Dienstag, 22. Januar 2013

Tuna, Simon und ein ziemlich teurer Parkplatz

14.1.2013

Es ist mal wieder unglaublich heiß und da wir mittlerweile zu fünft sind, beschließen wir, irgendwo hin zu fahren, wo es klimatisiert ist und so reisen wir in die nächste Bücherei. Wir haben Spaß mit dem kostenlosen Internet und genießen die Temperatur. Nichtsdestotrotz sind Marius und ich noch auf der Suche nach Arbeit. Beim Ben, unserem ehemaligen Chef, haben wir sicherlich einen Stein im Brett, seitdem ich ihm letztens die Leute von der Arbeitsagentur auf den Hals gehetzt habe, weil er nicht zahlen wollte. Ich rufe ihn an und er erklärt, dass er zur Zeit keine Arbeit habe. Ich gebe Bens Nummer an Arne und Tobi (die anderen beiden Backpacker) weiter und Ben sagt, sie könnten morgen anfangen. Alles klar, das war’s dann wohl mit dem Weinberg.
Gegen Abend kochen wir zusammen und Tobi ruft einen anderen Arbeitgeber an, bei dem er vorher schon mal mit Arne zusammen gearbeitet hat, der Arbeitgeber hat morgen Arbeit für vier von uns. „Juhu, endlich wieder in die Firma“ freut sich Marius und auch ich freue mich auch über Arbeit.

15.1.2013

Die „Firma“, wie Marius es stets nennt, ist eigentlich gar keine Firma sondern nur eine Garage in der wir Tomaten sortieren. Wir sortieren nach Größe, Farbe, Lust und Laune, immer wenn wir zwölf kleine Päckchen voll haben, sortieren wir diese in einen Karton und pro Karton bekommen wir zwei Dollar. Das ist das erste Mal, dass wir keinen Stundenlohn haben sondern nach Menge bezahlt werden, dieses Mal heißt es „auf Zeit“ arbeiten, nicht „zeitweise“ mal arbeiten. Irgendwie hat uns der andere Job besser gefallen, da hat man auch viel mehr Geld verdient. Nachdem wir alle Tomaten fleißig einsortiert hatten, kam eine Lieferung Brombeeren und Himbeeren, insbesondere bei den Himbeeren war es schwierig, aufeinen Stundenlohn von mehr als acht Dollar zu kommen, das ist hier so gut wir gar Nichts. Ein Glück ist gar nicht mehr so viel zu tun, gegen 17 Uhr machen wir Feierabend, am Samstag können wir wieder arbeiten. Super! Verlängertes Wochenende! Das passt uns super, wir kaufen alles für einen Grillabend (Fleisch, Goon) ein. Der Abend mit den anderen Backpackern ist sehr lustig und wir bleiben lange auf.

17.1.2012

Unser glorreiches Quintett hat beschlossen, nach Melbourne zu fahren, Tobi und Arne heißen ab jetzt Tuna und Simon, da Marius mit den Namen durcheinander gekommen ist. „Reisegruppe Melbourne“ bricht gegen Mittag auf und kommen am frühen Nachmittag am Strand in Melbourne an, und das ist auch gut so, da es heute unglaublich heiß ist. Wir bleiben sehr lange im Wasser und fahren anschließend zu Freunden von Tuna und Simon, die hier studieren und ein Haus gestellt bekommen haben. Heute Abend wollen wir das Nachtleben in Melbourne mal unter die Lupe nehmen. Eine Lupe brauchen wir auch, in der Nacht lebt leider gar nicht so viel wie erhofft, die meisten Clubs oder Pups haben entweder ab ein Uhr nachts geschlossen, oder sind unbezahlbar. Im „Luna Park“ haben sich zwölf Trommler eingefunden, die auf ihrer Trommel trommeln und so einige begeisterte Trommelfans um sich scharren. Wir hören den Trommlern eine Zeit lang zu und fahren anschließend mit der ersten S-Bahn nach Hause. Tuna kennt sich am Besten von uns in Melbourne aus und so sind wir auch schon gegen Sonnenaufgang zurück in der Wohnung, in der wir auch übernachten dürfen.

18.1.2012

Nachdem alle ausreichend geschlafen und gefrühstückt haben, brechen wir auf in Richtung Melbourne. Wir wollen auf den Victoria Market, ein sehr großer und berühmter Markt in Melbourne, der allerdings nur bis 17 Uhr geöffnet hat. Da wir sowieso mal wieder spät dran sind, beschließen wir, nicht außerhalb von Melbourne zu parken sondern diesmal gleich in der Innenstadt. Die Schilder sind unschlüssig, wir sind uns aber sicher, dass wir auf den Platz wo wir stehen, auch stehen dürfen. Parkhäuser kosten in der Innenstadt 17$ pro Stunde. Der Victoria Market natürlich schon um 16 Uhr vorbei und nicht wie ausgeschrieben um 17 Uhr, wir lassen und jedoch mal wieder nicht aus der Ruhe bringen und traben zurück Richtung Auto.

Kennt ihr den Moment, wenn man in ein Parkhaus geht und sich so denkt:“ Ey man, wo ist mein Auto?“ Auf größeren Parkplätzen passiert das auch schon mal. Unser Auto haben wir in der Victoria Street stehen lassen, als wir jedoch auf das schwarze Stück Asphalt geblickt haben, auf dem vorher unser Auto stand, hatten wir leider keinen dieser „Ey man, wo ist mein Auto?“ Momente, das war mehr so ein „F*?k, mein Auto ist weg!!“ Moment. Unser Auto ist weg. Aber wo ist es? Geklaut? Schließlich entdecken wir auf dem Schild ein kleines, rotes „C“ und eine Aufschrift, die uns verbietet zwischen 16 Uhr und 18 Uhr dort zu parken, sonst darf man so lange dort stehen wie man will. Wir haben 16:20 Uhr. Auf der Parkuhr entdecken wir einen kleinen Sticker, auf dem eine Telefonnummer vom Abschleppdienst steht. Die elektronische Frauenstimme verrät mir, dass ich mein Auto am anderen Ende der Stadt wieder abholen kann, 322$ kostet uns der Spaß. Ironischerweise liegt der Abschleppdienst genau auf der Straße, auf der wir ursprünglich und umsonst Parken wollten. Dort angekommen warten ca. 15 Leute mit uns zusammen an der Kasse um ihr Auto abzuholen, der Abschleppdienst ist nur für die Innenstadt von Melbourne. Anscheinend sind wir nicht die einzigen, die das mit den Schildern nicht auf Anhieb verstanden haben. Kleinen rotes „C“ bedeutet also: Abschleppen. Die Innenstadt ist noch mal in drei Bezirke aufgeteilt die natürlich auch noch mal unterschiedlich viel kosten, ein Glück haben wir uns den günstigsten Abschlepptarif ausgesucht. Und wenn das alles wäre: Da wir auf dem falschen Parkplatz geparkt haben, sind wir logischerweise Falschparker, das belohnt die Stadt mit weiteren 141$. Dagegen ist falsch Parken in Deutschland ja ein Schnäppchen. Ab 16 Uhr durfte man da nicht mehr parken, wir haben um 16:04 das Parkticket für’s falsch Parken bekommen und wurden um 16:11 abgeschleppt. Das nenn ich mal Service!!!
Andere Leute kaufen sich einen Parkplatz für 17$ die Stunde und wir leisten uns gleich den Premiumplatz mit Überraschungseffekt. Na ja, immerhin wissen wir jetzt, wie viel der teuerste Parkplatz in Melbourne kostet: 463$.

19.1.2013

Auf geht es wieder in die Firma, Himbeeren sortieren und Brombeeren stapeln. Wir lassen uns auch nicht mit der Sache mit dem Parken aus der Ruhe bringen. Viel wichtiger ist, wir brauchen jetzt wieder einen Job! Ben, der ehemalige Traubenpflückerchef geht nicht mehr an sein Handy und Tuna und Simon wollten ja eigentlich auch schon für ihn arbeiten, haben es jedoch mangels Erreichbarkeit seinerseits nicht geschafft ein Treffen o.Ä. zu arrangieren. Schließlich nehme ich unser Handy, stelle ein, dass der Angerufene meine Nummer nicht sehen kann und rufe erneut an. Dieses mal melde ich mich nicht wie sonst immer unter dem Namen „Steve“, sondern „Steffähn“, mit einer langen Betonung auf dem „äh“. Ben sagt, dass er gerade noch vier deutsche Backpacker gebrauchen kann und wir sind eingestellt. Ha!, was für ein Idiot. Wir stapeln und verpacken noch ein paar Beeren, fahren nach Hause zum Campingplatz und freuen uns.

21.1.2013

Um 7:30 sollen wir da sein und sind pünktlich wie die Maurer eine halbe Stunde zu früh. Chris, unser Supervisorin, also die Chefin, kennen Marius und ich noch vom letzten Jahr, da wir auch schon mal mit ihr gearbeitet haben, ist auch schon da und freut sich, dass wir so pünktlich sind. Unsere heutige Arbeit nennt sich „botteln“, wir füllen Weinflaschen ab. Dafür hat sich das Weingut eine mobile Bottelmaschine kommen lassen, in einem Truck werden die Flaschen erst gereinigt, abgefüllt, Drehverschluss bzw. Korken drauf gepresst, etikettiert, in Kartons gelegt und gestapelt. Marius und Simon haben die Kartons gestapelt während Tuna die Flaschen in die Kartons gelegt hat und ich die Flaschen vorne in die Maschine gestellt habe. 27.428 Flaschen haben wir an dem Tag abgefüllt, alle 1,167 Sekunden stellt die Maschine eine Flasche fertig. Nach elf Stunden werden wir auf ein Bier eingeladen und das Weingut schenkt uns 13 Flaschen Wein.

22.1.2013

Ben schreibt uns um fünf Uhr morgens, dass er heute nur zwei von uns vieren gebrauchen kann. Marius und ich bringen Tuna und Simon zur Arbeit und gehen etwas in die Stadt, da wir unser Auto mal richtig gründlich reinigen wollen. Die Staubsauger in der Waschstraße erinnern an einen „einarmigen Banditen“ aus Las Vegas, viele bunte Farben und Leuchtschriften versuchen einen davon zu überzeugen, sein Auto mit einer Sprühpistole von innen einzusprühen, um anschließend einen feschen Erdbeer- oder Vanilleduft im Interieur zu haben. Echt verrückt, diese Australier.

1 Kommentar: