was sollen wir auch schon groß tun? Die Australier sehen ja alles etwas gelassener als wir Deutschen, stellenweise ist so was auch sehr entspannt, auf die Arbeit bezogen ist das jedoch total nervig. Wieso stellt Ben vier Leute ein, wenn er gerade mal die Hälfte von uns gebrauchen kann? Ben erzählt uns am Telefon ständig, dass er vier Leute gebrauchen könnte, zehn Minuten später schickt er eine Sms, in der steht, dass er doch nur zwei Leute gebrauchen kann.

24.1.2013

Heute gehen Marius und Simon arbeiten. Nicht dass ihr denkt, dass ich faul wäre, ich sollte mich mal wieder um einen Job etc. kümmern. Mal wieder vergeblich, der Traktor auf der Arbeit hat einen platten Reifen und so verkürzt sich der Arbeitstag von Marius und Simon um ca. 50%, ich muss die beiden abholen. Was für ein Reinfall, da hat man schon so gut wie gar keine Arbeit, da wird diese einem auch noch weggenommen durch eine Lappalie wie ein platter Reifen an einem Traktor. Ich wusste bis heute gar nicht, dass ein Traktor einen platten Reifen haben kann, hier verkürzt uns dieser gleich den Arbeitstag. Da der Farmer selbstverständlich keinen Ersatzreifen hat (offenbar wusste er auch nicht, dass man so ein Teil plätten kann) bekommen wir für den Rest der Woche frei. Super, wir haben ja auch schon Mittwoch. Yeah. Verlängertes Wochenende. Juhu.

25.1.2013

Unser verlängertes Wochenende beginnen wir, dank der starken Hitze, mit einem Strandtag. Wir beschließen nach „Frankston“ zu fahren, da Janne dort noch ein Bankkonto kündigen möchte. Frankston ist ca. 60Km entfernt und liegt direkt am Meer, sehr schön. Janne fragt mich, ob ich ihm helfen könnte, sein Bankkonto zu kündigen. Hilfsbereit wie ich bin, stellen wir uns in die Bank und warten auf eine Angestellte. Als diese nun auch eingetroffen ist, schaut sie sich seinen Personalausweis an und begrüßt ihn freundlich mit „hello Jane“ und wirkt amüsiert und irritiert zugleich, da „Jane“ ja eigentlich eher ein Frauenname ist. „Jane“ stellt den Fehler richtig und schon stehen wir vor dem nächsten Problem: in seinem Nachnamen ist ein „ß“ enthalten, das gibt es hier in Australien ja nicht. Nachdem die Angestellte ihre Tastatur knallhart unter die Lupe genommen hat und keinen „ß“-Knopf entdeckt hat, erklärt Janne einfach, dass es ein „b“ sei. Sie durchsucht die Datenbank und findet ihn sogar tatsächlich. Offenbar haben die Angestellten aus Sydney ebenfalls keinen „ß“ Knopf auf ihrer Tastatur gefunden und haben so einfach ein „b“ eingegeben. Echt stark, wenn man also mal irgendwas nicht findet, nimmt man einfach etwas, das so ähnlich aussieht.

26.1.2013

Heut ist „Australia day“, was das genau bedeutet, wissen wir nicht, aber das wollen wir noch herausfinden. Fest steht, dass der Großteil der Australier sich einen Australienhut, Schürze, Mantel, Fähnchen, Grillzange oder sonst was umgebunden hat und sich total darüber freut. In allen Parks stehen als Australienflagge verkleidete Familien und Grillen an den Bbq- Stellen um die Wette. Toller Australientag, noch viel toller ist, dass dieser auf einen Samstag fällt. Da viele Leute an einem Samstag sowieso frei haben, ist der „Australia Day“ gar kein besonderer Feiertag, da man ja sowieso ausschlafen kann. Dementsprechend wird dieser „Public Holiday“ auf Montag verschoben und so haben alle, inklusive uns, am Montag frei. Dass wir das alles so toll finden, ist natürlich Ironie. Geht es bei einem Feiertag nicht eigentlich um den Tag bzw. den Anlass, und nicht um die Tatsache, dass man einen Tag weniger arbeiten muss?

27.1.2013

Wir beschließen, in die nächste Stadt nach „Healesville“ zu fahren um ein bisschen einzukaufen und uns gegen Abend noch mit Shaun, unserem australischen Freund zu treffen. Shaun fragen wir auch sofort nach dem Hintergrund des „Australia Days“. Shaun erklärt, dass er sich zwar freue, dass er morgen nicht arbeiten müsste, jedoch den Hintergrund für totalen Schwachsinn halte. Er erklärt, dass man an diesem besagten Tag die Vertreibung der Aboriginies feiere und dementsprechend „das Bestehen“ der australischen Rasse. Ich hatte bis jetzt noch nicht die Möglichkeit, das im Internet mal nachzuprüfen, wenn das jedoch stimmt, finde ich den Hintergrund dieses Tages ziemlich.. krass?

28.1.2013

Australia Day, Wuhu, schon wieder. Wir freuen uns alle einen Ast und fahren anschließend in die Stadt. Wir kaufen ein bisschen ein und rufen Ben mehr oder weniger in Dauerschleife an. Dieser blöde Chef, wozu hat er eigentlich ein Handy? Nachdem wir ihn irgendwann mal erreicht haben, erklärt er uns, er könne uns alle vier Morgen gebrauchen, es gebe wieder etwas zu „Botteln“, also Weinflaschen abfüllen. Klingt super, das haben wir schon mal gemacht, das letzte Mal gab es sogar ein paar Weinflaschen umsonst, besser kann es nicht laufen. Kurze Zeit später kommt eine Sms von ihm, in der steht, dass der Farmer einen neuen Reifen habe und so zwei Leute gebrauchen könnte.
???
Also so langsam glauben wir, dass der Kerl ein Rad ab hat.
Weitere zehn Minuten später schickt Ben uns die Adresse, wo er drei Leute zum Botteln gebrauchen könnte.
???
Wat’n nu? Hat er Arbeit für drei Leute? Für zwei? Fünf? Aber wir sind doch nur zu viert! Janne beteuert, dass er zwar gerne in unserer Reisegruppe mitreist, dass er mit auf die Arbeit kommt, könnten wir uns jedoch abschminken. Was für ein verwirrter Chef. Hat der zu viel Wein getrunken?

29.1.2013

Über Nacht hat er uns noch eine Sms gesendet, dass er drei Leute bei dem Mann mit dem kaputten Traktor braucht. Irgendwie schaffe ich es schon wieder mich aus der Affäre zu ziehen und schicke Marius zusammen mit Tuna und Simon los. Janne und ich gehen derweil in die Stadt. Ich habe gehört, dass ein Motorradführerschein in Australien sehr einfach zu machen sei. Ich suche mir im Internet zwei Adressen von zwei Fahrschulen raus und beschließe gleich mal vorbei zu fahren. Die erste Adresse gibt es gar nicht und die zwei liegt in einem Vorort einer noch nicht gebauten Stadt, also irgendwo im nirgendwo. Schlussendlich finde ich in einem Motorradladen Auskunft und der freundliche Inhaber schreibt mir die Adresse von einer Fahrschule raus. Nachdem ich auch dahin gegurkt bin, werde ich von einer sehr unfreundlich Dame begrüßt, die mir eine Broschüre in die Hand drückt und ca. 25 Mal beteuert, dass sie keine Ahnung habe und Motorräder sie nicht interessierten. Die Broschüre verspricht mir, dass ich innerhalb von spätestens zwei Tagen meinen Führerschein habe und dieser mich nur 400$ koste. Außerdem darf ich mit einem netten Honda Motorrad fahren. Klingt viel versprechend. Schlussendlich rufe ich bei der Broschüre an und eine sehr nette, jedoch elektronische Frauenstimme versichert mir, dass ich nicht mehr allzu lange warten müsste, ich jedoch mit der Hotline eine sehr gute Wahl getroffen hätte. Offenbar keine gute Wahl, sonst wäre ich ja nicht in der Warteschleife, nach zehn Minuten werde ich jedoch schon verbunden. Mir wird erklärt, dass ich erst meinen internationalen Führerschein auf einen „Victoria Roads“ Führerschein umschreiben lassen muss, damit ich einen Führerschein machen kann. Anschließend werde ich in das zwei Tages Programm aufgenommen und kann so eine „Learner Permit“ machen, d.h. ich darf auf den Straßen des Staates Victoria mit einem Motorrad rumfahren, so lange ich mir eine gelbes und lächerliches „L“ an das Nummernschild hänge. Das „L“ berechtigt mich mit einem Motorrad zu fahren, jedoch ohne Sozius und nur Tagsüber. Nach drei Monaten darf ich dann mein lächerliches „L“ gegen einen echten, australischen Führerschein eintauschen. Den darf ich mir dann in Deutschland zu einem internationalen Führerschein umschreiben lassen und darf ihn dort auch weiternutzen. Die werte Dame ist sich jedoch nicht sicher, ob ich, als Ausländer, länger mit dem gelben „L“ rum fahren muss. Also wende ich mich direkt an das Straßenverkehrsamt in Düsseldorf. Dort wird mir erklärt, dass ich sechs Monate mit den blöden „L“ rumfahren müsse, um einen gültigen Führerschein zu erhalten. Außerdem dürfte ich meinen Führerschein ausschließlich in Victoria abholen, müsste also die Zeit hier bleiben.

4.2.2013

Heute sollte ich mich eigentlich mit Simon zusammen um einen Job bemühen, um acht Uhr in er früh werde ich jedoch vom Handy geweckt und muss doch zur Arbeit. Marius und Tuna sind schon vorgefahren, da ursprünglich nur zwei Leute für die Arbeit vorgesehen waren. Beim „Netting“ geht es darum, riesige Netze über die Weinberge zu spannen, damit den ganzen Vögeln hier das Trauben naschen Unmöglich gemacht wird. Zwei Leute laufen hinter einem Trecker her, der mit einer riesigen und wackeligen Konstruktion die Netze verteilt.

5.2.2013

Good bye, Janne.

Heute bringen wir Janne, unseren Mitreiser, zum Bus. Tuna und ich haben es mal wieder geschafft uns erfolgreich aus der Affäre zu ziehen, wir schicken Marius und Simon auf die Arbeit und bringen Janne zum Bus. Unglaublicherweise haben wir es geschafft einen Parkplatz ohne Abschleppen, Strafen und sonstige unnötige blöden Sachen gefunden. Wir nehmen Abschied von Janne und,

Janne: die Zeit mit dir hier war wirklich sehr cool, wir hatten sehr viel Spaß. Ärgerlichweise hast du fast Nichts hier vergessen. Schade, Marius fand deine Jacke echt schön und ich mochte die schwarze Mütze. Wehe du kommst uns nicht besuchen, dann versteckt Marius wieder alle Sachen von dir ;-) .

6.2.2013

Da es mal wieder und angeblich zu „heiß“ zum arbeiten ist, haben wir mal wieder frei bekommen. Unsere Freude hält sich in Grenzen und wir beschließen nach Thomastown zu fahren. Thomastown ist ca. 80 Kilometer von unserem Campingplatz entfernt und liegt nicht am Strand. Eigentlich ein untypisches Reiseziel für Leute wie uns, ein Arbeitskollege von meinem Vater ist jedoch letztes Wochenende von Dabringhausen aus nach Melbourne geflogen und hat mir eine Hand voll Zeitschriften aus Deutschland mitgebracht. Meine Eltern meinten außerdem, dass sie mir noch eine Hand voll Haribo etc. mit eingepackt hätten und da haben Marius und ich uns das mit dem komischen Reiseziel natürlich nicht zwei Mal sagen lassen. Auf dem Rückweg fällt Marius auf, dass die Drehzahlanzeige nicht mehr funktioniert, außerdem stockt die Musik im Radio ständig. Echt nervig, welches Kabel ist denn jetzt schon wieder durchgebrannt? Wir beschließen vorerst weiterzufahren und zu hoffen, dass es kein teures Kabel ist. Dann fällt uns auf, dass die Batterieanzeige anzeigt, dass unsere Batterie komplett leer ist. Kein Wunder, dass wir keine Musik mehr hören können, wir halten an und machen prüfend die Motorhaube auf. Da wir allerdings nicht so viel Ahnung von Autos haben, entdecken wir nur einen Motor, jede menge Kabel und andere Metallteile, was davon jetzt kaputt sein könnte wissen wir auf Anhieb nicht. Was kann kaputt sein, wenn der Motor läuft, die Batterie jedoch keinen Strom mehr bekommt? Wir rätseln und tippen auf die Lichtmaschine. Da es sowieso noch hell ist, beschließen wir einfach ins Auto zu steigen und ohne Licht nach Hause zu fahren und uns morgen darum zu kümmern, da es sowieso schon anfängt zu dämmern. Ins Auto steigen klappt super, das mit dem „ohne Licht“ auch, das Fahren können wir uns jedoch abschminken, da unser Auto nicht mehr anspringt. Logisch, die Batterie ist ja leer. Tolle Wurst. Wieso bekommen Marius und ich eigentlich die ganze Zeit diese „tollen Würstchen“ ab? Wir beschließen die Wurst Wurst sein zu lassen und freuen uns lieber, dass wir am Hang geparkt haben und unser Auto einfach zur nächsten Tankstelle rollen können. Der Tankwart erklärt, dass es weit und breit keine Mechaniker gebe und dass auch er gerade keine neue Lichtmaschine dabei habe. Wäre auch viel zu einfach und schön gewesen. Im Grunde brauchen wir nur ein bisschen Energie für unsere Batterie, mit Starthilfe könnten wir also weiterfahren. Zum Glück haben wir Überbrückungskabel dabei und fragen so einfach jemanden der gerade tankt nach einem „Jumpstart“. Dank der Hilfsbereitschaft der Australier wird uns auf der Stelle geholfen. Desto länger wir die Überbrückungskabel anschließen, desto mehr wird unsere Batterie geladen und desto weiter können wir fahren. Marius schließt also schnell die Kabel an, während ich den Autobesitzer über Wind, Wetter und wundersame Kängurus zutexte. So schaffen Marius und ich es ca. 20 Sekunden rauszuhandeln und beschließen möglichst schnell weiterzufahren. Der Autobesitzer wirkt nach unserem abrupten Abbruch der Überbrückungsaktion leicht irritiert, Marius drückt derweil verstärkt auf Gas, um das Ausgehen des Motors zu verhindern. Auch das führt zu merkwürdigen Blicken an einer Ampel, an der wir mit ca. 4000 Umdrehungen im Leerlauf auf grün gewartet haben. Kurze Zeit später fahren wir auf einer Landstraße in Richtung Heimat und unser Auto beschließt mal wieder auszugehen und Marius setzt den Karren in den Graben. Na toll, jedoch haben wir mal wieder Glück im Unglück: ein Anwohner mit zwei Schnitzeln, in jeder Hand eins, hat die Aktion offenbar beobachtet und erklärt sich bereit, uns mit einem Jumpstart auszuhelfen. Er macht die Motorhaube auf und deutet mit vollem Mund auf die Lichtmaschine und gibt fragwürdige Laute von sich, die anhand seiner Gestik jedoch irgendwas mit der Lichtmaschine zu tun haben. Marius schließt wieder die Überbrückungskabel an und ich erkläre dem Schnitzel wieso und weshalb wir in Australien sind, wir schaffen es wieder 20 Sekunden rauszuhandeln. Unser Auto macht weitere fünf Kilometer mit und wir stehen wieder im Graben. Außerdem ist es mittlerweile dunkel, eine Fahrt ohne Licht ist also zu gefährlich. Wir Parken den Karren im Graben, zapfen uns ein wenig Wein ab und beschließen einfach, wie in alten Zeiten, zu wandern.

Diese ganze Aktion ist im Grunde genommen schon wieder total bescheuert, für uns jedoch in Australien irgendwie total normal. Unser Auto hat mal wieder irgendwelche Probleme und uns hilft ein Typ, der genauso viele Hände wie Schnitzel hat. Selbstverständlich gehen Marius und ich nicht einfach nach Hause und gut ist, nein, das ganze wird natürlich noch verrückter:

Nach ca. vier Metern werden wir mitgenommen von einem gut gelaunten Australier, ungefähr 25 Jahre und wenn ich schreibe „gut gelaunt“, meine ich: sehr gut gelaunt. Sein Slalomfahrstil ist zwar fragwürdig, jedoch auch irgendwie entspannend. Er fragt mich, ob ich in dieser Gegend schon Wombats gesehen hätte, ich verneine wahrheitsgemäß und er setzt sein Auto prompt in den Graben, macht seine Suchscheinwerfer an und erklärt, dass es an dieser einen Stelle immer welche gebe. Heute offenbar nicht, wir erkunden trotzdem weiterhin mit seinem vier Liter Dieselmotor den Graben und biegen schließlich wieder auf die Straße ab. Er fragt ob wir zur Zeit am arbeiten wären, ich verneine erneut wahrheitsgemäß und er bietet uns einen Job als Putzkraft in seiner Fabrik an. Wir? Reinigungsfachkraft? Das Letzte, das wir gewienert haben war unser Auto und das steht jetzt im Graben. Wir tauschen trotzdem die Handynummern aus und er bringt uns tatsächlich bis zu unserem Trailer. Sehr freundlich.

7.2.2013

Vorgestern haben wir auf unserem Campingplatz im Busch zwei weitere deutsche Backpacker kennengelernt. Benny und Kevin sind beide mitte 20 und Benny hat Maschinenbau studiert und vor kurzem ist sein Differential am Auto kaputt gegangen, das er anschließend eigenständig ausgetauscht hat. Er klärt sich bereit, mit Marius zu einem Schrottplatz zu fahren um eine neue Lichtmaschine zu organisieren und diese gleich einzubauen. Nach mehreren Stunden Arbeit läuft unser Auto wieder, vielen Dank noch mal Benny.

8.2.2013

Heute ist Freitag, endlich Wochenende. Haha, höhö und noch mal haha, wir haben sowieso immer frei. Wir sind zu sechst und beschließen ein wenig Urlaub von den freien Tagen zu machen und zu Wilsons Promontory zu fahren. Wilsons Prom. ist ein großer Nationalpark an dem auch der südlichste Punkt Australiens liegt. Reisegruppe „ab in den Süden“ bricht gegen Mittag auf und kommt gegen Abend auf den überfüllten, jedoch freien Campingplatz an. Wir feiern in Simons Geburtstag rein, machen ein kleines Feuer und diskutieren über Gott und die Welt.

9.2.2013

Heute wollen wir in den Nationalpark, zuerst an einen Strand und gegen Nachmittag wollen wir einen der zahlreichen Berge besteigen. Der „Whisky Bay“ hat nicht nur einen coolen Namen, bis zu drei Meter hohe Wellen sorgen für eine geile Zeit im Meer.
Der Mount Oberon ist mit 580 Metern der höchste Berg im Nationalpark und der Anstieg dauert mehr als eine Stunde, lohnt sich aber. Auf dem Heimweg sehen wir jede Menge Wombats, da hätte der Typ seinen Karren letztens noch nicht Mal in den Graben setzen müssen.

10.2.2013

Heute fahren nur Marius, Tono und ich in den Nationalpark, der Rest unserer fröhlichen Gemeinde beschließt sein Glück im Angeln zu versuchen. Wir fahren zum „squeky beach“ und, der Strand macht seinem Namen tatsächlich alle Ehre (squeeze= quitschen): beim Betreten des Strandes fällt uns auf, dass dieser komische Quitschgeräusche von sich gibt. Quitschvergnügt gehen wir ins Wasser und laufen anschließend einen anderen Berg hoch. Auch hier ist die Aussicht wieder mal unglaublich.

11.2.2013

ALAAF! Ein großes ALAAF! aus Australien an alle Jecken und ein „helau“ an alle die, die keine Ahnung haben.
Wir fahren zurück in unseren alten Park und fühlen uns heimisch.

13.2.2013

Wir suchen die ganze Zeit nach vergeblich nach Arbeit, manchmal können wir jedoch beim Ben arbeiten. Wir haben ein großes Franzosencamp neben uns, von denen hat keiner Arbeit. Franzosen sind hier wo wir arbeiten sehr ungerne gesehen, im Internet findet man häufig Arbeitsangebote mit der Überschrift „no french people“, wenn man sich bei Weingütern vorstellt, werden wir meistens zuerst gefragt, aus welchem Land wir kommen. Die Franzosen haben es dementsprechend noch schwieriger, einen Job zu finden, unsere französischen Nachbarn sind laut Aussagen komplett pleite.