Sonntag, 26. August 2012

Die Farm

Internet ist hier wirklich schwer zu bekommen, wir leben ziemlich weit Abseits von der Zivilisation und der Internetempfang ist sehr schlecht trotz Verstärkerantenne.

19.8.2012

Es ist Sonntag! Für uns nichts Besonderes denn wir haben 1.) keinen festen Job mit geregelten Arbeitszeiten, 2.) kein angemeldetes Auto und dementsprechend ist es uns wumpe ob irgendwo irgendein Geschäft offen oder zu hat und 3.) bekommen wir hier sowieso nicht viel mit was mit diesem Zivilisadingens zu tun hat. Aber das ist auch gut so. Wir fühlen und beide etwas schwammig und beschließen erst mal im Bett zu bleiben. Mir geht es echt nicht gut und so beschränken sich meine Mahlzeiten auf zwei Dosen Cola und ein Glas Milch. Ein Glück hat Marius ein Lazareterstehilfenotfallseelsorgepaket dabei und wir sind sogar gegen Krankheiten bewaffnet, von denen wir beide noch nie etwas gehört haben.
Gegen 15 Uhr beschließen wir mal die Gegend auszukundschaften. Der benachbarte Wald ist echt krass, da stehen Bäume, die hat man im bergischen noch nie gesehen, auch die Vögel die hier rumflattern sind echt schräg. Diese schrägen Vögel sind saubunt und geben auch stellenweise fragwürdige „krächz“-laute von sich, die mich mehr an eine sterbene Ratte erinnern. Aber na ja, vielleicht üben die noch.

21.8.2012

Wir leben jetzt ziemlich genau eine Woche hier auf der Farm in der Nähe von Magaret River und haben uns gut eingelebt. Man vermisst schon irgendwie Muttis Küche, aber dafür wissen wir jetzt welche Fertigsoßen gut sind und welche nicht.
Wir lernen jetzt auch endlich mal unser gutes, bergisches Wasser zu schätzen! Unser Wasser Zuhause aus dem Wasserhahn ist glasklar, Wasser eben, das hier erinnert mehr so an Kakao. Schmeckt leider nicht so. Die Umwelt wird hier stellenweise auch etwas mehr vernachlässigt. In Deutschland ist es schon verboten, sein Auto zu waschen damit keine Öle etc. ins Trinkwasser kommen und hier stehen einfach mal so ein 1000L Benzin- und Dieseltank auf dem Hof. Bei dem Versuch unser Quadt zu tanken haben wir dieses eben fast in die Luft gejagt!

22.8.2012

Heute mussten wir früh aus den Puppen, da wir um acht Uhr einen Termin mit dem Mechaniker hatten, der unser Auto inspizieren möchte. Dafür habe ich mir bereits letzten Freitag eine weitere 48-Stunden Fahrerlaubnis für heute und morgen organisiert. Wir sind natürlich pünktlich wie ein Zimmermann und stehen kurz vor acht vor seiner Tür und klopfen. Er ist noch nicht da. Er kommt so gegen neun an und reibt sich seine verschlafenen Augen. Das ist Australien! Überhaupt kein Problem für Marius und mich, wir haben es nicht anders erwartet, wollten aber auch nicht einfach so eine Stunde später auftauchen. Gegen 12 Uhr und jede Menge Kaffe kommen wir zurück und er erklärt uns was alles kaputt ist. Marius witzelt, dass er uns besser erklären sollte was nicht kaputt ist, aber ganz so schlimm ist es nicht. Problem ist nur, dass er ein Teil nicht organisieren kann. Das Auto schläft heute eine Nacht bei dem Mann, vielleicht findet er ja doch noch eine Lösung.

Eigentlich wollten wir mit Nicole heimfahren, allerdings durch ein Missverständnis meinerseits verpassen wir uns. Da wir unglücklicherweise keine Taxinummer eingespeichert haben, lassen wir uns genervt die Nummer von einem Charterservice geben. Ein Albaner mit klapprigem Mitsubishibus holt uns ab und gibt vollgas. Sehr geile Taxifahrt, die Innengeräusche vom Interieur übertönen den Motor und Anschnallgurte gibt es gar nicht erst, obwohl es einen Aufkleber gibt, der uns verbietet ohne Anschnallgurt mitzufahren. Wie hat er das durch den Tüv bekommen?!

23.8.2012

Da unser Auto noch bei dem Mechaniker ist, beschließen wir, unseren Albaner des Vertrauens zu kontaktieren, dass er uns wieder abholen soll. Pünktlich wie ein Maurer steht er vor der Tür und begrüßt uns grinsend. Marius sendet noch schnell ein ausführliches Stoßgebet gen Himmel, Mekka und was ihm noch so einfällt und steigt misstrauisch ein. Viel größer ist die Freude, als er eine zwei Dollar Münze auf seinem Sitzplatz findet.
Der Mechaniker ist bester Dinge uns bietet uns ein Bier an, da er noch eine Kleinigkeit am Auto schrauben wolle. Sein Ordnungssystem ist der Hammer! Ungelogen: Er verteilt seine Schraubenzieher schwungvoll in alle Himmelsrichtung in der Werkstatt, sein Lehrling läuft hinter ihm her und sortiert sie nach Größe, Farbe und Form und packt sie zurück in den Werkstattkoffer. Während Cheffe am Auto schraubt, steht der Lehrling mit einer Auswahl an Schraubenziehern, Zangen und Hämmern daneben. Cheffe dreht sich um, nimmt eine Zange, wirft sie auf den Boden und wendet sich wieder dem Auto zu. Der arme Lehrling.
Anfangs stand das Auto noch auf der Hebebühne, er lässt es runter, fährt es raus und erklärt, er müsse nur noch eine Motorwäsche machen. Gesagt- getan.

Das Auto springt nicht mehr an.

Er schraubt, dreht und kurbelt, der Lehrling ordnet, sortiert und sucht, wir stehen daneben und können es nicht fassen, was für ein Glück, das Auto bleibt liegen und das direkt beim Mechaniker. Der Mechaniker ist immer noch bester Dinge, zum Nachteil für den Lehrling, der deswegen umso mehr Schraubendreher suchen muss. Nach einer Stunde Schrauben, werfen und sortieren baut er einen neuen Starter ein und erklärt uns, dass dieser aufs Haus gehe. Am Dienstag bekommt er das letzte fehlende Teil, wir machen einen Termin und hoffen, dass wir nun endlich nach zwei Wochen rumfahren und rumquacken unser Auto nächste Woche angemeldet bekommen.
Das feiern wir mit einer Box Goon. Goon ist ein Weinverschnitt, der hier offenbar das einzig finanzierbare alkoholische Getränk ist. Kennt jemand Wein aus’m Tetrapack? Schön wär’s! Ein Tetrapack, was für ein Luxus! Goon gibt es nur in vier- der fünf Liter Boxen, und, naja, man kauft eine Box in der sich dann ein Sack mit Goon befindet. Einfach nur ein silberner Sack.
Wenn man den Inhalt mit Zucker mischt schmeckt’s wie abgestandener Asti, wir hatten halt was zu feiern.

24.8.2012

Ouh, du gottverdammter Goon, fahre zur Hölle und bleibe da. Marius behauptet, dass heute Nacht ein extra langer Güterzug über seinen Schädel gefahren ist. Auch ich wunder mich, wer zum Teufel den Typen mit dem Presslufthammer in meinen Schädel gelassen hat. Wir nehmen es leicht und helfen Nicole auf der Farm. Sie gibt uns einen alten Pick-up und schickt und Stöcke holen. Mit von der Partie: Fluffi, ein stinkender Hund, der sich weigert die Ladefläche zu verlassen. Nicht mal auf den Stöckchentrick springt er an. Nicole erklärt uns, wir sollen ihn einfach unter den Ästen begraben.

Die Äste sollen wir auf eine der Müllkippen bringen. Die schmeißen da echt alles weg, ich frag mich auch, warum Marius und ich bis jetzt die Mülltrennung beachtet haben. In der Müllkippe war: Plastik, Metal, Kompost, mehrere tote Kuhbabys, ein halber Rasenmäher…Alles halt, echt ekelhaft, da kommt dann Erde drauf und das wird einfach vergraben.
Am Abend sitzen Nicoles Kinder im Garten und verbrennen Plastikflaschen gemischt mit einer großzügigen Menge Benzin.

26.8.2012

Heute ist Sonntag und unsere Stimmung passt zum Wetter, es ist nämlich „Körbchenwetter“, d.h. das Wetter ist so schlecht, dass nichtmals der ehrgeizigste Hund Lust auf einen Spaziergang hätte und lieber im Körbchen bleiben möchte. Wir verbringen unseren „lazy Sunday“ also damit Filme zu schauen und Käsetortillas zu verdrücken. Top Tag!
Gegen Abend habe ich mir überlegt doch mal ein kleines Ründchen joggen zu gehen. Hier laufen nachts echt komische Vögel rum, zuerst habe ich Vögel gesehen, die ungefähr die Größe und Form eines Strauß hatten, jedoch anders aussahen. Danach ist mir ein Känguru über den Weg gehopst. Mensch, die lassen uns im Sackhüpfen sicherlich alt aussehen.

3 Kommentare:

  1. http://www.youtube.com/watch?v=1SU1E-B3aIE

    ohhh nein wie cool:) ihr seit soo herzallerliebst und ich vermisse euch soo..und könnte jedes mal heulen wenn ich endlich wieder was von euch höre :'( :D :*:*
    und Schatz ! du musst wirklich irgendsoein schriftmensch autortyp werden^^ du hast es sowas von drauf:*:*
    ich vermisse euch...und eh morgen ist mattinée aber ohne steffen ohne mich xD nchstes Jahr 9 uhr^^:*

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  2. Hey scheint ja als ginge es euch immer noch gut da unten!
    War eben mit den Eltern in Robin seinem Restaurant essen, mhmmmmmm!
    Hab von Vadda gehört ihr habt telefoniert!?!
    Mach mal bei Zeiten dein Skype an!
    Vermisse dich Brüderchen lass es Krachen und Gruß an den Marius!
    Bis bald mal!

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  3. Hallo Ihr Beiden, super wieder was von Euch zuhören, stellt doch noch ein paar Bilder dazu, würden gerne wissen wie es auf der Farm aussieht, und auch ein paar Bilder vom Auto wären nicht schlecht.
    Alles Liebe
    MaPa

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