Samstag, 22. September 2012

Campen, reisen, Ben.

Ich habe schon länger nichts mehr Online gestellt, ist auch echt viel passiert in den letzten Tagen! Campen, Ben, reisen..

11.9.2012

Schon wieder früh aufstehen- Termin beim Mechaniker. Er begrüßt und mit einem lauten Rülpser und erklärt, dass er Red Bull lieber frühstückt als Kaffee. Wir riechen es. Eine Servo konnte er in der Umgebung nicht organisieren, aber er könne in Perth anrufen. Ich sag ihm, dass er das dann auch tun soll, er tut’s auch. Super, die Servo ist günstiger als gedacht, für schlappe 520 $ kann er das Teil organisieren. Er fragt, ob ich bereit bin, meinen Schlafplatz über Nacht in der Werkstatt zu lassen. Ich weise ihn auf der Bettzeug in den hinteren Reihen hin und er sieht ein, dass das etwas komplizierter werden könnte. Wir machen für morgen einen Termin.

Tagsüber melden wir erst mal den Trailer an. Ich war gefühlte 50 mal in dem Shire Office um mir irgendwelche blöden Papiere zu holen, die Angestellten kannten mittlerweile sogar meinen Namen. Auto ist angemeldet, Trailer auch, das war’s! Marius wirft seine Kappe vor dem Office und die Luft und fühlt sich wie nach einem Schulabschluss. Auch ich kann es kaum glauben, endlich.
Die Welt ist echt klein. Sehr klein. Wir haben in Sydney Leute aus Köln kennen gelernt, die wir hier tatsächlich wieder treffen. Allein schon die Tatsache, dass wir in Sydney Leute aus Dabringhausen getroffen haben ist unglaublich.
Meine Steuernummer ist immer noch nicht da, die Versicherung lässt auch mit ihrer Bestätitungsmail auf sich warten. Nachdem ich 26 Minuten in einer Warteschleife verbracht habe erfahre ich nichts Neues. Status ist bei beiden auf „ currently in progress“ gesetzt und sollte dementsprechend diese Woche ankommen.
Zurück am Campingplatz, wir beschließen das gleiche Angebot wie letztes mal zu nehmen, wenn man drei Tage bleibt geht der vierte aufs Haus. Tolles Angebot, da wir Zeit haben, beschließen wir, genau wie beim letzten Mal, sechs Nächte zu bleiben und so gleich zwei Gratisnächte abzustauben. Der mieß gelaunte Campingplatzbewacher berechnet mir sieben Nächte und behauptet, das sei richtig so. Ich war sowieso schon total genervt und spiel kurz mit dem Gedanken, ihn in die Sache mit dem Zahlenstrahl und dem „Finger an der Hand Abzählsystem“ einzuweihen. Schlussendlich entscheide ich mich dafür, ihn einfach nur zu fragen wieso das letztes Mal geklappt hat und dieses mal nicht. Er behauptet das könne alles nicht sein und lacht herzlich. Komischer Typ, ich sag, dass mir unter diesen Umständen vier Nächte durchaus reichen. Da hat’er ‚n langes Gesicht gemacht!

12.9.2012

Ich werd vom lauten Summen des Handys geweckt, das kann schon mal nichts gutes heißen. 1.), wer hat den blöden langen Klingelton für eine blöde Sms eingestellt und 2.) wer weckt mich um dies unchristliche Zeit? Nicole war’s, sie hat Post für mich! Juhu, da hat sich das frühe Aufstehen ja doch gelohnt! Wahrscheinlich ist’s eh nur ein Werbeblättchen, das ich in weiser Vorraussicht im Supermarkt beantragt hab, wir treffen uns trotzdem mit ihr. Tax File Number und der Krempel von der Versicherung sind da, das glaub ich mir grad selber nicht! Endlich, nach vier Wochen warten kommt diese blöde **’Ä“$)* Nummer an! Das feiern wir mit einem Bierchen im Pub, haben wir uns ja auch verdient. Blöde Warterei. Im besagten Pub lernen wir einen australischen Packpacker kennen, der seit zehn Jahten selbstständig und unabhängig durch Australien reist, er heißt Dion. Wir nennen ihn Ben. Echt ein schräger Vogel! Er wohnt in Margaret River. Finden wir komisch, als Backpacker ein eigens Haus mit Garten? Ist nur vorrübergehend, ist nicht sein Haus, das Haus sah leer aus und ein Fenster stand offen, das ist momentan seine Heimat. Er ist komplett ohne Auto drei Mal komplett rund um Australien gereist, als Anhalter. In Alice Springs war er auch schon mehrere Male.


14.9.2012

Wir stehen wieder früh auf, das war zwar nicht beabsichtigt, aber wenn die Sonne so toll scheint wacht man halt schon mal früher auf! Wir freuen uns, scheint ja endlich mal bergauf zu gehen hier mit uns, tolles Wetter lädt zum Spazierengehen ein und wir haben alles für Bouritos zum Abendessen vorbereitet, der Tag kann nur geil werden. Aber irgendwie hat der Trailer Seitenwind, schräglage. Ein Reifen ist platt. Hmm, waren die Reifen nicht das, was der Tüv vor ca. drei Tagen ausgetauscht hat? Jebb, Reklamation! Also doch nicht spazieren, erst mal in die Stadt den Tüv aufsuchen. Dieser ist bester Dinge und gibt uns einen neuen Reifen für Umsonst, korrekt.
In der Stadt treffen wir Ben, unseren Backpacker Freund wieder. Wir unterhalten uns und beschließen ein bisschen rumzufahren, er kennt sich gut hier in der Umgebung aus. Aus „ein bisschen rumfahren“ wird ein Tagestrip durch Wa, Western Australia. In Wa gibt es echt traumhaft schöne Landschaften, wir haben schöne Fotos gemacht. Der Typ kennt echt Straßen, Puh, mit jedem normalen Auto wären wir stecken geblieben. Das war echt mal was ganz neues, komplett Querfeldein irgendwelche steilen Wiesen hoch, Straßen hoch und runter, die in Deutschland vielleicht noch in irgendwelchen Wäldern existieren. Ohne Allrad wären wir echt aufgeschmissen. Abends organisiert er noch eine Flasche Johnny Walker und wir lassen den Abend ausklingen.

15.9.2012

Abreisetag, Ben ist pünktlich gegen neun Uhr parat und hilft uns unsere Sachen zu packen. So langsam wird uns der Junge unheimlich, wer hilft denn schon freiwillig einen blöden Trailer zusammen zu rollen oder irgendwelchen Müll einzusammeln? Ben! Der Typ hat’s echt raus, der weiß sogar wie man einen Trailer zusammenfaltet, ohne dass ein riesiges Knäuel entsteht. Der hat unseren Krempel so Platz sparend gepackt, dass wir auf einmal viel mehr Stauraum haben. Oder fehlt hier einfach nur die Hälfte und Ben ist kriminell? Wir sind auf jeden Fall sehr vorsichtig, der Beifahrer hat stets zwei Laptops, zwei Kameras und alles andere was Wert haben könnte im Fußraum, wenn wir ihn ein Stück mitnehmen.
Ben ist echt ein verrückter Typ. So etwas haben Marius und ich noch nie erlebt. Allein schon wie der sein Geld verdient ist unglaublich. Er hat mehrere Methoden:
1.) Er kauft einen alten Wohnwagen, päppelt das Teil auf und verkauft ihn anschließend für hohe Preise auf Ebay
2.) Er hilft irgendwo als Metzger, Schreiner, Schuster, Schaffner, Mechaniker, Jäger, Sammler, Baumfäller oder Touristenführer aus. Und letzteres macht er echt gut, der kennt jeden Winkel von Australien wie es scheint.
3.) Er hat sich ein paar Schafe von einer benachbarten Wiese geklaut und sie im Wald angebunden. Anschließend hat er bloß gewartet bis den Wolleproppen ein Fell über die Ohren gewachsen ist, das er dann geschoren und weiterverkauft hat. Das mache er allerdings nur im Notfall. Für den absoluten Notfall weiß er sogar wie man ein Schaf ausnimmt.

Ben hat uns gefragt, ob er noch ein paar Kilometer mit uns reisen kann. Marius und ich sind zwar total misstrauisch, aber, warum nicht. Er kennt sich ja hier aus. Außerdem habe ich ihn gestern mal nach Namen und Adresse gefragt und heute um einen Lichtbildausweis gebeten, alles stimmte überrein. Wir glauben nicht, dass er uns etwas klauen will, wenn er dies gewollt hätte, hätte er es längst getan. Wir haben ihn schon mit 50$ einkaufen geschickt, er kam brav mit Wechselgeld, Einkäufen und Kassenbeleg zurück. Beim Aufräumen hat er Mariuss MP3 Player gefunden und ihn ebenfalls brav ausgehändigt. Solang er nicht vorhat uns komplett auszunehmen sollte eigentlich keine Gefahr mehr bestehen.
Wir nehmen ihn also mit. Als erstes läd er uns zum Frühstück in „seine Wohnung“ ein. Die Bude ist komplett leer geräumt, ein Herd und eine Matratze sind seine einzigen Besitztümer bzw. die vom Vorbesitzer. Er erklärt, dass die Stadtwerke vergessen hätten den Strom abzustellen und dass die Gasflaschen mehr oder weniger leer seien, das Haus werde bald abgerissen.
Nachdem wir ordentlich gefrühstückt haben geht es wieder nach Margaret River, er möchte uns einen Campingplatz zeigen auf dem man umsonst Campen darf. Echt ein sehr schönes Plätzchen, wunderschön gelegen, jeder Platz hat eine eigene Feuerstelle und Wassertanks sowieso Bbq-Plätze gibt es auch. Wir bleiben! Wielange? Länger. Eigentlich kostet eine Übernachtung 7$, unser Ben kennt allerdings den Besitzer, der gerade übrigens nicht da ist. Er sagt, dass wir aber nicht zahlen brauchen, wenn wir Lust haben, könnten wir ihm ein paar Bier vor die Tür stellen, dann sei der Kerl schon glücklich. Der Park ist in einem Nationalpark, d.h. dieser Abschnitt der Natur wurde seit sehr langer Zeit nicht mehr wirklich berührt. Finanziert und gereinigt wird der Park vom Government, der Besitzer bekommt lediglich 200$ pro Woche dafür, dass er ab und zu mal prüft ob der Park in Ordnung ist. Vor der Rezeption hängt ein Schild, dass man sich selbst registrieren soll und das Geld, wie viel auch immer, soll man einfach in den Briefkasten stecken.
Tagsüber möchte er uns Busselton zeigen, auch eine sehr schöne Stadt. Es gibt einen Steg, der zwei Kilometer ins Meer führt und so kann man sich da Wasser auch von da anschauen. Die Stadt ist sehr schön hergerichtet, wir beschließen uns noch mal ‚n kleines Goonchen zu gönnen um zu prüfen ob unser Rucksacktourist auch was verträgt. Er spendiert noch eine Flasche Rotweingemischtmitwhatever und beschließt, es könne losgehen. Marius und ich finden den Kerl immer noch merkwürdig, er läuft einfach in jeden Laden rein und fragt nach Arbeit, und das Barfuß. Er kauft noch jede Menge Grillfleisch und beschließt, dass wir grillen. Coole Idee, aber wir der grillt, das hat man hier auch noch nicht gesehen. Unglaublich, mit den Mitteln die wir haben würden Marius und ich wahrscheinlich noch nicht mal ‚n vernünftiges Feuer hinbekommen, der Kerl mariniert sämtliche Sachen, kocht Braten mit Hilfe von lediglich Fleisch, Alufolie, Öl und drei Gewürzen. Er grillt uns Currygeschnetzeltes und belegt uns Sandwiches. Ey, Hallo? Der belegt uns Sandwiches! Auf einem Grillabend. Marius fragt ihn, ob er ihn „Mama“ rufen darf. Er bejaht, ich bleibe vorerst bei Ben. Nachdem er dann angefangen hat uns Cocktails zu mischen mit irgendwelchen Getränken, von denen Marius und ich noch nie etwas gehört haben war es echt vorbei. Marius nimmt ihn herzlich ihn den Arm, zieht ihn schließlich an seinem Arm zu mir und fragt ob wir ihn behalten könnten. Hmm, eigentlich spricht so direkt nichts dagegen. Er kennt sich aus, weiß wie man Arbeit bekommt, kann gut kochen, ist ‚n taffer Naturbursche der wahrscheinlich sogar in einer Wüste ein paar Jahre leben würde wenn er müsste und wirklich arm scheint er auch nicht zu sein. Er behauptet, dass es in Adelaide viel mehr Arbeit geben würde, das ist allerdings 2000Km von hier. Ben ist letztens von Darwin nach Perth getrampt, das sind mal eben 4000Kilometer. Hat ca. vier Wochen gedauert.
Da er uns nicht belästigen will beschließt er sein eigenes Zelt aufzubauen, das nur aus zwei Planen, zwei Stangen und ein paar Schnüren besteht. Mein Zelt mit diesen Mitteln würde dann ungefähr so aussehen

P l a n e
Steffen mit Schnüren als Kissen
P l a n e
B o d e n

Also ich zwischen zwei Planen mit Schnüren als Kissen, Ben jedoch kram noch schnell einen Schlafsack aus seinem Turnbeutel und zimmert sein Zelt in zwei Minuten hoch, das verblüffenederweise steht wie eine Eins, und das im Dunkeln ohne Licht.
Wir beschließen ihn vorerst zu behalten, wie wir es aus Ironie nennen.
Am Abend stellt er unter Beweis, dass er gerne Mal auf seinen Wanderungen für ein Säckchen Goon zu begeistern ist, geht aber vor Marius und mir in seine Mulde.

15.9.2012

Ich werde als erstes wach und kann den ganzen Krempel immer noch nicht glauben. Er macht uns Sandwiches. Er kocht wie ne Tv-Mama. Er ist der größte Draufgänger überhaupt, er hat mir gestern Fotos von seinem zweijährigen Sohn gezeigt. Der kümmert sich um alles für uns, wirklich alles. Der weiß alles. Langsam glaube ich, dass der Kerl bloß eine Illusion ist, dass Marius uns die ganze Zeit nur eingebildet haben, dass uns einer hilft und in Wirklichkeit sind Marius und ich einfach irgendwie auf einmal total schlau. So einen Typen kann es doch gar nicht geben!
Während Marius sich noch im Tiefschlaf befindet und ich versuche dem Braten namens Ben Glauben zu schenken steht dieser bereits auf um Kaffee zu kochen, den er uns wie selbstverständlich ans Bett bringt. Dafür hat er lediglich ein kleines Feuer gemacht und darauf Wasser erhitzt. Instantkaffee macht’s möglich! Zum Frühstück gibt es wieder Sandwiches, richtig lecker! Tagsüber versuchen wir einen Job zu finden in Margaret River, wie er vorhergesagt hat, wird das schwieriger als erhofft, die Weinfarmen haben für die nächsten vier Wochen keinen Job mehr. Wir versuchen es auch an mehreren Baustellen, keine Chance.
Unser Arbeiterbuch, das wir haben bestätigt, dass es in Richtung Adelaide tatsächlich höhere Chancen auf ein gutes Jobangebot gibt.

17.9.2012

Gestern haben wir nichts besonderes gemacht, Ben hat uns noch ein bisschen rumgeführt und traumhafte Strände gezeigt, ansonsten haben wir eigentlich nur den Tag über gefaulenzt und ‚ne ruhige Kugel geschoben. Ben hat natürlich wieder drei Mahlzeiten zubereitet, schon wieder Sandwiches. Also so langsam könnte er seiner Kunst mal ein bisschen mehr freien Lauf lassen! Jeden Tag Sandwiches.. Und der Kaffee kommt auch immer früher. Unseren Humor haben Marius und ich immer noch nicht verloren, ich frage mich auch ernsthaft warum. Na ja, zum Glück spricht Ben kein Deutsch und kann unsere ironsichen Sprüche à la „kein Kaffee vor neun“ oder „du weißt doch genau, dass ich mein Brot alphabetisch belegt haben möchte: Toast, Ketchup Braten, , nicht Toast, , Braten, Ketchup!!!“ nicht verstehen. Sonst wäre er sicherlich angefressen, aber wir meinen das ja nicht ernst.
Mittags, gleich nach dem Mittagessen, ruft er seine Tante an und macht uns einen Job in Morgan bei Adelaide klar. Das sind zwar knapp 3000 Km, er will das Spritgeld mit uns teilen, sprich ca. 300$ pro Partei. Klingt echt verlockend, wir finden hier echt schwierig Arbeit, haben einen kochenden Superheld dabei und werden unterm Strich sogar noch dafür bezahlt. Wir sagen ihm, dass wir noch eine Nacht drüber schlafen wollen und uns dann entscheiden wollen.
Zum Abendessen kocht Ben wieder Braten, dieses Mal mit Terriyaki-Kartoffeln und eingelegten Gemüse, Yeah!

18.9.2012

Marius und ich beschließen mit Ben zu reisen. Er kennt sich aus, weiß wo es am schönsten ist, teilt das Spritgeld mit uns, kocht, wäscht ab, organisiert uns einen Job, was will man mehr. Bevor wir abreisen will Ben noch schnell bei seiner Cousine vorbei. Seine Cousine trägt recht gelassen den Pennerlook und sieht irgendwie total drauf aus. Nach dem Händeschütteln geht’s für Marius und mich sofort zum Hände waschen! Sie sieht echt fertig aus, sie gibt ihm irgendwas und wir reisen los. Nach ca. zwei Stunden kramt Ben einen Johnny Walker aus seinem Ranzen und ruft cheers! Marius und ich wollen jedoch fahrtüchtig bleiben und verzichten, Ben scheint echt in Urlaubsstimmung zu sein. Er gönnt sich ordentlich was aus dem Johnny Walker und ist seit dem wie verwandelt: Er schnauzt uns nur noch an, meckert die ganze Zeit, will selber fahren weil er meint, dass wir zu langsam seien, jede Tankpause wird als Sinnlos erachtet.. Er kann nicht verstehen, warum wir nicht trinken UND fahren wollen. Er erklärt, sein Vater mache das so, seine Mutter, seine Schwester, einfach jeder in seinem Umkreis. Echt komisch auf einmal dieser Typ.
Wir halten in Albany an und machen eine Pause. Wir gehen in ein Geschäft und Marius und ich finden zwei Sonnenbrillen schön, allerdings kaufen wir sie nicht, da sie uns zu teuer waren. Draußen vor dem Geschäft händigt Ben uns auf einmal die Sonnenbrillen aus. Er hat sie geklaut. Wir sagen ihm, er solle sie zurück bringen, er sagt, dass wir sie entweder behalten können oder er schmeißt sie zerbrochen in den Müll. Da die Sonnenbrillen echt schön waren und Marius und ich echt keine Lust hatten irgendwo mit reingezogen zu werden beschließen wir, die Brillen zu behalten.
Die weitere Fahrt ist Ben weiterhin schrecklich mürrisch und unerträglich. Er schnauzt Marius an, dass er gefälligst besser Englisch reden soll und gibt mir die Schuld für zu hohen Spritverbrauch. Wir beschließen gegen ein Uhr nachts auf einem Rastplatz zu schlafen, wir wollten eigentlich 100km bis nach Esperance weiterfahren und da übernachten, da wir jedoch recht wenig Sprit im Tank haben und die Tankstellen alle geschlossen sind beschließen Marius und ich zu rasten. Ben ist eh schon eingeschlafen. Beim Anhalten wacht Ben auf und ärgert sich, dass wir nicht weiterfahren. Er will weiterfahren erklärt er und genehmigt sich einen großen Schluck aus der mittlerweile ¾ geleerten Johnny Walker Flasche. Wir sagen ihm, er soll nu gefälligst die Füße still halten und den Mund zu machen, er schläft ein. Marius und ich trinken noch etwas vom Johnny Walker und lassen und die ganze Chose durch den Kopf gehen.
Wer ist dieser Kerl? Warum war er die ganze Zeit so unglaublich freundlich und zuvorkommend? Wieso kocht er uns Kaffee oder klaut uns Sonnenbrillen? Seit dem er bei seiner Cousine war verströmt er einen unglaublich starken und penetranten Parfümgeruch, außerdem bewacht er seit dem seine komische schwarze Tasche wie seinen Augapfel. Er schläft sogar darauf. Warum hat er auf einmal diese unglaubliche Hektik? Wenn wir genauer nachdenken fällt uns auf, dass er seit Tag eins, wo wir ihn kennengelernt haben, versucht hat sich an uns zu binden und uns zum Reisen zu überreden. Seit dem wir an ihn gebunden sind, wir mit ihm gereist sind, ist er ein völlig anderer Mensch.
Plötzlch wird und einiges klar: mit dem stimmt was nicht. Vielleicht schmuggelt er was oder wie auch immer, irgendwas stimmt mit dem Jungen nicht. Wir beschließen ihn wieder abzugeben.

19.9.2012

Wir haben beide fast gar nicht geschlafen, Ben hat auf der Rückbank im Schlaf wie verrückt rumgetobt. Wir tanken und brechen nach Esperance auf. Ben ist wieder bester Dinge und sagt er wolle fahren. Kann er voll vergessen.
In Esperance sagen wir ihm, dass wir schwer keine Lust mehr haben mit ihm zu reisen, da er irgendwie uns zu schräg ist. Er entschuldigt sich und unser Verlangen, dass er sich verp**st trifft auf Unverständnis. Wir erklären es ihm drei Mal und dann scheint er es verstanden zu haben. Er fragt uns, ob wir ihn noch 80Km bis nach Norseman fahren können, da er sonst nirgendwo mehr hinkäme und echt ein großes Problem habe. Wir beschließen, ihn mitzunehmen, da wir sowieso in diese Richtung müssen. Die folgenden 80Km waren die längsten 200Km meines Lebens. Er versucht sich einzuschleimen und alles. Er schenkt Marius seine Uhr und mir seine Lederjacke. Wir erklären ihm, dass wir den ganzen Kram gar nicht haben wollen und dass er einfach nur verschwinden soll, er beschließt Mittagessen zu kochen.
Wir fahren mit ihm zur nächsten Tanke und schmeißen ihn mehr oder weniger raus. Für den Fall, dass er in Ordnung ist, und Marius und ich bloß falsche Vorstellung hatten, haben wir ihm 70$ gegeben, damit er nicht völlig kaputt geht. Außerdem hab ich ihm meine Flip Flops gegeben, da er keine Schuhe mit hatte.

Was mit dem Typen nicht gestimmt hat wissen wir nicht. Vielleicht war er ja auch in Ordnung, wir wissen es nicht. Das mir dem Klauen scheint er öfters zu machen, immer wenn er uns etwas mitgebracht hat, hatte er nie einen Bon oder eine Tragetasche dabei. Generell haben wir auch nie Geld bei ihm gesehen.

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