Samstag, 22. September 2012

Campen, reisen, Ben.

Ich habe schon länger nichts mehr Online gestellt, ist auch echt viel passiert in den letzten Tagen! Campen, Ben, reisen..

11.9.2012

Schon wieder früh aufstehen- Termin beim Mechaniker. Er begrüßt und mit einem lauten Rülpser und erklärt, dass er Red Bull lieber frühstückt als Kaffee. Wir riechen es. Eine Servo konnte er in der Umgebung nicht organisieren, aber er könne in Perth anrufen. Ich sag ihm, dass er das dann auch tun soll, er tut’s auch. Super, die Servo ist günstiger als gedacht, für schlappe 520 $ kann er das Teil organisieren. Er fragt, ob ich bereit bin, meinen Schlafplatz über Nacht in der Werkstatt zu lassen. Ich weise ihn auf der Bettzeug in den hinteren Reihen hin und er sieht ein, dass das etwas komplizierter werden könnte. Wir machen für morgen einen Termin.

Tagsüber melden wir erst mal den Trailer an. Ich war gefühlte 50 mal in dem Shire Office um mir irgendwelche blöden Papiere zu holen, die Angestellten kannten mittlerweile sogar meinen Namen. Auto ist angemeldet, Trailer auch, das war’s! Marius wirft seine Kappe vor dem Office und die Luft und fühlt sich wie nach einem Schulabschluss. Auch ich kann es kaum glauben, endlich.
Die Welt ist echt klein. Sehr klein. Wir haben in Sydney Leute aus Köln kennen gelernt, die wir hier tatsächlich wieder treffen. Allein schon die Tatsache, dass wir in Sydney Leute aus Dabringhausen getroffen haben ist unglaublich.
Meine Steuernummer ist immer noch nicht da, die Versicherung lässt auch mit ihrer Bestätitungsmail auf sich warten. Nachdem ich 26 Minuten in einer Warteschleife verbracht habe erfahre ich nichts Neues. Status ist bei beiden auf „ currently in progress“ gesetzt und sollte dementsprechend diese Woche ankommen.
Zurück am Campingplatz, wir beschließen das gleiche Angebot wie letztes mal zu nehmen, wenn man drei Tage bleibt geht der vierte aufs Haus. Tolles Angebot, da wir Zeit haben, beschließen wir, genau wie beim letzten Mal, sechs Nächte zu bleiben und so gleich zwei Gratisnächte abzustauben. Der mieß gelaunte Campingplatzbewacher berechnet mir sieben Nächte und behauptet, das sei richtig so. Ich war sowieso schon total genervt und spiel kurz mit dem Gedanken, ihn in die Sache mit dem Zahlenstrahl und dem „Finger an der Hand Abzählsystem“ einzuweihen. Schlussendlich entscheide ich mich dafür, ihn einfach nur zu fragen wieso das letztes Mal geklappt hat und dieses mal nicht. Er behauptet das könne alles nicht sein und lacht herzlich. Komischer Typ, ich sag, dass mir unter diesen Umständen vier Nächte durchaus reichen. Da hat’er ‚n langes Gesicht gemacht!

12.9.2012

Ich werd vom lauten Summen des Handys geweckt, das kann schon mal nichts gutes heißen. 1.), wer hat den blöden langen Klingelton für eine blöde Sms eingestellt und 2.) wer weckt mich um dies unchristliche Zeit? Nicole war’s, sie hat Post für mich! Juhu, da hat sich das frühe Aufstehen ja doch gelohnt! Wahrscheinlich ist’s eh nur ein Werbeblättchen, das ich in weiser Vorraussicht im Supermarkt beantragt hab, wir treffen uns trotzdem mit ihr. Tax File Number und der Krempel von der Versicherung sind da, das glaub ich mir grad selber nicht! Endlich, nach vier Wochen warten kommt diese blöde **’Ä“$)* Nummer an! Das feiern wir mit einem Bierchen im Pub, haben wir uns ja auch verdient. Blöde Warterei. Im besagten Pub lernen wir einen australischen Packpacker kennen, der seit zehn Jahten selbstständig und unabhängig durch Australien reist, er heißt Dion. Wir nennen ihn Ben. Echt ein schräger Vogel! Er wohnt in Margaret River. Finden wir komisch, als Backpacker ein eigens Haus mit Garten? Ist nur vorrübergehend, ist nicht sein Haus, das Haus sah leer aus und ein Fenster stand offen, das ist momentan seine Heimat. Er ist komplett ohne Auto drei Mal komplett rund um Australien gereist, als Anhalter. In Alice Springs war er auch schon mehrere Male.


14.9.2012

Wir stehen wieder früh auf, das war zwar nicht beabsichtigt, aber wenn die Sonne so toll scheint wacht man halt schon mal früher auf! Wir freuen uns, scheint ja endlich mal bergauf zu gehen hier mit uns, tolles Wetter lädt zum Spazierengehen ein und wir haben alles für Bouritos zum Abendessen vorbereitet, der Tag kann nur geil werden. Aber irgendwie hat der Trailer Seitenwind, schräglage. Ein Reifen ist platt. Hmm, waren die Reifen nicht das, was der Tüv vor ca. drei Tagen ausgetauscht hat? Jebb, Reklamation! Also doch nicht spazieren, erst mal in die Stadt den Tüv aufsuchen. Dieser ist bester Dinge und gibt uns einen neuen Reifen für Umsonst, korrekt.
In der Stadt treffen wir Ben, unseren Backpacker Freund wieder. Wir unterhalten uns und beschließen ein bisschen rumzufahren, er kennt sich gut hier in der Umgebung aus. Aus „ein bisschen rumfahren“ wird ein Tagestrip durch Wa, Western Australia. In Wa gibt es echt traumhaft schöne Landschaften, wir haben schöne Fotos gemacht. Der Typ kennt echt Straßen, Puh, mit jedem normalen Auto wären wir stecken geblieben. Das war echt mal was ganz neues, komplett Querfeldein irgendwelche steilen Wiesen hoch, Straßen hoch und runter, die in Deutschland vielleicht noch in irgendwelchen Wäldern existieren. Ohne Allrad wären wir echt aufgeschmissen. Abends organisiert er noch eine Flasche Johnny Walker und wir lassen den Abend ausklingen.

15.9.2012

Abreisetag, Ben ist pünktlich gegen neun Uhr parat und hilft uns unsere Sachen zu packen. So langsam wird uns der Junge unheimlich, wer hilft denn schon freiwillig einen blöden Trailer zusammen zu rollen oder irgendwelchen Müll einzusammeln? Ben! Der Typ hat’s echt raus, der weiß sogar wie man einen Trailer zusammenfaltet, ohne dass ein riesiges Knäuel entsteht. Der hat unseren Krempel so Platz sparend gepackt, dass wir auf einmal viel mehr Stauraum haben. Oder fehlt hier einfach nur die Hälfte und Ben ist kriminell? Wir sind auf jeden Fall sehr vorsichtig, der Beifahrer hat stets zwei Laptops, zwei Kameras und alles andere was Wert haben könnte im Fußraum, wenn wir ihn ein Stück mitnehmen.
Ben ist echt ein verrückter Typ. So etwas haben Marius und ich noch nie erlebt. Allein schon wie der sein Geld verdient ist unglaublich. Er hat mehrere Methoden:
1.) Er kauft einen alten Wohnwagen, päppelt das Teil auf und verkauft ihn anschließend für hohe Preise auf Ebay
2.) Er hilft irgendwo als Metzger, Schreiner, Schuster, Schaffner, Mechaniker, Jäger, Sammler, Baumfäller oder Touristenführer aus. Und letzteres macht er echt gut, der kennt jeden Winkel von Australien wie es scheint.
3.) Er hat sich ein paar Schafe von einer benachbarten Wiese geklaut und sie im Wald angebunden. Anschließend hat er bloß gewartet bis den Wolleproppen ein Fell über die Ohren gewachsen ist, das er dann geschoren und weiterverkauft hat. Das mache er allerdings nur im Notfall. Für den absoluten Notfall weiß er sogar wie man ein Schaf ausnimmt.

Ben hat uns gefragt, ob er noch ein paar Kilometer mit uns reisen kann. Marius und ich sind zwar total misstrauisch, aber, warum nicht. Er kennt sich ja hier aus. Außerdem habe ich ihn gestern mal nach Namen und Adresse gefragt und heute um einen Lichtbildausweis gebeten, alles stimmte überrein. Wir glauben nicht, dass er uns etwas klauen will, wenn er dies gewollt hätte, hätte er es längst getan. Wir haben ihn schon mit 50$ einkaufen geschickt, er kam brav mit Wechselgeld, Einkäufen und Kassenbeleg zurück. Beim Aufräumen hat er Mariuss MP3 Player gefunden und ihn ebenfalls brav ausgehändigt. Solang er nicht vorhat uns komplett auszunehmen sollte eigentlich keine Gefahr mehr bestehen.
Wir nehmen ihn also mit. Als erstes läd er uns zum Frühstück in „seine Wohnung“ ein. Die Bude ist komplett leer geräumt, ein Herd und eine Matratze sind seine einzigen Besitztümer bzw. die vom Vorbesitzer. Er erklärt, dass die Stadtwerke vergessen hätten den Strom abzustellen und dass die Gasflaschen mehr oder weniger leer seien, das Haus werde bald abgerissen.
Nachdem wir ordentlich gefrühstückt haben geht es wieder nach Margaret River, er möchte uns einen Campingplatz zeigen auf dem man umsonst Campen darf. Echt ein sehr schönes Plätzchen, wunderschön gelegen, jeder Platz hat eine eigene Feuerstelle und Wassertanks sowieso Bbq-Plätze gibt es auch. Wir bleiben! Wielange? Länger. Eigentlich kostet eine Übernachtung 7$, unser Ben kennt allerdings den Besitzer, der gerade übrigens nicht da ist. Er sagt, dass wir aber nicht zahlen brauchen, wenn wir Lust haben, könnten wir ihm ein paar Bier vor die Tür stellen, dann sei der Kerl schon glücklich. Der Park ist in einem Nationalpark, d.h. dieser Abschnitt der Natur wurde seit sehr langer Zeit nicht mehr wirklich berührt. Finanziert und gereinigt wird der Park vom Government, der Besitzer bekommt lediglich 200$ pro Woche dafür, dass er ab und zu mal prüft ob der Park in Ordnung ist. Vor der Rezeption hängt ein Schild, dass man sich selbst registrieren soll und das Geld, wie viel auch immer, soll man einfach in den Briefkasten stecken.
Tagsüber möchte er uns Busselton zeigen, auch eine sehr schöne Stadt. Es gibt einen Steg, der zwei Kilometer ins Meer führt und so kann man sich da Wasser auch von da anschauen. Die Stadt ist sehr schön hergerichtet, wir beschließen uns noch mal ‚n kleines Goonchen zu gönnen um zu prüfen ob unser Rucksacktourist auch was verträgt. Er spendiert noch eine Flasche Rotweingemischtmitwhatever und beschließt, es könne losgehen. Marius und ich finden den Kerl immer noch merkwürdig, er läuft einfach in jeden Laden rein und fragt nach Arbeit, und das Barfuß. Er kauft noch jede Menge Grillfleisch und beschließt, dass wir grillen. Coole Idee, aber wir der grillt, das hat man hier auch noch nicht gesehen. Unglaublich, mit den Mitteln die wir haben würden Marius und ich wahrscheinlich noch nicht mal ‚n vernünftiges Feuer hinbekommen, der Kerl mariniert sämtliche Sachen, kocht Braten mit Hilfe von lediglich Fleisch, Alufolie, Öl und drei Gewürzen. Er grillt uns Currygeschnetzeltes und belegt uns Sandwiches. Ey, Hallo? Der belegt uns Sandwiches! Auf einem Grillabend. Marius fragt ihn, ob er ihn „Mama“ rufen darf. Er bejaht, ich bleibe vorerst bei Ben. Nachdem er dann angefangen hat uns Cocktails zu mischen mit irgendwelchen Getränken, von denen Marius und ich noch nie etwas gehört haben war es echt vorbei. Marius nimmt ihn herzlich ihn den Arm, zieht ihn schließlich an seinem Arm zu mir und fragt ob wir ihn behalten könnten. Hmm, eigentlich spricht so direkt nichts dagegen. Er kennt sich aus, weiß wie man Arbeit bekommt, kann gut kochen, ist ‚n taffer Naturbursche der wahrscheinlich sogar in einer Wüste ein paar Jahre leben würde wenn er müsste und wirklich arm scheint er auch nicht zu sein. Er behauptet, dass es in Adelaide viel mehr Arbeit geben würde, das ist allerdings 2000Km von hier. Ben ist letztens von Darwin nach Perth getrampt, das sind mal eben 4000Kilometer. Hat ca. vier Wochen gedauert.
Da er uns nicht belästigen will beschließt er sein eigenes Zelt aufzubauen, das nur aus zwei Planen, zwei Stangen und ein paar Schnüren besteht. Mein Zelt mit diesen Mitteln würde dann ungefähr so aussehen

P l a n e
Steffen mit Schnüren als Kissen
P l a n e
B o d e n

Also ich zwischen zwei Planen mit Schnüren als Kissen, Ben jedoch kram noch schnell einen Schlafsack aus seinem Turnbeutel und zimmert sein Zelt in zwei Minuten hoch, das verblüffenederweise steht wie eine Eins, und das im Dunkeln ohne Licht.
Wir beschließen ihn vorerst zu behalten, wie wir es aus Ironie nennen.
Am Abend stellt er unter Beweis, dass er gerne Mal auf seinen Wanderungen für ein Säckchen Goon zu begeistern ist, geht aber vor Marius und mir in seine Mulde.

15.9.2012

Ich werde als erstes wach und kann den ganzen Krempel immer noch nicht glauben. Er macht uns Sandwiches. Er kocht wie ne Tv-Mama. Er ist der größte Draufgänger überhaupt, er hat mir gestern Fotos von seinem zweijährigen Sohn gezeigt. Der kümmert sich um alles für uns, wirklich alles. Der weiß alles. Langsam glaube ich, dass der Kerl bloß eine Illusion ist, dass Marius uns die ganze Zeit nur eingebildet haben, dass uns einer hilft und in Wirklichkeit sind Marius und ich einfach irgendwie auf einmal total schlau. So einen Typen kann es doch gar nicht geben!
Während Marius sich noch im Tiefschlaf befindet und ich versuche dem Braten namens Ben Glauben zu schenken steht dieser bereits auf um Kaffee zu kochen, den er uns wie selbstverständlich ans Bett bringt. Dafür hat er lediglich ein kleines Feuer gemacht und darauf Wasser erhitzt. Instantkaffee macht’s möglich! Zum Frühstück gibt es wieder Sandwiches, richtig lecker! Tagsüber versuchen wir einen Job zu finden in Margaret River, wie er vorhergesagt hat, wird das schwieriger als erhofft, die Weinfarmen haben für die nächsten vier Wochen keinen Job mehr. Wir versuchen es auch an mehreren Baustellen, keine Chance.
Unser Arbeiterbuch, das wir haben bestätigt, dass es in Richtung Adelaide tatsächlich höhere Chancen auf ein gutes Jobangebot gibt.

17.9.2012

Gestern haben wir nichts besonderes gemacht, Ben hat uns noch ein bisschen rumgeführt und traumhafte Strände gezeigt, ansonsten haben wir eigentlich nur den Tag über gefaulenzt und ‚ne ruhige Kugel geschoben. Ben hat natürlich wieder drei Mahlzeiten zubereitet, schon wieder Sandwiches. Also so langsam könnte er seiner Kunst mal ein bisschen mehr freien Lauf lassen! Jeden Tag Sandwiches.. Und der Kaffee kommt auch immer früher. Unseren Humor haben Marius und ich immer noch nicht verloren, ich frage mich auch ernsthaft warum. Na ja, zum Glück spricht Ben kein Deutsch und kann unsere ironsichen Sprüche à la „kein Kaffee vor neun“ oder „du weißt doch genau, dass ich mein Brot alphabetisch belegt haben möchte: Toast, Ketchup Braten, , nicht Toast, , Braten, Ketchup!!!“ nicht verstehen. Sonst wäre er sicherlich angefressen, aber wir meinen das ja nicht ernst.
Mittags, gleich nach dem Mittagessen, ruft er seine Tante an und macht uns einen Job in Morgan bei Adelaide klar. Das sind zwar knapp 3000 Km, er will das Spritgeld mit uns teilen, sprich ca. 300$ pro Partei. Klingt echt verlockend, wir finden hier echt schwierig Arbeit, haben einen kochenden Superheld dabei und werden unterm Strich sogar noch dafür bezahlt. Wir sagen ihm, dass wir noch eine Nacht drüber schlafen wollen und uns dann entscheiden wollen.
Zum Abendessen kocht Ben wieder Braten, dieses Mal mit Terriyaki-Kartoffeln und eingelegten Gemüse, Yeah!

18.9.2012

Marius und ich beschließen mit Ben zu reisen. Er kennt sich aus, weiß wo es am schönsten ist, teilt das Spritgeld mit uns, kocht, wäscht ab, organisiert uns einen Job, was will man mehr. Bevor wir abreisen will Ben noch schnell bei seiner Cousine vorbei. Seine Cousine trägt recht gelassen den Pennerlook und sieht irgendwie total drauf aus. Nach dem Händeschütteln geht’s für Marius und mich sofort zum Hände waschen! Sie sieht echt fertig aus, sie gibt ihm irgendwas und wir reisen los. Nach ca. zwei Stunden kramt Ben einen Johnny Walker aus seinem Ranzen und ruft cheers! Marius und ich wollen jedoch fahrtüchtig bleiben und verzichten, Ben scheint echt in Urlaubsstimmung zu sein. Er gönnt sich ordentlich was aus dem Johnny Walker und ist seit dem wie verwandelt: Er schnauzt uns nur noch an, meckert die ganze Zeit, will selber fahren weil er meint, dass wir zu langsam seien, jede Tankpause wird als Sinnlos erachtet.. Er kann nicht verstehen, warum wir nicht trinken UND fahren wollen. Er erklärt, sein Vater mache das so, seine Mutter, seine Schwester, einfach jeder in seinem Umkreis. Echt komisch auf einmal dieser Typ.
Wir halten in Albany an und machen eine Pause. Wir gehen in ein Geschäft und Marius und ich finden zwei Sonnenbrillen schön, allerdings kaufen wir sie nicht, da sie uns zu teuer waren. Draußen vor dem Geschäft händigt Ben uns auf einmal die Sonnenbrillen aus. Er hat sie geklaut. Wir sagen ihm, er solle sie zurück bringen, er sagt, dass wir sie entweder behalten können oder er schmeißt sie zerbrochen in den Müll. Da die Sonnenbrillen echt schön waren und Marius und ich echt keine Lust hatten irgendwo mit reingezogen zu werden beschließen wir, die Brillen zu behalten.
Die weitere Fahrt ist Ben weiterhin schrecklich mürrisch und unerträglich. Er schnauzt Marius an, dass er gefälligst besser Englisch reden soll und gibt mir die Schuld für zu hohen Spritverbrauch. Wir beschließen gegen ein Uhr nachts auf einem Rastplatz zu schlafen, wir wollten eigentlich 100km bis nach Esperance weiterfahren und da übernachten, da wir jedoch recht wenig Sprit im Tank haben und die Tankstellen alle geschlossen sind beschließen Marius und ich zu rasten. Ben ist eh schon eingeschlafen. Beim Anhalten wacht Ben auf und ärgert sich, dass wir nicht weiterfahren. Er will weiterfahren erklärt er und genehmigt sich einen großen Schluck aus der mittlerweile ¾ geleerten Johnny Walker Flasche. Wir sagen ihm, er soll nu gefälligst die Füße still halten und den Mund zu machen, er schläft ein. Marius und ich trinken noch etwas vom Johnny Walker und lassen und die ganze Chose durch den Kopf gehen.
Wer ist dieser Kerl? Warum war er die ganze Zeit so unglaublich freundlich und zuvorkommend? Wieso kocht er uns Kaffee oder klaut uns Sonnenbrillen? Seit dem er bei seiner Cousine war verströmt er einen unglaublich starken und penetranten Parfümgeruch, außerdem bewacht er seit dem seine komische schwarze Tasche wie seinen Augapfel. Er schläft sogar darauf. Warum hat er auf einmal diese unglaubliche Hektik? Wenn wir genauer nachdenken fällt uns auf, dass er seit Tag eins, wo wir ihn kennengelernt haben, versucht hat sich an uns zu binden und uns zum Reisen zu überreden. Seit dem wir an ihn gebunden sind, wir mit ihm gereist sind, ist er ein völlig anderer Mensch.
Plötzlch wird und einiges klar: mit dem stimmt was nicht. Vielleicht schmuggelt er was oder wie auch immer, irgendwas stimmt mit dem Jungen nicht. Wir beschließen ihn wieder abzugeben.

19.9.2012

Wir haben beide fast gar nicht geschlafen, Ben hat auf der Rückbank im Schlaf wie verrückt rumgetobt. Wir tanken und brechen nach Esperance auf. Ben ist wieder bester Dinge und sagt er wolle fahren. Kann er voll vergessen.
In Esperance sagen wir ihm, dass wir schwer keine Lust mehr haben mit ihm zu reisen, da er irgendwie uns zu schräg ist. Er entschuldigt sich und unser Verlangen, dass er sich verp**st trifft auf Unverständnis. Wir erklären es ihm drei Mal und dann scheint er es verstanden zu haben. Er fragt uns, ob wir ihn noch 80Km bis nach Norseman fahren können, da er sonst nirgendwo mehr hinkäme und echt ein großes Problem habe. Wir beschließen, ihn mitzunehmen, da wir sowieso in diese Richtung müssen. Die folgenden 80Km waren die längsten 200Km meines Lebens. Er versucht sich einzuschleimen und alles. Er schenkt Marius seine Uhr und mir seine Lederjacke. Wir erklären ihm, dass wir den ganzen Kram gar nicht haben wollen und dass er einfach nur verschwinden soll, er beschließt Mittagessen zu kochen.
Wir fahren mit ihm zur nächsten Tanke und schmeißen ihn mehr oder weniger raus. Für den Fall, dass er in Ordnung ist, und Marius und ich bloß falsche Vorstellung hatten, haben wir ihm 70$ gegeben, damit er nicht völlig kaputt geht. Außerdem hab ich ihm meine Flip Flops gegeben, da er keine Schuhe mit hatte.

Was mit dem Typen nicht gestimmt hat wissen wir nicht. Vielleicht war er ja auch in Ordnung, wir wissen es nicht. Das mir dem Klauen scheint er öfters zu machen, immer wenn er uns etwas mitgebracht hat, hatte er nie einen Bon oder eine Tragetasche dabei. Generell haben wir auch nie Geld bei ihm gesehen.

Sonntag, 9. September 2012

Vom Camper zum..Camper

4.9.2012

Nach unglaublichen sechs Stunden warten auf den Trailer bekommen wir diesen nun endlich zurück. Ein paar kleine Sachen müssen geändert werden, nicht viel. Das Teil braucht nur eine VIN Nummer. Und neue Reifen, wiegen lassen sollen wir ihn auch. Wo bekommt man die VIN Nummer? Der Tüv sagt im Shire Office. Die Frauen aus dem Shire Office, (die ich mittlerweile traurigerweise alle kenne), behaupten der Tüv sei dafür zuständig. Sie wollen mir allerdings trotzdem helfen und lassen mich ein Online Formular ausfüllen. Da steht zwar irgendwas von self-made Trailer, aber ich denke mal die wissen schon was zu tun ist. Ich soll trotzdem noch mal zum Tüv zurück. Der Tüv Frau fällt es wie Schuppen aus den Augen: sie kann die Vin Nummer doch beantragen, wusste sie bis gerade auch noch nicht. Sie ist so freundlich dies auch zu tun. (Was hab ich eben im Shire Office ausgefüllt?)
Es regnet nach wie vor den ganzen Tag über. Anwohner erklären mir, dass sie so einen starken Regen selbst noch nicht erlebt hätten in diesen Breiten. Aber sie wüssten wo es schöner sei. Toll. Marius bleibt optimistisch und erklärt, solange es nicht regnet ist unser Zelt sogar wasserdicht =) .
Wir haben uns gefrustet einen kleinen Ofen für unsere klappbare zwei Zimmer Wohnung gekauft. Das war die beste Entscheidung die wir bis jetzt hatten, das Teil heizt super! Wir müssen halt nur immer die Tür vom Zelt zuhalten sonst zieht die warme Luft raus. Aber innen lässt es sich jetzt super im T-Shirt leben


5.9.2012

„wääh, mach das Teil aus!!“


Marius ist in der Nacht kalt geworden, ich wache auf und hab das Gefühl, dass ich über Nacht in eine große Sandwüste gereist bin. Und in dieser Wüste ist grad Mittag. Es war echt so warm in unserer Bude, meine ersten Schritte gingen zur Tür, Luft suchen.
Es regnet. „Gähn“, verschlafen brechen wir gegen Mittag in die Stadt auf und beschließen mal beim Goverment anzurufen wegen meiner Tax File Nummer. Die Warteschlange ist riesig, ich darf mir drei Mal in Folge Beethovens beste Werke als monotonen Klingelton anhören. Das Ergebnis ist, ich soll mich noch etwas gedulden. Außerdem habe ich eine Mail von einer mit unbekannten Firma bekommen. Sie gratulieren dem Unternehmen Steffen Hager und bedanken sich. Außerdem ist da eine Liste von VIN Nummern, die sie mir freihalten für meine Trailer. Aaah, da hab ich mich gestern eingetragen im shire Office. Die glauben doch jetzt tatsächlich ich hätte eine eigene Firma gegründet und bräuchte nun für meine eigenen Trailer die Vin Nummern.
Anschließend habe noch schnell eine Autoversicherung abgeschlossen, siehe da, meine Kreditkarte funktioniert nach vier Wochen nun endlich.


6.9.2012

Das Wetter ist mittelmäßig, warm genug um den Ofen mal eine Zeit lang auszulassen. Das Wetter wird immer besser, so beschließen wir in die Touristenstadt Dunsborough aufzubrechen. Dunsborough ist ca. 40Km von hier entfernt und berühmt für Wein. Ich glaube 1991 hat Dunsborough mal einen Tourismussonswasaward gewonnen, außerdem gibt es da einen Strand. Der Strand ist wunderbar, das Meer ist wie gemalt und die Sonne scheint sogar tatsächlich. Die Innenstadt ist nicht besonders, wir kaufen ‚ne Kleinigkeit ein und fahren wieder heim.

7.9.2012

Das Wetter ist prächtig und Marius und ich beschließen ‚ne kleine Wanderung zu machen, Gegend auskundschaften. Die Gegend ist spitze, schöne Wälder und das Meer ist auch nicht weit weg. Die Straßengräben sind auch echt krass. Es gibt Schilder die auf Wildwechsel aufmerksam machen, kennt man ja auch aus Deutschland. Hier liegt alle 30 Meter irgendein überfahrenes Känguru oder sonstige Skelette im Straßengraben. Nach ca. 45 min latschen kommen wir einer Sandstraße vorbei und beschließen da mal lang zu wandern. Scheint zwar Privat zu sein, aber das stört uns nicht. Nach weiteren 20 Minuten kommen wir dann an eine große Villa und zum Meer. Das Meer ist traumhaft schön auch wenn der Strand durch eine Steinlandschaft ersetzt wird. Schwimmen kann man hier allerdings nicht, starke Wellen stellen eine Gefahr wegen den Felsen dar.

Abends kommen wir nach Hause und während wir kochen macht einer der Australier ein Lagerfeuer und kramt ‚ne Gitarre aus seinem Turnbeutel. Wir freunden uns mit ihm an und begießen die gute Musik mit einem Vino.

8.9.2012

Dass Vino so einen Schädel macht kann auch keiner Ahnen. Naja, immerhin war der Abend geil. Wir beschließen den Tag erst mal ruhig angehen zu lassen. Marius kramt jede Menge Kram aus dem Trailer, den wir bis jetzt noch gar nicht angefasst haben. Das Vorzelt zum Beispiel haben wir noch nie aufgebaut da es bis jetzt immer geregnet hat oder wir außer Haus bzw. Zelt waren. Das Vorzelt hat ein auch ein Vordach und ist spitze. Nur nicht so richtig hoch. Wahrscheinlich für Leute mit Rückenproblemen oder welche, die gerne Rückenprobleme haben wollen. Wir kramen noch ein bisschen im Kram rum und sortieren alles nach Form, Farbe und Funktion. Wir haben echt mehr Kram als gedacht, auch Kram über dessen Funktion Marius und ich uns noch nicht einig geworden sind.
„Ist das ein Toaster oder eine Pfanne?“
„Hmm, keine Ahnung, mach’s mal sauber, schau welche Farbe es dann hat und pack’s zu dem komischen Melkschemel da!“
Die Nachbarn müssen uns auch für verrückt halten. Wir leben jetzt seit zehn Tagen auf dem Campingplatz und mauern uns heute erst so’n Vorzelt an die Bude. Morgen müssen wir das alles wieder abbauen da wir am Montag morgens früh einen Termin beim Tüv haben. Hoffentlich bekommen wir den Trailer durch den Tüv. Aber das sollte eigentlich kein Problem sein, wir sind dieses mal direkt zu dem Tüv unseres Vertrauens gefahren, der hat sich den angeschaut und kann alle Mängel auch selbst beheben.

Abends beschließen wir das Nachtleben der Innenstadt mal unter die Lupe zu nehmen. Wir fahren los, beim Ausparken gibt unser Auto echt merkwürdige Geräusche von sich. Scheint an der Lenkung zu liegen bzw. genauer gesagt an der Servo. Da es nur die Servo ist, beschließen wir weiterzufahren, wir wollten ja schließlich etwas unter die Lupe nehmen. Eine Lupe braucht man auch um dieses besagte Leben zu finden. Hier ist echt nichts los. Zwei Kneipen wo sich ein paar Leute die Füße platt stehen und weit und breit kein Auto. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Polizei hier wie verrückt Streife fährt. Wir bekommen in den 15 Minuten in denen wir draußen sind vier mal mit, dass die Polizei irgendwen anhält und nach dem Rechten schaut. Auch wir werden gefragt ob sie uns etwas bringen dürfen. Komische Jungs, aber sehr hilfsbereit.

9.9.2012

Wir stehen früh auf, da wir uns auf Skype mit den Jungs aus der Heimat verabredet haben. Diese sind gerade dabei ‚ne schöne Party zu feiern und freuen sich über günstige Bierpreise. Danke Jungs, schön von euch zu hören. Als nächstes beschließen wir mal nach Cowaramup zu fahren. Auch hier ist echt nicht viel los, echt merkwürdig alles hier. Der Alkoholladen macht Sonntags um zehn Uhr auf, die Tanke bleibt geschlossen. Außerdem hat noch ein Süßigkeitenladen offen, eine Bäckerei, ein Klamottenladen und eine Post. Bei uns nennt man dieses Dorf Tanke und es hat 24 Stunden offen! Da wir tatsächlich tanken müssen, beschließen wir wieder zurück ins alt bewährte Magaret River zu fahren, hier kennen wir wenigstens alles schon und werden nicht von einer geschlossenen Tanke oder so überrascht.
Die Tanke hat wie erwartet offen und wir gönnen uns noch eine Flasche Wasser für 6$, was für ein Schnäppchen! Wir beschließen, den Wald mal auszukundschaften, Zeit ist nämlich wie immer das Einzige, was wir im Übermaß haben. Offenbar ist es hier gang und gäbe seinen Müll im Wald abzuladen. Wir finden hier jede Menge Autowracks und sonstigen Müll.
Den Nachmittag verbringen wir damit, unser Vorzelt wieder in seine Bestandsteile zu zerlegen und auch den restlichen Kram wieder zu verkramen.

10.9.2012

Bzzm, schon wieder früh aufstehen?! Puh, wir haben um neun Uhr einen Termin beim Tüv. Dass das alles auch so Frühaufsteher sein müssen. 19 Uhr hätte doch gereicht. Wir schaffen das unglaublicherweise Problemlos. Ist eigentlich schon komisch. Wir haben einen Trailer und ein Auto, das Auto kann man sich problemlos in zwei Minuten zu einem recht bequemen Doppelbett umklappen, also nicht das Auto sondern die Sitze vom Auto, und im Trailer ist auch eine Doppelmatratze. Ich bin im Moment dran mit dem Autoschlafplatz. Echt komisch, man steht auf, krabbelt aus’m Auto und klappt sein Bett zu Sitzen um bevor man aufgestanden ist. Da macht man echt schon ein komisches Gesicht, man steht auf, faltet ein bisschen rum und auf einmal sitzt man in der dritten Reihe von einem großen Auto und fragt sich wie man dahin gekommen ist. Auch Marius wirkt irritiert, nachdem wir sein Reich zusammengefaltet haben und an mein Bett gehängt haben. Wer macht so was schon? Morgens aufstehen, Haus zusammen falten und mit zu Arbeit nehmen? Und das vor dem ersten Kaffee.
Der Tüv schnappt sich den Trailer und wir statten Sam, unserem Mechaniker unseres Vertrauens, einen Besuch ab. Wir fahren auf den Hof, er ist schon da und hört direkt dass unsere Servo Luft bekommen hat. Ich weise ihn noch darauf hin, dass das Leck, das wir letztens durch den Tüv geschmuggelt haben, stärker geworden ist. Es ist so stark, dass wir in den letzten Tagen täglich Öl nachfüllen durften. Nach kurzer Diagnose seinerseits beschließt er, dass wir eine neue Servo bräuchten. Kostenpunkt um die 1000 $. Na toll, wer auch immer uns hier einen Streich spielen will, er hat gewonnen! Erst bekommen wir das Auto nicht angemeldet und dann, wo wir gerade dabei sind, den Trailer anzumelden können wir wieder beim Auto anfangen! Was soll’n das’n?
Immerhin bekommen wir heute mit ein bisschen Glück den Trailer angemeldet. Das Auto funktioniert ja, ist halt nur etwas lauter und die Servo ist total unzuverlässig. Ich hoffe, dass wir es schaffen, in den nächsten Tagen eine Servo zu organisieren. Wir waren heute schon auf einem Schrottplatz und morgen besuchen wir noch ein paar andere Plätze. Eine neue Servo wäre weitaus teuerer.

Montag, 3. September 2012

Vom Farmer zum Camper

My Blog, my Blog, not flowerpot his Blog!

27.8.2012

Der lazy-Sunday gestern war klasse, heute ruft die Arbeit wieder. Nicole schickt uns heute mit einem Pick Up auf eine benachbarte Wiese um Steine zu sammeln, die im Sommer den Mähvorgang ungewollt verkürzen könnten. Viel ist da nicht zu tun, wir cruisen ein bisschen rum und finden ab und zu mal ‚n Stein, macht aber trotzdem Spaß. Außerdem finden wir fragwürdig geschweißte Gerüste auf der Wiese, einen Totenschädel von einem Känguru o.Ä., Fluffi, den Hund, der sich gleich wieder auf dem Pick Up postiert und noch viele andere schöne Dinge.

Nach getaner Arbeit waschen wir unser Auto und schrauben noch etwas am Anschnallgurt rum.

28.8.2012

Heute mussten wir wieder früh raus, der Mechaniker macht die finale Inspektion. Diesmal fallen wir nicht auf den 8:00 Uhr Trick rein! Pünktlich um neun stehen wir auf der Matte und siehe da, er kommt auch gerade an. Sein Lehrling ist schon vor ihm da und macht die Garage sauber. Er sagt wir sollen gegen 14:00 Uhr wiederkommen um das Auto abzuholen. Wir vertreiben uns derweil die Zeit mit Kaffee trinken und statten unserer Bank einen Besuch ab. Wir haben am 17.8. ein Bankkonto beantragt, es sollte maximal fünf Werktage dauern bis die Karte angekommen und funktionsbereit sei.

..

Na ja, Zeit ist ja ein Glück das Einzige, das Marius und ich hier tatsächlich im Übermaß haben. Warum die Karte nicht da ist bzw. wer sie so gut versteckt hat, weiß die Bankangestellte nicht, aber sie kümmert sich darum.
Kurze Zeit später bekommen wir auch schon einen Anruf von unserem gut gelaunten Mechaniker, er hätte das Auto parat und wir sollten mal rumkommen. Es gab zwei Dinge die er nicht reparieren konnte,: 1.) den Auspuff, der Tüv fand den Sportauspuff offenbar zu laut und 2.) gab es noch anderes Ersatzteil, das ein Ölleck hatte. Er gibt und ein Spray mit, das wir am Abend schön dick auf die zu bemängelnde Stelle auftragen sollten und am Folgetag in der Früh mit Wasser abspritzen sollten. Er hilft uns also den Tüv ein bisschen auszutricksen, das Ersatzteil hätte über 1000$ gekostet und deswegen sei es günstiger ‚n paar Schlücke Öl mehr nachzugießen und ab und zu mal sauberzumachen. Das Leck schadet nicht, weder sich selbst noch anderen Teilen in diesem Berreich. Außerdem findet auch er unseren Motorsound bärenstark und meint, wenn wir den Tüv wechseln, gäb’s keine Probleme. Den Tüv hatten wir eh schon gewechselt.

Am Abend schauen wir noch ein paar Filme und gehen früh schlafen.

29.8.2012

Früh schlafen gehen lohnt sich, heute haben wir einen Termin mit Tüv II. Der Tüv heißt Mary und ist bester Dinge. Er beschlagnahmt unser Auto für zwei Stunden in denen Marius und ich betteln und beten dass alles in Ordnung ist und schließlich drückt er uns die Schlüssel in die Hand und erklärt, dass alles in Ordnung sei. Unfassbar! Auch er fand unseren Sound anscheinend super. Wir fahren wieder zum Shire Office um den ganzen Krempel mit dem Auto und den Straßen offiziell zu machen. Die Anmeldung funktioniert problemlos, das feiern wir großzügig mit ‚ner großen Cola! Jetzt darf Marius auch endlich mal fahren, die 48- Stunden Fahrberechtigungen waren bis jetzt nur auf mich zugelassen. Marius bestätigt, dass wir beide etwas Angst hatten. Linksverkehr ist echt merkwürdig. Wer denkt sich so was aus? Der linke ist der rechte Weg? Da stimmt doch was nicht, wer konnte da das mit dem Daumen rechts und der Hand links und so nicht?
Na ja, wir haben trotzdem zwei Sachen geschafft, Auto durch den Tüv schmuggeln und anmelden. Da wir gerade schon mal so’n Lauf haben beschließen wir den Trailer gleich mit anzumelden. Dafür braucht man wieder die Vehicle Identification Number (VIN). Dann bekommt wieder man eine 48- Stunden Fahrerlaubnis und dann bringt man den Karren zum Tüv und dann quengelt der dann wieder rum und dann bringt man den Trailer zum Mechaniker und dann *BLAAH*, HALT! STOP!, den Quark kenn ich doch schon! Das Gleiche wie beim Auto! Aber diesmal wissen wir wenigstens zu welchem Tüv wir müssen und unser Mechaniker ist sowieso weiterzuempfehlen.

Die besagte VIN zu finden war nicht einfach. Ich hab jeden erdenklichen Winkel des Trailers abgesucht und schließlich mir den Laptop zur Hilfe genommen. Das Internet rät mir jeden erdenklichen Winkel des Trailers abzusuchen. Na Danke! Nach weiteren Recherchen stelle ich fest, dass die VIN 1981 eingeführt wurde, unser Trailer ist von 1979. Kann ja keiner Ahnen. Wir bekommen auch so eine 48- Stunden Erlaubnis und machen auch gleich einen Termin mit dem Tüv.

Während wir am kochen sind klopfen Nicoles Kinder (8, 11) an der Tür und erklären aufgeregt sie wollten uns was zeigen. Deutsche Kinder hätten uns jetzt wahrscheinlich den Vollmond gezeigt oder einen neuen Rekord auf der Playstation. Sie haben irgendwelche Chemikalien zusammen gemischt, den Kram mit einer Zündschnur versehen und winken mit einer selbstgebauten Silvesterrakete. Echt hart, ist ja nicht gefährlich oder so? Das Teil explodiert und alle bleiben verschont.

Wir beschließen außerdem unter die Camper zu gehen. Hier gibt’s jede Menge Campingplätze und wir wollen uns eingewöhnen, deswegen ziehen wir morgen mit Kind& Kegel auf einen Campingplatz in Magaret River. Da haben wir wahrscheinlich unseren ersten Job! Weinflaschen abfüllen. Nachtschicht… bzzzzzz
Heute Abend essen wir Hamburger mit Bratkartoffeln, yummi!

30.8.2012

Letzter Tag auf der Farm. Wir gönnen und noch mal ausschlafen und packen anschließend unser Auto. Gar nicht mal so einfach wie gedacht, drei große Kisten auf dem Dach plus zweites Ersatzrad, so viele Sachen im Kofferraum, das alles zu verstauen war nicht einfach. Ein Glück konnte ich Marius durch lautes Summen der Tetrismelodie stets motivieren Platz sparend zu packen. Gegen 15 Uhr sind wir fertig und beschließen einen Campingplatz aufzusuchen. Der erste Campingplatz den wir anfahren erinnert mehr an ein Senieronenheim, nur graue Menschen und die Frau aus der Rezeption ist auch sehr unfreundlich. Ein Glück war die Residenz ausgebucht.
Der zweite Campingplatz den wir anfahren ist etwas abgelegener. Hier sind sehr wenig Leute, die paar die hier sind scheinen sich zu kennen und sie sind alle sehr freundlich. In der Gemeinschaftsküche werde ich gefragt ob ich zu den neu Angereisten gehöre.
Wir bauen alles auf und gönnen uns zur Feier des Tages noch mal einen Goon, diesmal die rote Box, vorher hatten wir immer den Grünen. Dieser schmeckt wie ein schlechter Rotwein gemischt mit einer großzügigen Menge Zitronensaft und Großmutters alten Socken. Gemischt mit Cola aber verblüffender Weise lecker. Der Sockengeschmack ist wie weggeblasen und die Zitrone gibt der Cola eine feine Note. Das Weingemisch wird von der Cola gut überdeckt, kein kulinarisches Highlight aber besser als das mit den Socken.
Plötzlich kommen zwei Kängurus um die Ecke gehüpft und gesellen sich zu uns. Echt gesellig, diese falschen Hasen. Die Kängurus bleiben etwa 30 Minuten bei uns und suchen dann hüpfend das Weite. Viel mehr als das Weite werden die hier auch nicht finden.

31.8.2012

Erste Nacht im Trailer! Wir werden von einer starken Regenschauer geweckt. Marius fühlt die Decke ab, ich frage ob sie dicht ist, er verneint. Wir schauen auf den Tisch und stellen fest, dass es an mehreren Stellen tropft.
Marius nimmt das Ganze wie immer mit Humor, verteilt Töpfe unter die tropfenden Stellen, geht Raus und kommt kurze Zeit später mit zwei Taucheranzügen und zwei Rettungsringen zurück und behauptet, wir seien perfekt bewaffnet.


Marius ist bester Dinge



Ich kann das Ganze mal wieder nicht glauben während Marius bereits dabei ist unseren Laden Hochseetauglich zu machen indem er eine Plane mit vier Schnüren bewaffnet um diese über unser Zelt zu hängen. Wir bauen unser Provisorium auf und verziehen uns erstmal in die nächste Stadt.
Hier gehen wir Frühstücken und surfen etwas im Internet, siehe da, meine Debitkarte ist angekommen, meine Bankkarte. Das Wetter hat sich mittlerweile gelichtet und die Sonne kommt raus, wir fahren zurück zum Zelt um dieses endgültig abzudichten. Marius fragt mich lachend, ob er meine Gummistiefel anziehen darf wenn er unser Zelt betritt, so schlimm ist es aber auch nicht. Wir spannen weitere Planen über unser Zelt und testen den Campingplatzeigenen Tennis- und Basketballplatz aus. Die Plätze sind super, Marius und ich nur unglaublich untalentiert. Das merkt auch der Nachbar, ein Australier, der uns ständig den Ball zurück über den Zaun werfen darf.
Ein sehr freundlicher und älterer Australier bemerkt meine Halskette, ein Plektron mit zwei Drumsticks (Danke Mutti) und fragt mich ob ich Lust hab ein bisschen Gitarre mit ihm zu spielen. Vielleicht morgen.
Wir überlegen uns, sobald der Trailer angemeldet ist brechen wir auf, grobe Richtung Broome einzuschlagen, über Geraldton bzw. Kalberri zu fahren. In Kalberri soll es echt sehr schön sein, tolle Strände und Campingplätze. Zuerst müssen wir aber den Trailer angemeldet bekommen. Wir haben dem Mechaniker schon vorgewarnt, dass wir ihn am Dienstag noch mal besuchen werden.
Einige Regenschauern beweisen, dass unser Trailer nun wirklich Hochseetauglich ist. Marius räumt beruhigt die Taucheranzügen wieder weg und wir beschließen bis es dunkel wird Basketball zu spielen. Hier wird es übrigens in der Regel so gegen 6 Uhr morgens hell und gegen 18:30 ca. geht die Sonne auch wieder unter. Winter halt.

1.9.2012

September, wir haben September! Heute vor vier Wochen sind wir losgereist. Langsam beginnt der Frühling hier. Das Wetter ist heute auch schon wieder besser, wir spielen Basketball und Tennis. Den Tag verbringen wir größtenteils draußen, ich mein, eine große Wahl haben wir ja eh nicht.

2.9.2012

Es ist Sonntag und das ist uns, wie die letzten Male auch schon, völlig Schnuppe. Das Wetter ist super und wir beschließen, da wir eh schon Sonntag haben, gleich mal einen Waschtag zu machen. Wie war das noch? Buntwäsche trennt man von schwarz, rot ist nicht grün und die weiße Wäsche kann sowieso auf 90° knallgas gewaschen werden? Aus der Anleitung werden wir beide nicht schlau, versuchen es einfach mal auf gut Glück.
Das Waschen hat Spaß gemacht obwohl ich der Meinung bin, dass meine Kleidung schon mal dunkler war.

3.9.2012

Den Waschtag hätten wir uns besser für heute aufgehoben. Es regnet den ganzen Tag, na doll. Morgen früh gegen 8h sollen wir beim Tüv sein um unseren Trailer durchchecken zu lassen. Wir schauen ein paar Filme, ich mein, was sollen wir auch groß machen? Meine Steuernummer ist noch nicht da, Marius seine ist bereits letzte Woche angekommen, ich hab meine vor Marius seiner beantragt. Da ich beide Steuernummern beantragt habe, ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass ich bei meiner etwas falsch gemacht habe, was ich bei Marius seiner anders gemacht hab. Weiterreisen können wir auch nicht, 1.) ist der Trailer noch nicht angemeldet und 2.) wird meine Steuernummer nach Magaret River geliefert, d.h. ich bin gezwungen hier zu bleiben und keine Arbeit zu finden.

4.9.2012

Wir haben 9h Morgens und der Trailer steht gerade beim Tüv. Marius und ich frühstücken in einer Bäckerrei. Hoffentlich geht dieses mal alles gut!